
Pétur Ben - Wine for my weakness
12 Tónar / CargoVÖ: 14.09.2007
Flutlicht
Wenn Pétur Thór Benediktsson ein knallharter Geschäftsmann wäre, hätte er seine Seele schon längst nach Las Vegas verkauft. Mit glitzernder Elvis-Wurstpelle überzogen würde er in einer parfümbewölkten Manege durch nicht mehr ganz saubere Sägespäne stiefeln, die kratzbürstigen Raubkätzchen, die doch nur spielen wollen, tunlichst ignorieren, und Siegfried und Roy "White tiger" in die Fönfrisur trällern. Doch anstatt einen Langstreckenflug in die Staaten zu buchen, hat er seinen Namen abgekürzt und als Pétur Ben mit "White tiger" bloß einen Nummer-Eins-Hit in seiner Heimat Island gelandet. Kein Wunder, dass er sich erst mal ein bisschen Melancholie hinter die Binde kippen musste, seine Musik lakonisch allen hart arbeitenden Menschen widmet und als Anleitung zum Bändigen der eigenen Dämonen verstanden wissen möchte.
Pétur Ben nimmt sich Zeit. Viel Zeit. Fünfzehn Sekunden dauert es, bis sein Debüt-Album überhaupt das erste Tönchen von sich gibt und sich dann auch noch den achtminütigen Luxus gönnt, genüsslich auszuufern. Mit seiner naturgewaltigen Percussion, dem meditativen Piano und der verträumt umherpflügenden Steel Guitar klingt "Look in the fire" zunächst ganz deutlich nach der größten Vulkaninsel der Welt. Plötzlich grätscht allerdings eine uramerikanische Roots-Rock-Gitarre in das Idyll hinein und zeigt seine beunruhigend scharfen Hauerchen. Dagegen wäre eine Konfrontation mit den Samtpfoten von Siegfried und Roy ein Witz gewesen. Und dann beginnt Pétur Ben auch noch zu singen wie ein Crossover-Musikant, im Fachjargon heißt das wohl "shouten". Wenn nach diesem Opener eins klar ist, dann dieses hier: Man sollte diesen Herrn aus Reykjavik besser nicht voreilig in irgendeine Schublade stecken.
"Wine for my weakness" wurde in Island bereits im August 2006 veröffentlicht und bei den Icelandic Music Awards gleich zum besten Rock-Album des Jahres gewählt. Wobei der Begriff "Rock" in diesem Zusammenhang natürlich maßlos übertrieben ist. Das sanft angejazzte "Pack your bags" zum Beispiel könnte man sich auch genauso von Damien Rice vorstellen, und Pétur Bens Gattin Anna Kristin macht sich ganz hervorragend in der Rolle der Lisa Hannigan. "I'll be here" bezirzt mit wunderbar pathetischen, bittersüßen Streicher- und Bläserarrangements und lieblicher Mondschein-Poesie: "If I was the sea / I'd let you walk on me / And always catch your arm before you fall." Dass seine Hauptbegabung bei den getragenen Balladen liegt, hindert Pétur Ben jedoch keineswegs daran, vor allem im Titeltrack und dem äußerst passend betitelten "Something radical" weiter seine weniger fragilen Wurzeln zu offenbaren: Er ist nämlich Gitarrist des bekannten isländischen Künstlers Mugison. Zum Finale serviert er dann aber erfreulicherweise wieder einen Piano-Schleicher in adretter Kontrabaß-Begleitung mit überbordenden Emotionen. Und ein wichtiger Hinweis für die werte Hörerschaft: "Make way for the flood." Auch in Las Vegas.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Pack your bags
- I'll be here
- Make way for the flood
Tracklist
- Look in the fire
- Pack your bags
- I'll be here
- Wine for my weakness
- Something radical
- Morning light
- White tiger
- Where children rule
- Alone
- You woke me
- Make way for the flood
Im Forum kommentieren
paccomiguel
2009-06-02 20:40:00
bestes album 2007...
comeback kid
2008-04-07 12:10:23
word!
deelex
2008-04-07 01:09:38
jop
hab sie auch gesehen war echt einzigartig
klasse musik
hab mir das album gleich gekauft
jeden cent wert
comeback kid
2008-02-25 12:50:29
http://www.myspace.com/peturben
sehr schönes album. folk. rock. indie. live in münster war sehr großartig!
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- Pétur Ben - Wine for my weakness (4 Beiträge / Letzter am 02.06.2009 - 20:40 Uhr)