Devastations - Yes, U
Beggars Banquet / IndigoVÖ: 14.09.2007
Das Ende der Welt
Zunächst war es Melbourne. Die Geburtsstadt, die den Weg des Trios Devastations ebnete und sie ein neurosenschweres selbstbetiteltes Debüt gebären ließ, das nicht nur die internationalen Gazetten zu überschwänglichen Lobeshymnen hinreißen konnte. Dann war es Berlin. Die pulsierende Stadt im Herzen Europas, die das Zweitwerk "Coal" zu einem schauderhaften Ereignis machte, wegen dem Devastations viel zu viel dunklen Wein tranken. Jetzt ist es London. Die unergründliche Stadt, die Devastations selbst in ihren Grundfesten erschütterte. "Yes, U" - eine musikalische, psychotische Reise.
Es ist das Sündige, der Dreck und das Ungewisse der Metropolen, das Devastations in ihren Bann zieht. Auf den Spuren von Serge Gainsbourg, Lou Reed und Nick Cave verfällt die Band dem Geheimen, dem Undurchsichtigen. Das Resultat dieser Beobachtungen des Triebhaften des Menschen zieht die Gruppe in ungeahnte Tiefen, verändert ihre Musik auf sinnliche Weise. "Yes, U" bricht mit "Coal" auf der Ebene der Eingängigkeit, setzt die traditionelle Instrumentierung weiter in den Hintergrund und verzaubert mit menschlichen Abgründen.
Conrad Standish gönnt sich gleich in der Eröffnung "Black ice" die Offenlegung seiner Seele. Der Bass kriecht von den Knien in den Kopf, die Gitarre zischt wie eine lüsterne Schlange über die stoischen Beats von Hugo Cran. Das Unbehagen des Hörers ist da nur von kurzer Dauer, so hypnotisiert lauscht man den Klängen des Trios. Selten waren Devastations so betörend, selten so gut in Form wie hier. Erst recht, wenn man die Mordlust von "Rosa" auf sich wirken lässt. Kaum schildert Standish den Wandel seiner Seelenverwandten, entlädt sich die Spannung bei zwei Minuten und vierzig Sekunden: Ein Schrei, der das Grauen heraufbeschwört. Der Tod hat sich soeben persönlich auf CD verewigt.
Das psychotische "The pest", intoniert von Gitarist Tom Carlyon, sticht den Hörer mit abertausenden von Nadeln, baut einen Spannungsbogen auf, den Hitchcock in keinem seiner Filme besser umsetzen konnte. Das erlösende "An avalanche of stars" beruhigt die Gemüter, lässt tief durchatmen und durch die Luft schweben: Ein losgelöster, elektronischer Beat, eine tröstende Melodie von Standish und ein Walgesang von einem Basslauf. Es ist der rote Faden dieser Platte, der sich erst mit dem letzten im Raum stehenden Ton offenbart, den die beiden Haupt-Songwriter Carlyon und Standish bis ans Ende des Aushaltbaren treiben.
Besondere Aufmerksamkeit sollte man dem Gitarrenspiel von Carlyon widmen, der sein Instrument vergewaltigt wie Thurston Moore und streichelt wie eine Geliebte. Es sind die schockierenden Soundwände, die unberechenbare Lautstärke, die luftzerreissenden Schreie von Standish und das lustvolle Ausleben der eigenen Triebe. All das macht "Yes, U" zu einem Psycho-Thriller. Zu einem großartigen Werk einer undurchsichtigen Band, die nicht resigniert, sondern dort zu wachsen beginnt, wo andere den Strick am Balken befestigen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rosa
- The pest
- An avalanche of stars
Tracklist
- Black ice
- Oh me, oh my
- Rosa
- The pest
- As sparks fly upwards
- Mistakes
- The face of love
- An avalanche of stars
- The saddest sound
- Misericordia
Im Forum kommentieren
Chinga
2010-02-03 22:24:36
Thread gesucht, um kund zu tun: "Yes, U" ist eines meiner Lieblingsalben der letzten Jahre. Hat ´ne Weile gebraucht bis dahin. Und ja, "An Avalanche Of Stars" ist groß, wunderbar, berührend ...
Senior Twilight Stock Replacer
2009-04-02 21:20:22
Also über Kopfhörer gehört mag ich das Album überhaupt nicht.
smörre
2007-09-16 23:42:50
"An Avalanche Of Stars" ist gigantisch. Wie kann man bloß einen solch dramatischen Song schreiben? Platte ist gut, aber dieser Track sticht absolut heraus.
Lätta
2007-09-11 12:12:30
Noch nie gehört, obwohl ich drei Versionen des Albums besitze :-P
Änder ich aber die Tage mal...
Christian
2007-09-10 23:04:09
Und wie der geht!
Zieh dir mal wieder "Daydream Nation" rein. ;-)
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