Rantanplan - 20359

Hamburg All Styles / Indigo
VÖ: 12.10.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Nestbeschmutzer

Ist ja jetzt nicht die feine Englische, dem guten alten Zuhause auf die Straßenecken zu pinkeln. Wie sähe das denn aus, wenn Elvis plötzlich gedichtet hätte: "Memphis, you dirty ugly place / Memphis, don't want you to embrace." Oder Joe Strummer: "I know a city which is called London / I know a city that makes me wanna puke / Oh London, London, hate you London." Um Gottes Willen, die Höhner: "Kölle, isch kann Disch nisch mehr sehe / Kölle, isch möscht von dir fortgehe / Dein Kannevall, da wird mir schlescht / Und Dein olle Dom / In Kölle sing isch nisch home sweet home." Unvorstellbar, ohne Zweifel.

Aber dann kommen so ein paar Fischköppe daher und machen genau das mit der altehrwürdigen Hanse Hammonia. Pfui, sagt der Lokalpatriot. Und hui, freut sich der Liebhaber zeitgenössischer Musik. Für die standen Rantanplan nämlich schon auf vier Vorgängeralben, und mit "20359" riskieren Rantanplan die längst fällige dicke Lippe. "Hallo, Hure Hamburg" und "Hamburg Babylon" sind nicht gerade Titel, die von norddeutscher höflicher Zurückhaltung zeugen, aber wenn man sein Leben zwischen Hafen und Kiez verbracht hat, dann ist das schon okay so.

Was die Jugend von heute gar nicht mehr weiß: Rantanplan wurden von Reimer Bustorff und Marcus Wiebusch, ihres Zeichens beide höchste Instanzen beim Grand Hotel van Cleef und der Band Kettcar, mitgegründet. Seit 2001 sind die Herren jedoch nicht mehr dabei, was der Qualität der Alben keinen Abbruch tut. So ist auch "20359" wieder ein klasse Album geworden, das ganz oben mitschwimmt, wenn es um gute deutsche Musik geht, jedoch den Ska-Anteil im Vergleich zu den Vorgängern etwas zurückschraubt. Hatte man es früher noch eindeutig mit Ska-Punk zu tun, lassen Songs wie "Enter the dragon" nur noch im Refrain mal eine Trompete durchblitzen und sind auch sonst eher High-Speed-Indierock als Iro-Schock. Ansonsten ist aber alles beim guten Alten geblieben. Textlich zersetzt das Quartett noch immer Popkultur und Gesellschaft in giftig-zynischen Zeilen. "Lynn ist jetzt Punk" und "Antifa Fanclub" stehen hier exemplarisch.

Eigentlich eine gute Sache, wenn mal jemand der selbstverliebten Linken den grünen Schleim aus den Palitüchern auswringt. Wenn das dann noch so humorvoll und salonfähig geschieht wie bei Rantanplan: um so besser. Man merkt es: "20359" hat nicht mehr viel mit den jugendlichen Parolen vom legendären "Köpfer" aus dem Jahre 1996 zu tun, aber wen das ernsthaft stören sollte, der ist ohnehin mit dem ersten Slime-Demotape besser bedient.

(Konstantin Kasakov)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hallo, Hure Hamburg
  • Lynn ist jetzt Punk
  • Antifa Fanclub

Tracklist

  1. Enter the dragon
  2. Hallo, Hure Hamburg
  3. Peking Bordell
  4. Parallelleben
  5. Bitterfelder Schweigen
  6. Staub
  7. Lynn ist jetzt Punk
  8. Antifa Fanclub
  9. Die Nachtigall
  10. Überfall
  11. Augenblick
  12. Hamburg Babylon
Gesamtspielzeit: 38:05 min

Im Forum kommentieren

stefan

2008-10-02 12:03:26

sind bald auf Tour:

MOSTERS OF SKAPUNK
feat. Rantanplan, Wisecräcker & Braindead
www.myspace.com/monstersofskapunk

10.10.08 Hamburg - Fabrik
11.10.08 Kiel - Pumpe
12.10.08 Hannover - Faust
13.10.08 Dresden - Chemiefabrik
14.10.08 München - Backstage
15.10.08 Bielefeld - Falkendom
16.10.08 Göttingen - Musa
17.10.08 Köln - Underground
18.10.08 Dortmund - FZW

Steve

2008-04-18 14:42:20

rantanplan als support für die killerpilze... wahnsinn. weiß nicht, ob da der schmale grad zwischen existenz sichern und sich prostituieren überschritten ist.

Steve

2008-04-18 14:36:53

@lyxen: im dynamo in zürich. du?

Senior Twilight Stock Replacer

2008-04-18 12:37:04

Der Hunde "Rantanplan" ist verdammt lustig!

Patte

2008-04-18 12:32:07

Absurd wird die Veranstaltung allerdings dann, wenn am Abend in Emden die sich antikapitalistisch gebende Ska-Punk-Band „Rantanplan“[16] auftreten wird. Es scheint mittlerweile soweit, dass Worthülsen wie „Zombie Ché strikes back, und bläst sie alle weg, den ganzen kapitalistischen Dreck“[17] und Marken-Werbung zusammen gehen können.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=3161

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