The Dead 60s - Time to take sides

Epic / Sony BMG
VÖ: 10.08.2007
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Höllische Nachbarn

Da kommt man schon aus der Stadt, die sowas von musikschwanger ist, dass einem Notenschlüssel aus der Nase flutschen, und trotzdem muss die Zeit für das Verleugnen der eigenen Wurzeln draufgehen. The Dead 60s wünschen lautstark ihren Liverpooler Vorfahren die Versenkung in den ewigen Musikgründen an den Hals. Statt sich in der Hochphase des Hippietums zu versenken, wildert das Quartett in den Siebzigern, dem Stoff, aus dem die räudigeren Träume sind. Und vergisst dabei, dass es sowieso in der Stratosphäre ihrer Ahnen festgenagelt ist. Kontra The Beatles? Pro The Clash? The Dead 60s entscheiden sich für lauwarmen Brei.

Um dem ganzen Wust der sippenhaften Lasten den Garaus zu machen, verbarrikadierte sich die Band im neutralen New York und arbeitete munter vor sich hin, bis Paul McCartney unverhofft auf der Matte stand und die fertig gestellten Bänder seines aktuellen Albums abholte. Die Stimmung am Nullpunkt, eine kleine Schaffenskrise. Doch wäre eine Liverpooler Band sicher nicht aus Liverpool, wenn sie sich nicht an ihren eigenen Haaren aus dem Morast ziehen könnte: "The start of the century / It's a dead end street", verlautbart in der umfassenden Abrechnung mit dem seligen Zeitalter der Beatmusik in "Beat generation". Die missglückte Abreibung der Übermacht.

Zwar frohlockt "Stand up", die Single zum zweiten Dead-60s-Album "Time to take sides" zunächst noch mit hübschem Uptempo-Beat und flockigem Reggae-Einschlag, kreischt auch hier der Text subtil den Argwohn der endlosen Heimatbeschwörerei heraus. Die Mittel aber bleiben begrenzt, schleppen sich durch ein lapidares Feld des Pop-Rocks und weben sommerliche Dub-, Ska-, oder Reggae-Elemente in voraussehbare Songstrukturen ein. Hartnäckig verzichtet das Quartett auf die großen Hits, die das Debüt noch sammelte. Lediglich das grell aufleuchtende "Dull towns", der Stern in dunkler Nacht, poltert kratzbürstig vor sich her und hat im Hinterteil ein echtes Heinrich-Manöwer versteckt.

Die überraschende und genauso verblüffende Ähnlichkeit mit den amerikanischen Nervbacken von Smash Mouth wird glücklicherweise durch den Mut zur Melancholie übertüncht, während die Enttäuschung über das schwächelnde Zweitwerk der Dead 60s von Durchgang zu Durchgang zumindest ein wenig schwindet. Nach einer Weile gesteht man dem schleppenden "Last train home" einen gewissen Abenteuerreichtum ein, dem dublastigen "Seven empty days" immerhin ein freundliches Zwinkern. Dass der inhaltliche Hintergrund der Platte so doof wie ununterhaltsam ist, bleibt trotzdem eingemeißelt. Und wiegt schwer wie Blei.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stand up
  • Dull towns

Tracklist

  1. Bolt of steel
  2. Beat generation
  3. Stand up
  4. Start a war
  5. Dull towns
  6. Last train home
  7. All over by midnight
  8. Liar
  9. Don't walk away
  10. Desert sun
  11. Seven empty days
Gesamtspielzeit: 53:27 min

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Statist

2008-02-12 12:06:06

Waren aber auch nicht gerade erfolgreich...

Lyxen

2008-02-12 09:02:29

Hmm, irgendwie schade.

Christian

2008-02-11 19:53:43

wikipedia meint dazu:

"The Dead 60s waren eine Rockband aus Liverpool, England, die zuvor als Resthome und bis 2003 als Pinhole auftrat. Die Mitglieder gaben zum 11. Februar 2008 ihre Trennung bekannt."
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Dead_60s

--

2008-02-11 19:37:41

sollen sich aufgelöst haben

Lyxen

2007-08-14 12:28:24

Sowie jede Meinung, schon klar, aber die Bewertungen für diese Musikrichtung sind häufig eher schlecht.

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