
The Dillinger Escape Plan - Ire works
Relapse / Rough TradeVÖ: 09.11.2007
Resozialisierung
Alben über Webstreams zu hören, ist ungefähr genauso wie Nudeln mit Tomatensoße in der Instantversion zu essen und dann diese aufblasbare Kuh aus dem EMP zum Nachtisch von hinten zu beglücken – unlecker, pervers und gesundheitsgefährdend. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes, und da kommt auch nichts bei rum. Man fühlt sich danach immer noch genauso hungrig und genau das Gegenteil von befriedigt. Nichts gegen Einsparpolitik der Labels, im Gegenteil, uns schmeckt ja so Billigfraß ganz gut, aber irgendwie ist die Vorstellung peripher: Erst abgefertigt werden und dann hochpopkulturell irgendwas zusammenerörtern, deuten, bewerten, interpretieren und urteilen. Geht einfach nicht.
So hört man nun die ersten Sekunden von "Fix your face" und weiß bei Leibe weiß nicht, was man denken soll. Es kracht, ist laut, wird wieder leise, schreit, rauscht, drischt, rockt, kratzt, brummt und klingt dabei irgendwie, naja, schon irgendwie nur mäßig, so vom Sound her. Das kann jetzt an The Dillinger Escape Plan liegen, weil man bei denen ja nie weiß, was einen erwartet. Es kann aber auch an den 96-kBit/s-MP3s oder sonstwas liegen, keine Ahnung. Gehört der kratzige, leicht rauschende Sound zum Konzept? Ist das letztendlich gar gewollt? Oder liegt es ganz einfach an einem drittklassigen Flashplayer, der einem mächtig den Genuss vermiesen und die Vorfreude nehmen kann? Vielleicht sollte man in Zukunft ohnehin die Produktion in Bewertungen außen vorlassen, Artworks spielen ja auch keine Rolle mehr.
Passend zur angepissten Stimmung des ersten Songs gibt es danach zum Glück gleich noch einen Brecher, mit dem man seinem Frust erneut freien Lauf lassen kann. Argh!!! Stresst, aber tut verdammt gut, so zum Runterkommen. Schafft man es dann doch, dem Ganzen eine Sekunde lang ein ruhiges Ohr zu gönnen, wird man feststellen, dass "Ire works" bis dahin erstaunlicherweise fast schon so rock'n'rollig ist, wie es Every Time I Die mittlerweile auch geworden sind. Gut, das ist jetzt nicht die Neuerung, für die The Dillinger Escape Plan mit jedem neuen Album eigentlich bekannt sind, aber spätestens ab "Black bubbelgum" dürften dann doch einige hochschrecken: mitsingbare Eingängigkeit, gefolgt von - wenn überhaupt - lediglich leicht verwirrter Elektronik und einem Detektivkrimi-Interlude, bevor es danach wieder in die Kerbe geht. Einzeln betrachtet ist das die bisher leichteste Kost der Band, aber selbst die muss in genau dieser Reihenfolge muss auch erstmal verstanden und verkraftet werden.
Zumal es danach nicht besser wird. In der zweiten Hälfte spitzt sich dieser Wechsel zwischen scheinbar wirrem Krach, bewusst chaotisch-mathematischen Gitarren, andererseits aber auch rein rockigen Elementen, Melodiosität und wirklich ruhigen Parts noch mehr zu. Und genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet, eröffnet sich in "Dead as history" plötzlich der prägnanteste Gesang des ganzen Albums, und "Mouth of ghosts" entpuppt sich mit seinem Strandfeeling als bester Gute-Nacht-Song der Woche. Allein durch die Tatsache, dass man derart entspannt aus einer Platte von The Dillinger Escape Plan entlassen wird, beweist die stetige Weiterentwicklung der Band. So einfach geht das - und man hat schon lange gar keine Lust mehr, über Flashplayer zu meckern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lurch
- Dead as history
Tracklist
- Fix your face
- Lurch
- Black bubblegum
- Sick on Sunday
- When acting as a particle
- Nong eye gong
- When acting as a wave
- 82588
- Milk lizard
- Party smasher
- Dead as history
- Horse hunter
- Mouth of ghosts
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The MACHINA of God
2015-04-02 20:20:29
Oh ja, "Mouth of ghosts".
Affengitarre
2015-04-02 18:29:32
Zwar nicht ihr Bestes, aber schon echt gut. "Dead as History" und "Mouth of Ghosts" sind top.
The MACHINA of God
2015-03-06 19:30:35
Ach, hätte ich die gern mit "Between the buried and me" zusammen gesehen.
...
2009-07-15 20:55:33
the casting out als vorband...nun ja...
cupidus
2009-06-04 14:24:46
weiß jemand was bezüglich der vorband auf der kommenden tour?
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