Prong - Power of the damager
13th Planet / SoulfoodVÖ: 05.10.2007
Der Ministrant
Tommy Victor ist so ein Beispiel dafür, wie grausam das Business manchmal sein kann. Gehen wir mal ein paar Jahre zurück, in die Neunziger. Da verwandelt Victor mit Prong mit Songs wie "Snap your fingers, snap your neck" jeden Dorftanz in einen brodelnden Pit. Mit dem famosen Album "Rude awakening" setzt er sogar noch einen drauf. Und was passiert? Keine Sau interessiert sich dafür. Schon mal erst recht nicht die Plattenfirma, die die Platte in homöopathischen Dosen promotet. Handfeste Streitereien mit Bassist Paul Raven tun ihr übriges. Es kommt, wie's kommen muss: Victor löst Prong völlig frustriert auf. Das mächtig umstrittene Album "Scorpio rising" aus dem Jahr 2003 fassen wir mal als vorletztes Zucken auf. Bis dann Ministry-Chefdenker Al Jourgensen Tommy Victor als Bestandteil der dreiläufigen Gitarrenwand ins Boot holt.
Victor sprüht endlich wieder vor Spielfreude. Hat wieder Bock auf Musik und reaktiviert tatsächlich die guten alten Prong. Zugegeben: Mit neuen Musikern tritt er in ziemlich große Fußstapfen. So groß wie die Überraschung gleich zu Beginn, erinnert "Looking for them" doch phasenweise an frühere Clubhits wie "Whose fist is this anyway?". Aber auch nur phasenweise, denn das treffend betitelte "Power of the damager" steht eher in der Tradition früherer Werke wie "Beg to differ" oder vor allem "Prove you wrong": Erbarmungslose Riffs, erbarmungsloser Groove. Kaum jemand außer Victor war in den Neunzigern imstande, diesen Spagat dermaßen effektiv zu schaffen.
Heute besteht die Herausforderung für Prong vor allem darin, nicht unter zig Metalcore-Bands unterzugehen, haben diese doch reichlich vom Strickmuster "Groove meets Härte" abgeschaut. Von der Produktion werden sie dabei nicht wirklich unterstützt. Vor allem für das von Al Jourgensen abgemischte "The banishment" wünscht man sich das Budget von "Rude awakening" - hier etwas pappig pluckernd, damals dermaßen pumpend, dass man Sorgen um die Lautsprecher hätte haben müssen. Dennoch nimmt der Kopf sofort die nickende Bewegung ein - nein, nicht einnickend, sondern so, wie es sich zu solchen Riffs gehört. Ob nun "Pure ether", "Spirit guide" oder vor allem der Titeltrack, Tommy Victor und Kollegen donnern unbekümmert wie Zwanzigjährige.
Wenn auch mitunter einige Unwuchten in der Groovemaschine festzustellen sind (zum Beispiel beim etwas zu thrashigen Rausschmeißer "Changing ending troubling times"), ist es schön zu hören, dass Prong wieder zurück sind. Kommerzieller Erfolg wird sich auch damit eher nicht einstellen, doch dank dreier erfolgreicher Jahre mit Ministry hat Tommy Victor auch mal die positiven Seiten des Geschäfts kennenlernen dürfen. Geschichte läßt sich zwar nicht wiederholen, aber "Power of the damager" ist eins der ganz wenigen Comeback-Alben, bei denen man sich nicht sofort die gute alte Zeit zurückwünscht. Nach über einer Dekade an alte Leistungen anzuknüpfen, muss man auch erst einmal schaffen. Und das Business? Das kann Victor mittlerweile den Buckel 'runterrutschen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Looking for them
- Pure ether
- The banishment
Tracklist
- Looking for them
- No justice
- 3rd option
- Pure ether
- Power of the damager
- The banishment
- Worst of it
- Spirit guide
- Messages inside of me
- Can't stop the bleeding
- Bad fall
- Changing ending troubling times
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