A Whisper In The Noise - Dry land

Exile On Mainstream / Southern / Soulfood
VÖ: 05.10.2007
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kontrolle ist besser

Vertrauen sei gut, heißt es. Denn es ist doch zweifellos ein tolles Gefühl, dass man manchmal ruhig das Ruder aus der Hand geben und einfach mit der Gewissheit einschlafen darf, dass das so schon läuft. Manche Dinge sind eben todsicher. So sollte zum Beispiel John Grishams Verleger Nacht für Nacht die süßesten Träume haben, Omas Plätzchen schmecken auch noch Weihnachten 2042 himmlisch, irgendjemand wird einen am 1. April ja doch auf einen Fleck am Hemd aufmerksam machen und wo Steve Albini seine Griffel als Tontechniker im Spiel hat, da steckt auch große Musik dahinter. Bewiesen hat er das unzählige Male, die Liste ist lang und mit A Whisper In The Noise nun um einen hellen Eintrag reicher. Diese unterstützt er nun bereits zum zweiten Mal - schon auf ihrem Erstlingswerk "Through the ides of march" hatte die Band ihre bereits damals ebenso tieftraurigen wie tollen Songs von Albini einfangen lassen. Auf dem dritten Album "Dry land" wird diese Zusammenarbeit nun wiederholt. Und mit dem Albumtitel verrät die siebenköpfige Band aus Minnesota sicherlich nicht zu wenig.

"Dry land" beginnt mit wenig und holt damit bereits das Maximum heraus. Ein paar Töne auf dem Klavier oder aus dem Jenseits, von weit weg und mitten ins Geschehen zerrend. Sänger West Thordson klingt dabei wie ein noch viel depressiverer Robin Proper-Sheppard von Sophia und verbrennt mit seinen Worten den eigenen Song, vernichtet Zeile für Zeile ein klein wenig mehr von sich selbst, um anschließend in "Awaken to winter" die glühenden Schmerzen in eiskalter Trauer zu löschen. Ohne Zweifel, Melancholie und Depression, Schwermut und Schmerz sind seit jeher grundlegende Bestandteile der Spielart Post-Rock, die auch A Whisper In The Noise perfekt beherrschen. Aber nicht zuletzt durch die Vorbilder unterscheiden sich A Whisper In The Noise grundlegend von vielen ihrer Kollegen. Wo man deutliche Parallelen zu The Album Leaf, Sigur Rós und Mogwai herauszuhören glaubt, sind in Wahrheit Arvo Pärt und Philip Glass die Inspirationsquellen gewesen. Das wird vor allem dann deutlich, wenn im fast sechseinhalbminütigen "A new dawn" etwa in der Mitte nach fast horrorfilmartiger Kulisse das unerwartetste Dolce einsetzt, zu dem Popmusik fähig ist. Und dazu kommt noch, dass der Song irgendwo in der Nähe von Portishead beginnt.

Die in Musik eingefangene menschliche Tragödie mit allen gezogenen Registern, die A Whisper In The Noise präsentieren, braucht dabei entgegen des ersten Eindrucks kaum viel mehr als ein paar Striche auf der Violine, vielleicht eine Oktave am Piano und das Schlagzeug, das ohne wirklich erkennbaren Rhythmus klopft und nörgelt. Dann und wann schaltet sich auch eine Gitarre ein, jedoch nie vordergründig. Das Gesamtwerk klingt dementsprechend, als ob jeder der Musiker seine eigene kleine, bittere Geschichte erzähle. Man sollte sich das nicht zu bildlich vorstellen, aber die Vernissage mit Gemeinschaftsbildern von Francis Bacon und Max Ernst entsteht mit "Dry land" in den Kopfhörern ganz von alleine.

Auf gesamter Albumlänge brechen A Whisper In The Noise nur einmal aus und drehen ihren Bandnamen kurzerhand um. "Sons" wird zu einem Gift und galle spuckenden Monster, welches sicher auch den Geistesverwandten The Paper Chase hervorragend zu Gesicht gestanden hätte. Zuckersüßes Piano und einlullende Idylle, die ohne Warnung vom ersten wirklichen Einsatz einer E-Gitarre zerfleischt wird. Aus dem harmlosem und freundlichen Appassionato, reines Klavier und pure Harmonie, wird das exakte Gegenteil. Aber so ist es nun eben. Das passiert mit Menschen, mit ihren Beziehungen, mit Glück und mit Liebe. Den Schlusstrack "True love will find you in the end" sollte man deshalb besser mit Vorsicht genießen.

(Konstantin Kasakov)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Awaken to winter
  • This time, it's
  • Sons

Tracklist

  1. As we were
  2. Awaken to winter
  3. A new dawn
  4. This time, it's
  5. In will
  6. Sons
  7. Armament
  8. You, the orphan
  9. Beauty's grace
  10. Go now
  11. True love will find you in the end
Gesamtspielzeit: 54:47 min

Im Forum kommentieren

Crappo

2010-10-21 22:24:25

Hatte das alles gar nich mitbekommen. Die beiden Lieder, dies bei youtube gibt, gefallen mir auf jeden Fall. Mal schauen, im November sollt ich wiedern bisschen Geld übrig haben ;-) .

Max Power

2010-09-20 15:35:48

Noch keine Meinungen zu Pvll von Wive? Ist meiner Meinung nach fast auf einer Stufe mit den Alben von AWITN. Verkürzt auf jeden Fall die Wartezeit auf ein neues Album und ist in meiner Top 5 des Jahres mit Sicherheit vertreten.

Dan

2008-04-02 19:02:14


heute Abend in Wien :)

Dan

2008-04-02 19:00:34


heute Abend in Wien :)

Dan

2008-04-02 18:58:20


heute Abend in Wien :)

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