David Byrne - Look into the eyeball

Luaka Bop / Virgin
VÖ: 07.05.2001
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Mit einem Augenzwinkern

Still ist es geworden um David Byrne. Einstmals war er als führender der Talking Heads Vorreiter in Sachen New Wave und Postpunk und sorgte fleißig dafür, daß allerlei Stilrichtungen in schrägen Winkeln zusammengepuzzlet wurden. Das Reißbrett war dabei stets nur Gedankenstütze auf der unverschämt groovenden "Road to nowhere". Doch auch die sprechenden Köpfe gingen bald den Gang alles Weltlichen und Byrnes Kopf war alleine.

Er umgab sich weiterhin mit merkwürdigen Rhythmen aller Art. Luaka Bop nannte er sein Steckenpferd und veröffentlichte dort allerlei Musik aus fast allen Ecken und Enden der Welt. Die Vorliebe für Ethno und Latin läßt sich auch auf "Look into the eyeball" nicht verleugnen, auch wenn sie deutlich weniger präsent ist als in der Vergangenheit. Wer sich aber von einem Tape mit Musik von Björk, Lambchop, Isaac Hayes, Caetano Veloso, Serge Gainsbourg und Silver Convention inspirieren läßt, zeigt, daß Beschränkungen etwas sind, was man anderen überläßt.

So sind die Songs in Gewänder gekleidet, die fast vollends durchsichtig erscheinen und den Blick auf die durchtrainierten, aber niemals muskulösen Körper der Lieder entblößen. Kein Ton zuviel, keine Melodie zu wenig. Das einzige, wovon sich Byrne gerne ein wenig mehr erlaubt, sind die Rhythmen. Mal afrikanische, mal lateinamerikanische Polyrhythmen stehen selbstbewußt neben aufreizend schmierigem Phillysound. Ein sanftes Rhodes-Piano kreiselt um die Ecke und flirtet mit den Damen im Paillettenkleid, während sich Byrne daran entsinnt, auch mal wieder ein wenig entrückt singen zu wollen.

Heraus kommen dabei so herzergreifende Melodien wie in "The accident", in dem die Streicher Erinnerungen an die Beerdigung einer gewissen "Eleanor Rigby" wecken, oder in "Revolution", von der im stillen Kämmerchen nur zur akustischen Gitarre geflüstert wird. "And when she wakes the revolution's here." In diesem Sinne weckt "Desconcido sky" die Kämpfernaturen wieder auf und bittet sie zum Tanz im Buena Vista Social Club. Immer mit einem Augenzwinkern bewaffnet, meistert Byrne die Sprünge von Stil zu Stil und bleibt doch immer eins: er selbst.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • UB Jesus
  • The great intoxication
  • The accident

Tracklist

  1. UB Jesus
  2. Revolution
  3. The great intoxication
  4. Like humans do
  5. Broken things
  6. The accident
  7. Desconcido sky
  8. Neighborhood
  9. Smile
  10. The moment of conception
  11. Walk on water
  12. Ev'ryone's in love with you
Gesamtspielzeit: 38:53 min

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