Paul Dimmer Band - Wenn alle Stricke reißen

Tapete / Indigo
VÖ: 28.09.2007

Wird schon wieder

Es ist manchmal wie bei der Sparkassen-Werbung: Kleine Freuden und große Katastrophen können sich manchmal sehr ähnlich sein. Wenn die Paul Dimmer Band ein Album namens "Wenn alle Stricke reißen" veröffentlicht, klingt das nach Untergang, nach einem Ende. Doch so wie jedem Ende ein Anfang innewohnt, stecken in Christoph Wegeners Schilderungen von bittersüßen Erinnerungen und kleinen Kränkungen Kraft und Würde.

"Um eine Frage kommst Du nie umhin / Warum ich, was uns betrifft, nur so verdammt passiv bin / Entschuldige, wenn ich da widersprech' / Ich hab erst gestern aktiv Deine Nummer gelöscht." Natürlich ist das diese in letzter Zeit so oft beklagte Befindlichkeitsfixierung, aber keine, für die man sich fremdschämen müsste. Man mag sogar leise Ironie heraushören und weiß doch stets, dass Wegener es ernst meint. Denn das Lachen bleibt stecken.

Wenn sich warme Gedanken in die Texte schummeln, sind es zunächst nur Hoffnungen. Doch die mogeln sich immer näher. Zu gedämpftem Wohlklang und zaghaftem Gitarrenrock arrangiert sich die Paul Dimmer Band in "Größer gleich" mit dem Auf und Ab des Lebens. Die zweifelnden Klavierakkorde von "Ersatz für Dich" machen am Ende Platz für zufriedene Bläser. Und wenn sich manchmal die Instrumente nicht ganz sauber in die Stille vorwagen, verflüchtigen sich die Skrupel schnell wieder. "Mit vielem wird ich fertig / Auch wenn's schwierig war."

"Wenn alle Stricke reissen" ist kein Sicherheitsnetz, sondern ein sanftes Kissen. Man fällt, aber man fällt weich. In die Lücken zwischen den Akkorden, in die Atempausen der Melodien. Alles bewegt sich so, wie schon der Vorgänger hieß: "Im kleinen Kreis". "Wenn die sanft melancholischen Songs der Paul Dimmer Band letztlich irgendwohin verklungen sind, weiß man eines: Wenn alle Stricke reißen, gibt es doch jemanden, der einen auffängt.

(Oliver Ding)

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