The Thrills - Teenager

Virgin / EMI
VÖ: 21.09.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Das Dr.-Sommer-Team

Sie waren jung und brauchten den Held: Wie einen Sonnengott verehrten die Dubliner Gemüts-Kalifornier The Thrills diesen Strandjungen namens Brian Wilson. Das Resultat war ein durchweg wolkenloses Debüt-Album, das vergnügt die West Coast rauf und runter cruiste, federleichte Harmonien mit den Möwen kreisen ließ, Gitarre und Banjo zur Solaranlage umfunktionierte und den Kofferraum voller Singalong-Melodien hatte. Seine himmelblaue Unbeschwertheit machte "So much for the city" zu einer der charmantesten Sommerplatten des Jahres 2003. "Let's bottle bohemia", nur fünfzehn Monate später hinterhergeschickt, hatte allerdings Mühe, das Versprechen des Erstlings einzulösen. Obwohl Van Dyke Parks höchstpersönlich üppige Streicherarrangements kredenzte, die Band mehr Rock wagte, Conor Deasy immer noch aussah wie Christoph Metzelder und seine Stimmbänder immer noch klangen wie direkt aus der Zauderflöte.

Dass sich die Thrills für ihr drittes Album nun fast dreimal so viel Zeit gelassen haben, wie für den Vorgänger, hat gute Gründe: Der "Teenager" sollte keinesfalls frühreif sein und in aller Ruhe seine Persönlichkeit entwickeln können. Dieses Mal aber nicht im kalifornischen Strandparadies, sondern in einem öden Industriegebiet in Vancouver. Dort war schon ein bisschen mehr zu tun, als bloß Sonnenkollektoren zu positionieren - die Iren mussten auch selbst strahlen. Produzent Tony Hoffer, der bereits "So much for the city" erfolgreich unter seine Fittiche genommen hatte, mischte wieder mit; Brian Wilson bekam ebenfalls seine Schlüsselrolle als Inspirationsquelle zurück. Der musikalische Blick auf die Adoleszenz ist schließlich seine Spezialität; man denke nur mal an "Smile", die "teenage symphony to God". Hochachtungsvoll und unverkennbar verbeugt sich "There's joy to be found" dann auch vor "Pet sounds".

Überhaupt: Für einen Teenager weiß diese Platte erstaunlich genau, was sie will. Der unnötige Ballast von "Let's bottle bohemia" - Streicherkleister, Gebläse und Fettdruck - wurde abgeworfen, die akustische Lagerfeuer-Miniatur wieder ins Visier genommen und der Melodie die Zündhölzer überlassen. Es geht nicht mehr um Santa Cruz oder Big Sur, sondern um die bittersüße Monotonie der irischen Provinz und die Romantik des Eskapismus: "I told you / I'd take you away from here / And I will" verkündet Conor Deasy und pustet heldenhaft alle Zweifel in seine Mundharmonika. Kurz darauf befindet man sich tatsächlich ganz woanders: in einem erstklassigen "Restaurant", das einer entzückenden Mandoline mindestens zwei seiner fünf Sterne zu verdanken hat. Und im Nebenzimmer schnitzt "I'm so sorry" eine rührende Botschaft für seine Jugendliebe in die Klaviatur.

In BRAVO-bunten Lettern steht der Albumtitel geschrieben, passend dazu lassen Conor und seine Kumpels juvenile "backseat fumblings" Revue passieren. Expliziter wird es in den einundvierzig Minuten aber nicht - es sei denn, man ist so versaut, die Byrds-Hommage "The midnight choir" als hemmungslose Vögelei mitzuzählen. Abgesehen von "No more empty words", das die Nostalgie mit flotten Country-Banjo-Gimmicks und gut gefedertem Motown-Bass überwältigt, ist die zweite Albumhälfte merklich nachdenklicher geraten: "You remember being beautiful / Regrets, regrets, regrets" heißt es im Titelsong, der so langsam ist, dass sogar eine Steno-Niete gemütlich mitschreiben und dabei noch die Kurven der Slide-Guitar diskutieren könnte. Während "Should've known better" sich als Jugend-Neider outet, wartet eine tröstliche Erkenntnis zum Finale: "Some friends peek in their teens / And some friends take their time / Waiting for their moment to shine." Es kann schließlich überall die Sonne aufgehen - sogar in einem öden Industriegebiet in Vancouver.

(Ina Simone Mautz)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Midnight choir
  • Restaurant
  • I'm so sorry
  • No more empty words

Tracklist

  1. The midnight choir
  2. This year
  3. Nothing changes around here
  4. Restaurant
  5. I came all this way
  6. Long forgotten song
  7. I'm so sorry
  8. No more empty words
  9. Teenager
  10. Should've known better
  11. There's joy to be found ... The boy who caught all the breaks
Gesamtspielzeit: 40:59 min

Im Forum kommentieren

PseudocideWorld

2007-10-09 11:51:34

Nett geschriebene Rezension. Ich bin mir immer noch unschlüssig was ich von der Platte halten soll. Irgendwo mag ich sie schon, nur verspüre ich kaum Begeisterung beim hören. Alles ist nett, ich mag nachwievor die Gitarren, die Stimme, die Melodien aber es fehlt so ein gewisses Staunen, Ergriffenheit oder Aha-Erlebnis. Würde wohl eher 6/10 geben, aber ein Punkt hin oder her. Aber The Coral haben auch 7/10 bekommen und die Platte ist imho besser (abwechslungsreicher, tiefer), aber naja anderer Rezensent halt. Ist schon ok.

Leatherface

2007-10-08 22:31:56

Ich mag das Album. 7/10 ist schon richtig.

Lätta

2007-10-08 22:29:32

7/10?????????? :-D
Mit das unfassbar langweiligste was es dieses Jahr zu hören gab.

Armin

2007-07-31 19:27:32

Offiziell erscheint das Album übrigens im Herbst, ist aber schon als Import erhältlich.

smörre

2007-07-18 18:45:41

Süßlich, ideenlos, langweilig...such dir was aus :)

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum