Enon - Grass geysers...carbon clouds

Touch & Go / Southern / Soulfood
VÖ: 12.10.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Glückshormone

Bislang durfte man bei Enon immer das Gefühl haben, jemand hätte fürchterliche Unordnung in ein Kinderzimmer gebracht und das Durcheinander hinterher zu vertonen versucht. "Grass geysers...carbon clouds" ist nicht nur so seltsam figurativ benannt, wie es eigentlich nur die noch ungezähmte Phantasie von Hosenscheißern hinbekommt. Das vierte Enon-Album klingt auch noch so, als hätten sie die quietschbunte Kinderzimmerausstattung gleich kubikmeterweise ins Studio gekarrt.

Das das mit ziemlichem Gepolter einhergeht, dürfte jeder nachvollziehen können, dem jemals ein versehentlich geöffneter Schrank ziemlich viel Schrankinhalt entgegengeworfen hat. Ähnlich unsortiert fallen in "Mirror on you" die Halleffekte auf Toko Yasudas Stimme, während ihr Bass zu putzmunteren Handclaps über John Schmersals Falsett nörgelt. So muss das sein, so macht das Spaß.

Weil man sich gerade schon beim Hüpfen erwischt hat, hört man zu "Colette" und beim gurgelnden "Dr. Freeze" dann auch noch lange nicht auf damit. Das mag zwar alles recht vorhersehbar vonstatten gehen, legt aber genau deswegen sofort los. "Peace of mind" wackelt mit jedem Arsch, den man gerade noch kontrollieren kann. Man schüttelt sich zu "Those who don't blink" und verliebt sich in die romantische Unruhe von "Sabina". Überhaupt ist Nervosität ein Thema auf "Grass geysers...carbon clouds". Wo sich schon die ganzen Störgeräusche und Effektblubbereien angestrengt zusammennehmen, damit die zwölf Indiehymnen auch gefälligst Indiehymnen sein können, spürt man ständig einen wohligen Zappelzwang. Songs mit Restless-Legs-Syndrom.

Der kaum gebremste Schwung der ersten Albumhälfte hat also den Körper schon klargemacht. Mit den klappernden Drums und den Saitenhall von "Pigeneration" in Tateinheit mit dem aufmuckenden Verzerrer von "Mr. Ratatatat" muss dann auch noch der Verstand dran glauben. Yasuda und Schmersal jonglieren mit Ohrwürmern und werfen sich die Neuronen zu, als wären es niedliche Plüschtiere. Wenn gegen Ende der Pokémon-Pogo dann auch mal Luft holt, übernehmen Enon mit dem hypnotischen Doppel "Labyrinth" und "Ashish" endgültig die Kontrolle über das Gehirn. Wie viel Dopamin hätten Sie denn gerne?

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sabina
  • Pigeneration
  • Mr. Ratatatat
  • Labyrinth

Tracklist

  1. Mirror on you
  2. Colette
  3. Dr. Freeze
  4. Sabina
  5. Peace of mind
  6. Law of Johnny Dolittle
  7. Those who don't blink
  8. Pigeneration
  9. Mr. Ratatatatat
  10. Paperweights
  11. Labyrinth
  12. Ashish
Gesamtspielzeit: 36:21 min

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv