Maroon - The cold heart of the sun

Century Media / EMI
VÖ: 19.10.2007
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Showkampf

Wenn der Matador in der gefüllten Arena mit seinem roten Tuch zur großen Show schreitet, es ein-, zweimal elegant hin und her wedelt, dreht der Stier plötzlich völlig durch. Hass steigt in ihm auf, und wie wahnsinnig rennt er los, um den Stierkämpfer aufzuspießen. Einfach erst mal drauf! Maroon wurden mit "When worlds collide" von vielen verteufelt: als Metalcore, als Mitläufer, als Prolls ohne Biss. Teils zurecht, teils unfair. Doch allen, die Maroon zum Mainstream wandern sahen, sollen nun mit "The cold heart of the sun" für ihre Vorschnelligkeit bluten. Wenn es nach der Band geht, zumindest.

Sagt man einer Band, die sich so dermaßen vehement gegen jegliche Szenen zu stemmen versucht, dass sie letztendlich selbst nichts anderes sei als durchschnittlicher Standard, ist es nicht verwunderlich, dass "(Reach) The sun" so explizit nach einem angestochenen Stier klingt. Noch nicht einmal richtig die Fahne des Metalcore-Mainstream als Provokation gewedelt, drehen Maroon aus Todesangst leer. Hauptsache, erst einmal alles anders machen. Sind die ersten Sekunden des Infernos ohne Hörner in der Magengegend überstanden, kommt erst einmal etwas Entspannung in die brenzlige Situation. Wobei man trotz allem natürlich auf der Hut sein muss, denn "Only the sleeper left the world" lädt genau wie der Rest von "The cold heart of the sun" keineswegs zum Kuscheln ein. Das Biest ist immer noch im Ring und lebt.

Das Doping zum angepeilten Sieg heißt diesmal Männlichkeit, noch mehr Härte, mehr Metal, mehr Wut und Wumms für drei Stiere. Doch die große Frage ist, inwieweit sich reine Kraft gegen das taktische Geschick des Matadors auszahlt. "My funeral song" zeigt zumindest, dass man sich nicht zwangsläufig die Hörner abstoßen muss, und selbst die Halbballade "Some goodbes are farewells" am Ende fügt sich ganz gut in die Strategie. Doch dazwischen bleibt insgesamt nicht viel Spielraum, die Arena ist genretechnisch nicht sehr weitläufig, und der Durst nach Blut und der Sensation des Breakdowns im Gegenzug ziemlich groß. Auch bleibt einem Tier von Album trotz körperlicher und technischer Überlegenheit nicht viel anderes übrig als die Provokateure auf den Spieß zu setzen.

Maroon wollen die besseren Stiere sein, haben aber am Ende trotzdem den Kampf verloren, da dass Ablaufprinzip bekannt ist. Doch das Statement kommt an: Sie lassen sich nicht an der Nase rumführen, setzen im Gegenzug markante Momente, die Spannung erzeugen zu wissen. Doch der Spaß ist von kurzer Dauer, nach dreimaligem Durchdrehen, viel aufgewirbeltem Staub, dem liebenswerten Gerotze in "The iron council" und einer Extrarunde macht der Matador kurzen Prozess. Es folgt der kreative Todesstoß. Es ist halt doch immer der gleiche Ablauf. Aber die Show war's wert.

(Christoph Schwarze)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The iron council
  • Some goodbyes are farewells

Tracklist

  1. (Reach) The sun
  2. Only the sleeper left the world
  3. Steelbath your heart
  4. My funeral song
  5. Black halo!
  6. The cold heart of the sun
  7. For those unseen
  8. As truth becomes vain
  9. The iron council
  10. Fear the most them who protect
  11. Some goodbyes are farewells
Gesamtspielzeit: 45:09 min

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