The Soundtrack Of Our Lives - Behind the music

Telegram / Warner
VÖ: 19.03.2001
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hinter der Maske

Tolle Sache, das. Hab' ich mal wieder die Schnauze zu weit aufgerissen. Eine Band mit schickem Namen, von der ich noch nie im Leben einen Ton gehört habe. The Soundtrack Of Our Lives. Und jetzt? Muß ich mir halt die Rezension aus den Fingern saugen. Um mich herum jubelt alles von der Vorgängerband. Soll Union Carbide Productions geheißen haben und selbst Leute wie Billy Corgan, Jello Biafra, Jon Spencer und gar Kurt Cobain begeistert haben. Lärmige Mischung aus den Stooges und Captain Beefheart. Aha. Dann Trennung, Neubesinnung - man kennt das ja. Die Konkurrenz schreibt von großen Gitarren und noch größeren Songs. Nur ich weiß mal wieder von nix.

Erstmal das Album einlegen. Das Cover sieht ja schon schick aus. Sechs Wachsmasken, frisch aus dem Leichenschauhaus. Baut ja schon mal richtig auf. Oh, die Musik fängt an. Ein markantes Riff, irgendwie asiatische Stimmung. Ist das Led Zeppelin? Nein, die näselnde Stimme sagt anderes. Auch gut, noch einen Klon hätte es auch nicht wirklich gebraucht. Weiter im Text. Die Klampfen wirken irgendwie angejahrt. Hat sich hier jemand zu lange Geschichten von Haight Ashbury erzählen lassen? Die Gitarren, die Chorgesänge, die Grooves - alles irgendwie bekannt und doch neu. Der Schellenkranz aus "Satisfaction" findet sich in einem 6/4-Takt wieder, ohne daß es groß auffiele. Das "Tschka-Tschka" kenne ich auch irgendwo her. Boney M? "Daddy cool"? Genau.

Und dann diese Melodien. Verstecken sich hinter irgendwelchen Ecken, pirschen sich von hinten heran und krachen dann doch frontal in den Gehörgang. Hier hat jemand die Sechziger mit der Muttermilch bekommen. Beatles, Stones, Beach Boys - alles dabei. Da wird doch nicht jemand die Alete-Gläschen mit leckerem LSD gepanscht haben? Was aufs erste Ohr nach Blümchen im Haar klingt, reckt und streckt sich aber schnell nach anderen Himmeln. "And everyone's been cheated for the 21st century." Man gibt sich also doch modern. Oder ist das alles schon wieder nur schelmisch vorgetäuscht?

Die Gitarren schrubben, die Gesänge jauchzen und ob irgendwo jetzt doch ein Tütchen herumgereicht wird, ist letztlich gleich. Zwischendurch tauchen Mellotron, Cembalo und Dulcimer auf und geben sich die Hand. Man lehnt sich an die Wand und freut sich über Songs, denen es offensichtlich am behaarten Arsch vorbei geht, in welchem Jahrzehnt wir uns befinden. "'Cause I'm ten years ahead / And you're the echo of the words I say." Und mitten drin ein paar Schweden, die sich schon die Totenmasken vom Cover vors Gesicht halten müssen, damit niemand merkt, wie fett sie grinsen.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Infra riot
  • In someone else's mind
  • Keep the line movin'
  • Still aging

Tracklist

  1. Infra riot
  2. Sister surround
  3. In someone else's mind
  4. Mind the gap
  5. Broken imaginary time
  6. 21st century rip off
  7. Tonight
  8. Keep the line movin'
  9. Nevermore
  10. Independent luxury
  11. Ten years ahead
  12. Still aging
  13. In your veins
  14. The flood
  15. Into the next sun
Gesamtspielzeit: 57:23 min

Im Forum kommentieren

Huhn vom Hof

2024-09-03 21:36:28

3/10 für BTM muss ein schlechter Scherz sein. Das Ding ist ein absolutes Meisterwerk, 10/10. "In Your Veins" und "Into The Next Sun" sind so schön, dass einem die Tränen kommen.

fuzzmyass

2024-09-03 15:45:59

LOL

Arne L.

2024-09-03 15:35:30

Die Band wurde da anscheinend eh kollektiv nicht gemocht. Hat mich damals auch sehr sauer gemacht.

VelvetCell

2024-09-03 15:28:18

https://pitchfork.com/reviews/albums/7376-behind-the-music/


3.0/10 bei Pitchfork damals. Da weiß man nicht, ob man lachen oder kotzen möchte.

VelvetCell

2023-02-21 11:21:45

Für mich ihr Bestes. Und eindeutig 10/10.

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