Emma Pollock - Watch the fireworks
4AD / Beggars / IndigoVÖ: 26.10.2007
Familienfest
Wer hätte anderes erwartet? Natürlich setzt Emma Pollock für ihr Solodebüt lieber auf alte Seilschaften, statt ihre Songs zu der Aufmerksamkeit zu hypen, deren Ausbleiben ja gerade Drummer und Ehemann Paul Savage, Gerüchten zufolge, zur Auflösung der Delgados bewegt haben sollen. Savage ist nun plus Bruder Jamie auf "Watch the fireworks" ebenso präsent, wie Bassist Campbell McNeil, der sich nach dem Ende von Aereogramme sein neues Betätigungsfeld gleich mal im Umfeld seiner langjährigen Labelchefin gesucht hat. Somit ist "Watch the fireworks" beinahe eine Silvesterparty im engsten Chemikal-Underground-Familienkreis.
Und genau das hört man, obwohl das Album bei einer anderen Plattenfirma erscheint. Denn neben Pollocks zwischen Gelassenheit und Nachdruck pendelndem Gesang, ist es vor allem Savages stets sehr präsentes Drumming, das "Watch the fireworks" zu einem willkommenen Besuch guter Freunde macht. Wie er in "Adrenaline" oder "Paper and glue" allein durch eine kurz offen stehende Hi-Hat oder im Offbeat geschlagene Tom immer eine Portion mehr Dynamik in die nächste Strophe drückt, das sind die kleinen Geheimnisse, die schon die Songs der Delgados neben dem ganzen Pomp zu einer sehr scharfzüngigen und drängenden Angelegenheit gemacht haben. Daneben aber besteht Pollock durchaus auf ihrer Führungsrolle.
Ob "This rope is getting tighter" und "Here comes the heartbreak" in unverbesserlicher Lässigkeit voranstampfen, "Limbs" zu Klavier und Akustikgitarre gänzlich durch ihre Stimme tauchen oder "The optimist" zum Schluss einen würdenvollen Trip hochzieht: Pollock versucht stets, überall zugleich zu sein. Selbst die wie herabregnende Sonnenstrahlfunken über das Album gestreuten, mehrstimmigen Choräle übernimmt sie höchstselbst. Unter dieser Hyperaktivität findet ihr folkgetriebenes Debüt den Weg in den elitären Power-Pop der Delgados mit einem Fingerschnippen. Was Pollock abgeht, ist einzig ein wenig Selbstzutrauen. Zugleich ist es aber eben diese Unsicherheit, die "Watch the fireworks" sowohl den Blick schärft als auch vorantreibt. Etwa, wenn sich das polternde "New land" für genau einen Akkord in einen großzügigen Refrain zu öffnen scheint, um gleich darauf wieder zusammenzufallen. Das ist schon sehr eigen und spannungsgeladen.
Somit zelebriert Pollock ihr Feuerwerk weder als Befreiungsschlag noch als nostalgisch unterfüttertes After-Listening. "I miss being part of a team", lässt sie im Interview verlauten. "This house does not feel like a home / Is it occupied?", fragt sie im herausragenden "Acid test". Pollock weiß: Sie surft auf den Erfolgs- und Sympathiewellen, die die Delgados hinterlassen haben. Dass sie sich so hoch oben etwas einsam vorkommt, ist mehr als verständlich. Deshalb sind ihre Songs zunächst einmal Lockrufe für alte Fans und Gefährten, aber auch für neue Freunde. Doch nicht aus Berechenbarkeit oder fehlender Courage, sondern als Einforderung eines Vertrauens- und Liebesbeweises. "If it fits then I'll wear it / If you can hear me I'll declare it / Share it." Nuff said.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Acid test
- Adrenaline
- The optimist
Tracklist
- New land
- Acid test
- Paper and glue
- Limbs
- Adrenaline
- If silence means that much to you
- Fortune
- You'll come around
- This rope's getting tighter
- Here comes the heartbreak
- The optimist
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Soup Dragon
2007-09-02 15:14:58
Gespannt
Dominik
2007-09-02 14:04:20
das ist soo schön, einfach nur perfekt!
Limbo
2007-08-31 22:54:09
Am 17.9. wird das Soloalbum von Emma Pollock (Ex-Delgados) endlich das Licht der Welt erblicken!
Noch jemand so freudig vorfreudig wie ich?
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