Dave Gahan - Hourglass

Mute / EMI
VÖ: 19.10.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Im Schatten

Der Mann ist immer noch für Geschichtsträchtiges gut. Dave Gahans "Kingdom" ist die allererste Single, die sich jemals allein aufgrund ihrer Downloadverkäufe in den Top 100 der deutschen Charts platzieren konnte. Glückwunsch. Ob man sich allerdings auch in ein paar Jahren noch an diese Marke erinnern wird, ist mindestens zweifelhaft. Es ist ja nicht jeder ein tabellenfixierter Chartsforscher, der Olli Geissen einen Ersatz für ein Sendungskonzept liefert. Eher schon müsste man einmal hinhören, ob dieses "Kingdom" es überhaupt wert ist, davon Notiz zu nehmen.

Der Song ist jedenfalls ein mehr als solides Stück Dunkelpop. Damit kennt sich Gahan aus, so etwas hat er jahrelang geübt. Es mag an der Routine liegen, für die er als ausführendes Organ gefeiert wurde, dass immer wieder Parallelen zum Schaffen seiner Band auftauchen. Das möglichst verrucht inszenierte "Use you" scheppert wie einst "I feel you", "Kingdom" gibt sich als Kreuzung aus "Precious" und "It's no good" aus, und im ausgemergelten "21 days" stellt Gahan für die Backing-Vocals sogar Martin Gores so typische Kopfstimme nach. Soll ja niemand denken, es würde "Hourglass" an irgendetwas mangeln.

Nachdem das durchaus respektable "Paper monsters" ihm die Möglichkeit gab, dem sonst so skeptischen Gore drei Songs für "Playing the angel" unterzujubeln, war nämlich Gahans Ehrgeiz geweckt. Statt sich mit übersichtlichen Rockismen von der Stammband abzugrenzen, wagt sich "Hourglass" in das synthetische Hoheitsgebiet von Depeche Mode. Und muss sich natürlich mit deren Großtaten messen lassen. Doch auch wenn so manche profunde Soundbastelei sich rein akustisch nicht vor diesen zu verstecken braucht, fehlt es Gahans Songs an den kompositorischen Verschrobenheiten, die Gore immer in seinen Pop mogelt.

Was nicht heißen soll, dem flimmernden Opener "Saw something", dem schleppenden "A little lie" oder der gefühligen Selbstaufgabe "Down" stünde manch vertraute Wendung und Harmoniefolge nicht bestens. Die nassforsche Notgeilheit "Deeper and deeper" dürfte gar für manchen nassen Schlüpfer sorgen. Chris Eigner und Andrew Phillpott haben Gahan jene große Bühne bereitet, auf der er in all die Posen fallen kann, die noch immer die Fans wuschig im Kopf machen. Vielleicht erklärt sich dadurch, dass auf "Hourglass" trotz des atmosphärischen Zwielichts die allgemeine Gefälligkeit etwas zu allgegenwärtig ist. Mit den Kollegen klappt das meist eine Spur subtiler.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Saw something
  • Kingdom
  • Deeper and deeper
  • A little lie

Tracklist

  1. Saw something
  2. Kingdom
  3. Deeper and deeper
  4. 21 days
  5. Miracles
  6. Use you
  7. Insoluble
  8. Endless
  9. A little lie
  10. Down
Gesamtspielzeit: 50:52 min

Im Forum kommentieren

Tante Hugo

2007-10-29 17:38:56

Klasse Album, besonders "Saw something" + "A little lie" sind richtig stark.
Warum man allerdings nicht die DVD-Version von "Endless" aufs Album gepackt hat (Link: http://youtube.com/watch?v=whcQPFsKDwA), bleibt für mich rätselhaft

unD?

2007-10-20 16:53:56

Meinungen?

Gemini

2007-10-11 17:23:21

Wirklich? Das macht mich jetzt allerdings neugierig! Mal sehen...

BrockLanders

2007-10-10 19:23:06

@acid: Alles klar. Und wie ist das Schlagzeug? Elektronisch? Und wie sind die Gitarren? Total verzerrt. Und das ganze gefiepe und so? Mit elektronisch meine ich, dass es wie zum beispiel bei use you sogar nach nine inch nails klingt. Es könnte ja auch sowas condemnation mäßiges werden.

Aber egal. Ich find sie geil.

acid

2007-10-07 20:02:33

ich finde das album hört sich bis auf ein paar fragmente überhaupt nich wie dm an. solche melodien würde gore nicht schreiben.

@BrockLanders: aha also elektronisch, fast alle songs haben schlagzeug, "saw something" hat nen gitarrensolo und "use you" besteht komplett aus gitarre

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