Serj Tankian - Elect the dead
Serjical Strike / WarnerVÖ: 19.10.2007
Systemwechsel
Wenn man Interviews mit Serj Tankian ganz schnell hinter sich bringen möchte, braucht man eigentlich nur eine einzige Frage zu stellen. Nämlich die nach der Wiederbelebung von System Of A Down. Tankian behauptet zwar knapp, es handele sich lediglich um eine kreative Pause. Jedoch braucht es keine sonderlich ausgeprägte Phantasie, will man sich das Konfliktpotenzial zwischen den Leithammeln Tankian und Daron Malakian vorstellen. Zumal letzterer neben den Kompositionen mehr und mehr auch Texte beigesteuert hat, eigentlich die Domäne des ziegenbärtigen Frontmanns. Künstler und ihre Empfindlichkeiten.
Wie dem auch sei, Serj Tankian geht dadurch nicht weniger wach durchs Leben, der reine Aktivismus mit Axis Of Justice ist auch nicht wirklich ausfüllend, also muss ein Soloalbum her. Und schnell wird klar, wer bei System Of A Down für die durchgeknallten Parforceritte über Tonleitern und Rhythmen zuständig ist: nämlich Malakian. Denn die Songs sind auf "Elect the dead" allesamt eher konventionell geraten. Mitunter könnte man sie geradezu entspannt nennen, wären da nicht immer wieder diese Eruptionen der Refrains, in denen Tankian sich mal wieder völlig verausgabt. Fakt ist, dass hier die gesanglichen Fähigkeiten des Herren deutlich klarer werden als im Bandgefüge. Was Wunder! Lediglich bei "Lie lie lie" hört sich Tankian etwas arg wie ein grippekranker Les Claypool an.
Die erwähnte Entspannung gilt natürlich nicht für die Texte. Es wäre nicht Serj Tankian, kotzte er sich nicht nach allen Regeln der Kunst aus. Kernstück ist dabei "The unthinking majority": "I believe that you're wrong / Insinuating they hold the bomb / Clearing the way for the oil brigade." Dass besonders amerikanische Petro-Companies vom fortgesetzten Golfkrieg profitieren, ist so bahnbrechend neu nicht. Neu ist jedoch, dass auch Tankian unter die Verschwörungstheoretiker gegangen ist. "Anti-depressants / Controlling tools of your system / Making life more tolerable / Making life more tolerable." Opium fürs Volk im 21. Jahrhundert.
Und noch etwas ist neu: die Tatsache nämlich, dass Serj Tankian schlechte Songs schreiben kann, wie das einfach nur abgrundtief nervende "Praise the lord and pass the ammunition" unter Beweis stellt. Oder vereinzelte Passagen, die dann doch ein wenig vorhersehbar sind. Irgendwo fehlt dann halt doch das Korrektiv in Person des anderen Songschreibers. Letztlich ist dies aber Erbsenzählerei, die den Eindruck des Albums nur leicht trüben kann. Unterm Strich ist Tankian der Spagat zwischen eigenen Ambitionen und der Hauptband, deren Sprachrohr und Erkennungsmerkmal er nun einmal ist, durchaus gelungen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Empty walls
- The unthinking majority
Tracklist
- Empty walls
- The unthinking majority
- Money
- Feed us
- Saving us
- Sky is over
- Baby
- Honking antelope
- Lie lie lie
- Praise the lord and pass the ammunitions
- Beethoven's cunt
- Elect the dead
Im Forum kommentieren
Danko
2008-11-27 08:29:52
Scars on Broadway haben ein weitaus besseres und abwechslungsreicheres Album abgeliefert.
Daron ist halt ein weitaus talentierterer Songschreiber als Serj.
Arno Nym
2008-11-26 21:48:02
Jop, "Fears" ist Tankiansche Standardkost über die er vermutlich nichtmal allzulang nachdenken musste.
Nicht schlecht, nicht gut, grundsolide.
monguelfino
2008-11-26 17:51:12
wenn einem elect nicht gefiel, lohnt sich das (was eigentlich?) nicht besonders. Ich finde den Song genauso solide wie sein soloalbum.
Die 8/10, die ich vor einem Jahr für elect the dead gegeben hätte, kann ich heute nicht mehr unterschreiben.
brny
2008-11-26 14:45:39
lohnt sich das, wenn einem "elect the dead" nicht gefiel und man die letzten zwei SOAD alben nur mäßig toll fand?
für die band wünsch ich mir mal ein "back to the roots"...
monguelfino
2008-11-26 13:47:35
neuer song von serj für amensty international.
infos hier:
http://www.amnestyusa.org/individuals-at-risk/global-write-a-thon/page.do?id=1108452
oder direkt zum song:
http://www.amnestyusa.org/embed/test.html
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