Klabunde - Pale blossoms
Solaris Empire / Broken SilenceVÖ: 12.10.2007
Eine kleine Zimmermusik
Eigentlich sollte vor dem lokalen Stadttheater eine amüsante Vorstellung eines berühmten Rezitators beworben werden, doch es regnet in Strömen, und niemand will einem die aufwändig gestalteten Flyer entreißen. Das ist somit für den Rezensenten ein perfekter Tag, sich mit Freunden auf das Cordsofa zu setzen und dem Couch-Potato-Folk von Klabunde zu lauschen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass sein viertes Album "Pale blossoms" zumeist mollastig ist und zum Schwärmen anstiftet. In den letzten Zügen von "Laura" ist zeitweise nur noch ein Regenschauer und tosendes Gewitter zu hören, bevor es mit einem Banjo ins Nichts abdriftet.
Wer jetzt aber glaubt, hier gehe es um Melancholie in elf Akten, der täuscht ein wenig. Die Sanftheit wird ab und an ironisch gebrochen, so durch eine Tremologitarre in "Orange dude", welches sich zu einer rasanten elliptischen Kurzgeschichte entwickelt. Und bei der Ouvertüre "One of these changes" wippen die Super Furry Animals und Nick Drake abwechselnd mit ihren Füßen auf dem Eichenparkettboden. Bemerkenswert ist dabei nicht, dass hier wie so oft folkiger Pop zusammengebastelt wurde, sondern dass dieses Album mitten in Berlin eingespielt und produziert wurde. Und eben nicht in einem Dorf in Mittelengland oder dem kleinen Örtchen Topanga, westlich von Los Angeles, wohin sich Devendra Banhart für die Aufnahmen seines letzten Albums "Smokey rolls down thunder canyon" zurückgezogen hat. Aber vielleicht wird Klabunde ja von seinen Berliner Wurzeln aus ein Echo in die Welt hinaus senden können, ohne dass er dabei sein Zimmer verlassen muss und ohne dass ihm ähnliches widerfährt wie einst Nick Drake.
Boris Klabunde, so sein vollständiger Name, hat sich mit diesem Album eine Nische in Deutschland besetzt und tat es somit den Grazern Son Of The Velvet Rat gleich, denen dies mit ihrem ausgezeichneten Werk "Loss & love" in Österreich gelungen ist. Die Resonanz bleibt dabei wohl zunächst einmal gleichgültig, vielleicht wird sein Mut aber irgendwann einmal be- und entlohnt. Doch eines ist sicher: Seine Wohnung wird er nur im Notfall verlassen, da sein Glück nur zwischen den eigenen vier Wänden zu finden ist. So schließt das fragile "Missing piece" diese erhabene und unaufgeregte Platte wieder ganz einsam: "Can see a morning light / Though still it's far behind / And I may cross a street / They're all gone."
Highlights & Tracklist
Highlights
- One of these changes
- Orange dude
- Laura
Tracklist
- One of these changes
- Desabrigado
- If you could ever be my friend
- New day
- Orange dude
- Laura
- Pineapple sundown
- Know that you know
- Echo's been sent
- Some other
- Missing piece
Referenzen