Future Of The Left - Curses
Too Pure / Beggars / IndigoVÖ: 28.09.2007
Sodom und Gomorrha
Wenn brillante Musiker sich den grausamen Mechanismen des Marktes unterwerfen oder das Zwischenmenschliche einer Band ins Chaos abdriftet, sie den Schlussstrich zieht, ziehen muss, steigert sich der Schmerz der Fans oft zu einem wehmütigen Klagen ob der gleißenden Ungerechtigkeit. Nicht jetzt! Noch nicht! Nie! Noch ein, nein, zwei Platten. Dabei hören diese Musiker ja nicht zwangsläufig auf zu existieren, atmen hoffentlich noch dieselbe Luft wie wir und verspüren in absehbarer Zukunft vielleicht wieder den Drang, ein Instrument in die Hand zu nehmen.
McLusky war so eine Band. Vor allem ihr knackiges, 2002 erschienenes Meisterwerk "McLusky do Dallas" kann heute getrost als Klassiker des Noise-Rock bezeichnet werden. Verzerrte Gitarren, mit einem halb geöffnetem Auge immer in Richtung Pop schielend, unerbittliche Drums, die zähes Rhythmusblut durch die feurigen Rockvenen pumpten, und psychotische Lyrics waren nur drei der unzähligen Attribute, die McLusky in ihrem Sound vereinigten. Auch wenn sie auf dem Nachfolger "The difference between me and you is that I'm not on fire" (purer Sarkasmus) etwas ins Stottern gerieten; der Aufschrei war groß als sich die walisische Band Anfang 2005 auflöste. Zu klaffend erschien die Lücke, die ihr Split hinterließ.
Sänger und Gitarrist Andy Falkous soll damals gesagt haben, so könne die Band wenigstens kein schlechtes Album produzieren und trete unbeschadet ab. Eine Aussage, die angesichts des Future-Of-The-Left-Debüts "Curses" zum ungläubigen Kopfschütteln animiert. Denn Future Of The Left, mit eben jenem Andy Falkous am Mikrofon und der Furie Jack Egglestone hinterm Schlagzeug, besteht zu zwei Dritteln aus den alten McLusky-Helden und legt mit "Curses" ein ausuferndes, kaputtes Monster von einem Album vor. Auch wenn jetzt Kelson Mathias (Ex-Jarcrew) den Bass-Saiten den nötigen Knarz entlockt, haben sich Future Of The Left in genau denselben, schäbigen Noise-Käfig gesperrt wie einst McLusky. Man hat dem Gefangenen nur einen anderen Namen gegeben.
Die Gitterstäbe müssen einiges aushalten. Das Trio hämmert gleich zu Beginn mit unbändiger Energie auf die Instrumente ein. Auch wenn "Curses" an nur drei Wochenenden aufgenommen wurde, erfolgen die Schläge gezielt und treffen trotz verquerer Melodiebögen den Nagel immer auf dem Kopf. Ein schäbiger, nach Luft schnappender Bass knurrt in "Plague of onces" wie eine tollwütige Bulldogge, und Andy Falkous keift mit unnachahmlicher Stimme, deren Gesangspendel beständig zwischen Genie und Wahnsinn hin und her schwingt: "Why put the body where the body don't want to go?" So kennt man es. So will man es.
Nach Future Of The Lefts schrägem Debütsong "Fingers become thumbs" eröffnet ein psychotisches Keyboard-Geplänkel "Manchasm" und spurtet nach zwei Minuten in ein unwiderstehlich-sägendes Gitarrenriff. Der Lautstärkeregler wird mit jedem Hören ein klein wenig weiter nach oben geschoben, während Falkous seiner Schmusekatze mit "Colin is a pussy, a very pretty pussy" eine Liebeserklärung macht. Alles klar! "Suddenly it's a folk song" ist ein Hit, der alles dafür tut, keiner zu sein. Was zu glatt erschien, haben Future Of The Left zusätzlich durch diverse Transformer gejagt. Leicht und zugänglich wollen sie es uns nicht machen. Auch wenn Steve Albini bei "Curses" seine Griffel nicht im Spiel hatte - das Erbe verpflichtet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Plague of onces
- Manchasm
- Suddenly it's a folk song
- Adeadenemyalwayssmellsgood
Tracklist
- The Lord hates a coward
- Plague of onces
- Fingers become thumbs!
- Manchasm
- Fuck the countryside alliance
- My gymnastic past
- Suddenly it's a folk song
- Kept by bees
- Small bones small bodies
- Wrigley Scott
- Real men hunt in packs
- Team:seed
- Adeadenemyalwayssmellsgood
- The contrarian
Im Forum kommentieren
mclusky
2009-04-25 13:52:21
Haben "Distant Jabs" wohl verworfen.Teile wurden zu "Stand by your manatee" umgearbeitet.Neue Platte ist der Hammer.
Warte schon ungeduldig auf Tourdaten.
[damone]
2009-03-29 21:48:45
Schade das "Distant Jabs At A Soul" nicht dabei sein wird, aber ansonst, YAY!!!
Walenta
2009-03-29 16:16:13
Yeah, tolle nachrichten. curses ist nach wie vor nicht tot zu hören.
mclusky
2009-03-29 15:06:30
Friends, Romans, Romulans, Countrymen, Cubs and Coolies ...
the album, she is finished, and will be released on the 22nd June in the UK/Europe and (as far as I'm aware) June 23rd in the rest of the world. Entitled 'travels with myself and another'. it is 33 minutes long* and, to use the vernacular, it's fucking skill.
she dances as follows -
1. arming eritrea
2. chin music
3. the hope that house built
4. throwing bricks at trains
5. i am civil service
6. land of my formers
7. you need satan more than he needs you
8. that damned fly
9. stand by your manatee
10. yin / post-yin
11. drink nike
12. lapsed catholics
Half A Life
2009-03-12 19:01:07
Das Livealbum ist nett, aber nicht eben essentiell. Sound ist ziemlich dumpf, passt aber schon, bei dieser Band. Größter Anreiz wären da schon eher die Liveaufnahmen der vier bisher unveröffentlichten Songs.
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