Foo Fighters - Echoes, silence, patience and grace

RCA / Sony BMG
VÖ: 21.09.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Zwingerclub

Die gespannten Muskeln, die pochenden Halsadern, der in den Nacken gestreckte Kopf, die weit aufgerissene Mundhöhle: Was die Foo Fighters bisher stets ausgezeichnet hat, waren solche Bilder der Entschlossenheit, der pulsierenden Dichte und des unbeugsamen Willens. Dave Grohl und seine Mannen schufen so in ihren besten Momenten Song gewordene Schlachtrufe und Durchhalteparolen. Und damit eine Musik, die nicht Bände sprach, sondern lieber gleich Enzyklopädien zerriss. Als es dann mit "In your honor" ruhiger wurde, schien auch etwas aus ihrer Musik zu verschwinden, das man nun im Anblick von "Echoes, silence, patience and grace" vielleicht erst richtig entziffern kann: die Konsequenz. Eine etwas breiige Kategorie, die sich jedoch aufdrängt, hört man das Halali auf dem sechsten Album der Foo Fighters, mit dem sie sich erneut der ganzen Welt, allerdings auch den eigenen Songs, an entscheidender Stelle entgegenstemmen.

So überdreht sich Grohls Organ im Refrain von "The pretender" ständig in eine emotionale Übersprungshandlung, in eine zweite Gesangslinie, die sich überall anzubiedern scheint. Doch die Foo Fighters kontern die Versuchung sogleich mit einem hochgeschraubten ZZ-Top-Riff und Grohl brüllt den Song auf seinem Rücken reitend lieber gnadenlos in den Boden. Definitiv die richtige Entscheidung. Denn auch die Akustikgitarren von "Let it die" oder "But honestly" sind zwar geschmeidig ausgestellt, gehören aber nicht eben zu der Sorte, die für sich genommen einen harmonischen Pulitzerpreis gewinnen könnten. Sie wegzublasen wird hier beinahe als gerechte Strafe kenntlich, und die Foo Fighters geben den Zuchtmeister mit Verve und schiefem Grinsen auf dem Gesicht.

Von Beginn an mächtig, zwingend und konsistent hingegen: "Erase/replace", dessen angekratzte Sechzehntel in Sound und Dynamik an frühe Fugazi erinnern, bevor der Refrain jegliche Assoziation aus dem Hirn jagt. Das folgende "Long road to ruin" ist dann ein angepunkter Folkrock-Hopper, dessen Schlichtheit genau am rechten Platz sitzt, nach all der Attacke im Vorfeld. Hier zeigen die Foo Fighters einmal aufs Neue, dass sie selbst in den unfallgefährdetsten Genres stets einen inhärenten, elektrifizierenden Funken auslösen können, der sich wie ein Schwelbrand auszubreiten beginnt.

Mit ähnlicher Wucht fegt auch die Poppunkbombe "Cheer up boys (Your make-up is running)" auf einmal mitten durch das Album. Auf "Statues" (irgendwie zusammengehauen aus "Strawberry fields forever" und "Always on my mind") und "Home" (ein herzlicher Willkommensgruß, mit dem sich das Album verabschiedet) übernehmen dann Klavierakkorde und Streicher die Kontrolle. Und Grohl findet vielleicht ein erstes Mal überhaupt eine souveräne Selbstverständlichkeit auch für die leiseren, sentimentalen Einbrüche seiner Stimme. Hoch willkommen und doch noch sehr beeindruckend, zum Schluss.

Ein neues "My hero" oder "Everlong" findet sich, trotz "The colour and the shape"-Produzent Gil Norton, allerdings (wieder) nicht auf "Echoes, silence, patience and grace". Aber das gab es vorher oder nachher von irgendjemand anderem ja auch nicht. "Echoes, silence, patience and grace" bleibt eine energische Hochleistung, die selbst dann noch voranrollt, wenn sich das Fingerspitzengefühl der Arrangements ins Hornhäutige verabschiedet. Doch das ist schon sehr okay so. Denn die Foo Fighters spielen nicht mehr, sie (er)zwingen wieder: die Antwort, den Radau, die Ruhelosigkeit. Den Muskelkrampf und die Maulsperre.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Erase/replace
  • Cheer up, boys (Your make-up is running)
  • Home

Tracklist

  1. The pretender
  2. Let it die
  3. Erase/replace
  4. Long road to ruin
  5. Come alive
  6. Stranger things have happenend
  7. Cheer up boys (Your make-up is running)
  8. Summer's end
  9. The ballad of the Beaconsfield miners
  10. Statues
  11. But, honestly
  12. Home
Gesamtspielzeit: 51:15 min

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