Modeselektor - Happy birthday!

Bpitch Control / Rough Trade
VÖ: 07.09.2007
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Feste feiern

Es gibt ein paar Gründe, wegen derer man Modeselektor als wichtig bezeichnen darf: In der französischen Wikipedia gibt es einen Artikel namens "Dreck-electro", dem außer ihnen gerade einmal zwei weitere Berliner Acts aus dem Umfeld von Shitkatapult und Bpitch Control zugeordnet werden. Die Electrospezialisten von De:Bug feiern das Duo derart gerne, dass sie zum Zehnjährigen auf den Titel durften. Und Thom Yorke betont schon seit Jahren immer wieder, dass er ein Fan der verschobenen Synthetik der beiden Berliner ist.

Dass Yorke seine Begeisterung endlich auch einmal in die Tat umsetzen konnte, ist nicht der einzige Grund zur Freude, mit dem "Happy birthday!" ins House flattert. Er streut für das spukige "The white flash" ein wenig Falsettunbehagen ein und stellt mit diesem großartigen Geflacker sogar weite Teile seines eigenen "The eraser" in den Schatten. Schon vorher visieren Modeselektor alle möglichen Spielarten schmutziger Schaltkreisartistik an und treffen stets ins Schwarze. Egal ob mit Hilfe der französischen Scharfschützen TTC in "20000007", mit Paul St. Hillaire und Apparat im flirrenden Space-Ragga "Let your love grow", mit der körperbetonten Eleganz von Maximo Park in "(I can't sleep) Without music" oder mit dem Schnodder der Puppetmastaz in "The dark side of the sun".

Das Duo nimmt im Vorbeidrehen nicht nur Dubstep, Minimal, Acid, Rave, Grime, EBM, Dancehall, Trance, Microhouse, Glitch Hop, Reggaeton und Downbeat mit, sondern zeigt auch so ziemlich allem, was man sonst noch IDM nennen könnte, wie man richtig am iBook herumdrückt. Zudem stehen sie auch noch mutig zu ihren Oldschool-Techno-Wurzeln. Der entschleunigte Mayday-Klopfer "The first rebirth" findet eine völlig neue Perspektive. Und ausgerechnet dem maximaldebilen Scooter-Erstschlag "Hyper hyper" vermitteln Modeselektor mittels Zerhacker, Otto Von Schirach und der Konzentration auf das ernsthaft hübsche Mittelteil-Arpeggio einen völlig unvermuteten Hauch von Würde.

Dabei entsteht kein konfuses Durcheinander, sondern ein raffinierter Spannungsbogen. Dass im munteren Kreiseln auch noch ein Hammertrack dem anderen folgt, lässt die zwangsläufig herunterfallenden Kiefer in allen geraden und krummen Takten mitwippen. Dadurch funktioniert das zweite Modeselektor-Album nicht nur im Club, wo das unbarmherzige Geradeaus von "The black block" oder die stotternden Beats von "Sucker pin" sich so richtig entfalten können, sondern auch über Kopfhörer, auf dem Sofa und in der Geisterbahn. Vielleicht sind Modeselektor ja vor allem deswegen wichtig, weil jenseits des schweißtreibenden Hypes um Justice, Digitalism und Simian Mobile Disco genau hier das Electro-Album des Jahres blubbert. Many happy returns.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The black block
  • Hyper hyper (feat. Otto Von Schirach)
  • The white flash (feat. Thom Yorke)
  • (I can't sleep) Without music (feat. Maximo Park)

Tracklist

  1. Happy birthday
  2. Godspeed
  3. 20000007 (feat. TTC)
  4. Let your love grow (feat. Paul St. Hillaire)
  5. EM ocean
  6. Sucker pin
  7. Edgar
  8. Hyper hyper (feat. Otto Von Schirach)
  9. B.M.I.
  10. The dark side of the frog
  11. The dark side of the sun (feat. Puppetmastaz)
  12. Déboutonner (feat. Siriusmo)
  13. The black block
  14. The first rebirth
  15. The white flash (feat. Thom Yorke)
  16. Late check-out
  17. The wedding toccata theme
  18. (I can't sleep) Without music
Gesamtspielzeit: 73:09 min

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