Findlay Brown - Separated by the sea
Peacefrog / Rough TradeVÖ: 08.06.2007
Hinter dem Horizont
Ein Mittzwanziger steht verlassen mit der Gitarre am Ufer und blickt in die Ferne auf die weite See. Er beginnt zu singen. Die Begleitmusik ist spärlich. Seine Stimme steht meist im Vordergrund, und man fühlt sich, als ob der Dylan der 60er Jahre oder ein Nick Drake im modernen Popgewand ertönt. So unaufgeregt ruhig, aber überwältigend klar klingt der Folk von Findlay Brown. Seine Musik und seine Geschichten sind keine Weltneuheiten, die täglich über die Meere getragen werden und sich in kurzer Zeit verflüssigen. Brown erzählt sein ganz eigenes und bleibendes Schicksal in elf Songs.
Der Mann aus York, den es wie viele britische Musiker nach London zog, hat auf seinem Debut "Separated by the sea" genau ein Anliegen: Er möchte seine dänische Freundin ewig lieben. Doch die Nordsee trennt die beiden. Er besingt die Leiden des Alleinseins, die sie jeweils in der eigenen Großstadt erfahren: sie in Kopenhagen, er in London. Mal ist er dabei nahezu ausweglos wie in "Down among the dead men", mal überwiegt die Hoffnung wie im Titeltrack: "We don't really have to be / Separated by the sea / Come on let's play our song / Because you're the one / For me." Aufgeben wird er nie und aufhören zu lieben erst recht nicht. Die sanft eingesetzten Streicher des London Metropolitan String Quartet unterstützen ihn in "Paper man" und im bedrückenden "The loneliness I fear", wo Brown klagt: "My hunger strikes the days / When it gets tough / Because I want you hear / The loneliness I fear." Die Einsamkeit lässt sich nur aushalten, solange Browns unbändige Liebe den natürlichen Feind, das Meer, überragt.
Er droht, jederzeit verschluckt zu werden, doch er hält den Kopf über Wasser und schreitet zum nächsten Klagelied. Diese Spannung wird zu keiner Zeit aufgehoben und kulminiert im vorletzten Song des Albums "Don't you know I love you". In diesem über 7 Minuten langen Höhepunkt fasst Findlay Brown all das Vorherige zusammen: Drums schlagen monoton im Hintergrund, ein Banjo lenkt ein wenig ab, und die Zeilen "Don't you know I care / Don't you know I love you / Everywhere" lassen ein Happy End erwarten. Doch weit gefehlt, das Wunder geschieht nicht, das Meer schließt sich nicht, die beiden Unglücklichen bleiben getrennt, zumindest räumlich. Ob die abschließenden Worte "And the only time that I feel alright / Is when you're by my side" nur räumlich zu verstehen sind oder nicht, bleibt offen.
Die Suche nach den richtigen Worten und den passenden Melodien geht jedenfalls weiter. Vielleicht begibt sich der Einsame beim nächsten Mal auf Seereise und schildert, wie er seiner Freundin immer näher kommt. Er wird gewiss mehrfach über Bord gehen dabei. Doch jetzt kehrt erstmal Ruhe ein, es wird dunkel, das Meer zieht sich zurück, doch bei Sonnenaufgang fängt er wieder an zu spielen, ein Glück.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Down among the dead men
- The loneliness I fear
- Don't you know I love you
Tracklist
- I will (Ghost ship)
- But you love me
- Down among the dead men
- Separated by the sea
- The loneliness I fear
- Come home
- Losing the will to survive
- Paper man
- Tonight won't wait
- Don't you know I love you
- Twin green pram
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