Kula Shaker - Strangefolk

Alvar / Essential / Indigo
VÖ: 17.08.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Abschied von Indien

Wäre dies hier ein buntes Hochglanzmagazin für trendbewusste Musiker, dann würde das Stichwort "Reunion" zweifelsohne unter den "Musts" der letzten Jahre geführt. Pink Floyd, The Police, The Who, Happy Mondays, Pixies, Genesis, Dinosaur Jr., The Smashing Pumpkins, The Stooges und so weiter. Zahllose andere feierten bereits Wiedervereinigung - mal für ein Album, mal für eine Tour, mal nur für ein Konzert. Und jetzt tauchen auch Kula Shaker wieder aus der Versenkung auf. Nach nur zwei Alben, ein paar Nominierungen für die Brit Awards und einem handfesten Presseskandal ging man 1999 auseinander. Frontmann Crispian Mills gründete anschließend die minder erfolgreichen The Jeevas, und auch den anderen Bandmitgliedern war mit ihren weiteren Bandprojekten kein großes Glück beschieden. So war dann 2006 nach einigen lockeren Sessions in den beiden Jahren zuvor die Zeit reif für die offizielle Wiederbelebung Kula Shakers, eine neue EP und eine kleine Tour durch UK. Und nun folgt mit "Strangefolk" auch ein neues Album.

An die Spitze der britischen Charts hatten es Kula Shaker vor mehr als einem Jahrzehnt ja nicht zuletzt dank der indischen Einflüsse in Stücken wie "Govinda" geschafft. Aber in geschichtsbewussten Britrock-Zeiten war es wohl auch nur eine Frage der Zeit, bis sich eine Combo in Gedenken an "Revolver" und Rqavi Shankar wieder mit Sitar, Tablas und Sanskritgesang bewaffnen würde. Auf "Strangefolk" jedoch greift mit "Song of love/Narayana" heuer gerade mal ein einziger Song zaghaft in Richtung des Subkontinents aus – der aber zählt zu den stärksten des Albums. Ansonsten bekommt man jede Menge psychedelisch inspirierten Rock zu hören, der freilich bei genauerem Hinhören schon immer die Substanz Kula Shakers ausmachte.

Die weitgehende Verabschiedung exotischer Ausflüge ist also ein zu verschmerzender Verlust. Die Band um Mills war schon immer in der Lage, für das Wesentliche zu sorgen – gute Melodien, die hängen bleiben. Und diese Fähigkeit haben sie auch bewahrt. Leider auch die Neigung zum Stadionrockigen und zum Quäntchen zu viel an Pathos, das etwa bei "Die for love" Überhand zu nehmen droht. Seine stärksten Momente hat "Strangefolk" daher in den Partien, bei denen die Gitarren in den Hintergrund treten. So beim spannungsvollen "Hurricane season" scheint Ray Manzarek das Solo zu spielen, und auch "Dr Kitt", ein wunderbarer Trip mitten hinein in die psychedelischen Sechziger mit Harfe, Flöte und typischer Orgel, klingt stark nach den Doors.

Natürliches sitzen Kula Shaker ein bisschen zwischen den Stühlen. Denn im Vergleich zu den nervös-hibbeligen Nu-Rave-Duracellhasen oder den nicht minder zackigen Franz-Ferdinand-Klonen, die immer noch aus Großbritannien über den Kanal schwappen, wirkt der Sound Kula Shakers in manchen Momenten weniger zeitlos-retro als mehr ein bisschen altbacken. Fürs Cover trendiger Magazine wird's daher nicht reichen. Aber wenn eine Reunion mal solch vernünftige Ergebnisse aufweist, können sich die Anhänger über die Rückkehr freuen. Da darf man auch ruhig ein bisschen breitbeiniger zum Solo ausholen.

(Harald Jakobs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Song of love/Narayana
  • Hurricane season
  • Dr Kitt

Tracklist

  1. Out on the highway
  2. Second sight
  3. Die for love
  4. Great dictator (of the free world)
  5. Strangefolk
  6. Song of love/Narayana
  7. Shadowlands
  8. Fool that I am
  9. Hurricane season
  10. Ol'Jack Tar
  11. 6ft down blues
  12. Dr Kitt
  13. Super CB operator
Gesamtspielzeit: 55:33 min

Im Forum kommentieren

Skskakan

2013-05-01 15:07:19

Papayas

Girl

2013-05-01 14:56:42

Finde sie mindestens genauso gut wie The Verve.

The MACHINA of God

2013-05-01 14:19:06

Finde ja ihr Zweiwerk ist ihr bestes. Trotz all dem Indien-Zeug. Oder vielleivht auch bisschen gerade deshalb.

peppey paloma

2010-05-21 15:43:07

ich würds als klassiker bezeichnen. leg ich immer wieder gerne auf.

Wolffather

2010-05-21 15:37:48

ich fands ganz gut, aber "Meisterwerk" halte ich dann doch für übertrieben

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