Puscifer - V is for vagina
Puscifer / Sony BMGVÖ: 26.10.2007
Dr. Evil
Bereuet! Schwöret ab vom Glauben an die Unfehlbarkeit des Maynard James Keenan! Vergesset alles, was ihr von Puscifer zu wissen glaubtet! Lasset ab von verwegenen Hoffnungen an eine Fortführung von Tool und A Perfect Circle mit völlig neuen Mitteln! Denn wer mit irgendwelchen Erwartungshaltungen an "V is for vagina" herangeht, dürfte schnell mit der Enttäuschung ringen. Dabei geht's bei Puscifer gar nicht so sehr um Freispiel, wie man vermuten sollte.
"V is for vagina" ist möglicherweise ein Code, aber er hilft selbst Eingeweihten nicht weiter. Die stoßen auf Befremdliches. Viele gerade Rhythmen durchstoßen ein Dunkel, das sich an vielem probiert, was zwischen TripHop, Downbeat, Electroblues, Darkwave und R'n'B möglich sein könnte. So steckt im Opener "Queen B", der sich zu vermeintlichen HipHop-Klischees verrenkt, außer seinem donnernden Beat und den zischelnden Geräuschen im Klangbild möglicherweise ein subversiver Sinn. "Can I get a hell yeah?" Keenan belässt es bei Barmen und Flehen. Auch "Dozo" ist zunächst wenig mehr als Schlagzeugklappern. Die übertriebenen Fickgeräusche stehen nicht einmal mitten im Weg, aber sie fallen im zerfahrenen Rest besonders auf.
Vermutlich will Keenan gleich am Anfang die Leidensfähigkeit seiner Anhänger prüfen. Zum Glück findet das Spiel mit stumpfen Slogans nur an der Oberfläche statt. Niemand muss Keenans kruden Humor nachvollziehen können, um sich den schleppenden Grooves und missmutigen Melodien zu nähern. Von der düsteren Komplexität, zu der Keenan sonst seine Rolle als Zeremonienmeister auslebt, ist zwar vornehmlich die Schattierung geblieben. Doch auch in der reduzierten Struktur liegt Spannung. Zumal trotz seines plakativen Äußeren Unterschwelligkeit das bestimmende Gesetz von "V is for vagina" ist. Jedes Detail der Inszenierung muss sich der komprimierten Atmosphäre unterwerfen. Selbst Keenans eigentlich so prägnante Stimme ist nur Nebendarsteller.
Die morbide Subtilität des Albums entwickelt sich aus dem lasziven "Vagina mine" in das bluesige Schwelen von "Momma sed" hinein. Kehlige Schamanenchöre, fahle Synthesizer oder das Knochenklavier aus "Drunk with power" beschwören ein mulmiges Gefühl von Kälte. Die bereits als Soundtrack-Beiträge bekannten "Rev 22:20" und "The undertaker" kommen beinahe konventionell daher, und mit seinem wuchtigen Riff ist letzteres beinahe doch ein Bindeglied zu Keenans anderem Schaffen. An kantigen Brocken wie "Indigo children" oder "Trekka" wird sich mancher blutig reiben. Und dann fährt "Sour grapes" den Pathos eines ganzen Gottesdiensts auf, bis sich gegen Ende des Songs der Gospelchor an dem wirre Thesen schleudernden Prediger vorbei in den Song stürzt. Bei so viel gespenstischem Theaternebel kann man kaum bestimmen, was hier eigentlich der Fremdkörper ist. Möglicherweise ist es ja lediglich der unvorsichtige Zuhörer selbst.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Momma sed
- The undertaker
- Sour grapes
- Rev. 22:20 (Dry Martini mix)
Tracklist
- Queen B
- Dozo
- Vagina mine
- Momma sed
- Drunk with power
- The undertaker
- Trekka
- Indigo children
- Sour grapes
- Rev. 22:20 (Dry Martini mix)
Im Forum kommentieren
terranova
2025-01-11 20:58:23
die versatile macht aus dem original nochmal was ganz besonderes.
The MACHINA of God
2023-10-20 23:10:26
Die "Versatile" ist auch so gut. Das Album lebt sowieso von seinen Variationen.
The MACHINA of God
2023-01-17 21:05:26
Ja! Wieso hab ich das nicht eher bestätigt? :D
terranova
2021-10-04 00:01:11
schöne scheibe und bestens gealtert
hat was
- von das laszivität mike pattons
- von der power trent reznors
- von der coolness trickys
ummantelt von der musikalischen raffinesse maynard james keenans
mit 7/10 definitiv unterbewertet
9/10
The MACHINA of God
2021-09-30 16:38:41
Die "Sound into blood into wine" hat auch echt paar klasse Reworks der meisten Album-Tracks. Teils näher an den göttlichen Versionen der "What is...?". Man ey, seit wann sind selbst Remixalben Interessant!? :)
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