The Electric Soft Parade - No need to be downhearted
Truck / Rough TradeVÖ: 20.07.2007
Die Sparschweine
Tom und Alex White haben alles. Ihre Band The Electric Soft Parade, ihre zwischenzeitlich zur Erstband aufgestiegene Zweitband Brakes, ihre Jugend und einander. Was sollten die also noch wollen? Geld, ja richtig. Also: Tom und Alex White haben fast alles. Ihre Band The Electric Soft Parade, ihre zwischenzeitlich zur Erstband aufgestiegene Zweitband Brakes, ihre Jugend und einander, nur kein Geld. Ein schwacher Trost immerhin: Geld brauchen sie auch nicht, das ist was für die Reichen. "No need to be downhearted" ist nicht nur ihr erstes Album, bei dem alles in der Familie bleibt. Es ist auch ohne Studio und Budget entstanden. Wo und wann halt Platz und Zeit war.
Ob nun diese unaufgeregte Herangehensweise oder die Produktivität der Brakes für die vierjährige Lücke zwischen den analogen Wachträumen von "The American adventure" und deren Nachfolger verantwortlich ist, spielt dabei keine maßgebliche Rolle. Wer möchte, kann sowieso noch immer das Gleiche über The Electric Soft Parade sagen: Ja, sie sind ganz schon frühreif, na sicher, da müssen die Eltern wohl was richtig gemacht haben und okay, man soll sie ruhig Wunderkinder nennen. Alex und Tom jedenfalls sind pünktlich zur dritten Platte im besten Debütalbums-Alter angelangt und geben sich weiterhin größte Mühe, die Geschichte des Rock'n'Roll als durchgehend geöffnetes Selbstbedienungsrestaurant zu begreifen. "No need to be downhearted" ist da vielleicht eher ein Schritt seitwärts als nach vorne. Es ist aber immerhin ein raumgreifender.
Der zuletzt eher platzsparende Ansatz ist vergessen, die Tatsache, dass The Electric Soft Parade "No need to be downhearted" nicht in einem Studio aufnehmen wollten oder konnten, hat sie zu einer angenehm aufmüpfigen "Jetzt erst recht!"-Platte geführt. Vom ewigen Pling-Pling-Klavier über den Sandmann-Gesang bis zur eiligen Schrammelgitarre ist diesmal alles eine Nummer größer und stärker. Was dem Album an Konzentration fehlt, holt es mit kräftigen Oberarmen und reulosem Größenwahn doppelt und dreifach zurück. Der Vorgänger wusste vielleicht, wann Schluss sein sollte. Das hier weiß dafür, was eine Harke ist. Nämlich: "If that's the case, then I don't know" mit dem schwersten Knochenbau seit "Türlich, türlich". Oder: "Misunderstanding", das so selbstverständlich geklaut wurde, dass sich ein Hemd wie Rivers Cuomo wohl nicht mal traut, es zurück zu verlangen.
Forderungen werden hier ohnehin nur unter den Brüdern ausgetauscht, die sich hochschaukeln in ihrem kreativen Zweikampf, blendende Hits schreiben, denen irgendwelche komischen Outros hinten raus wachsen und deshalb nach sechs Songs schon nichts mehr übrig bleibt, als sich die Kräfte etwas besonnener einzuteilen. "Secrets" ist ein verschlepptes Schlaflied mit Sufjan-Stevens-Finale, circa "Michigan". "Cold world" twangt sich problemlos und nachdrücklich in den abgedunkelten "Starry night #1"-Part hinter seinem Schrägstrich. Und die Akustikgitarre hat längst das Kommando übernommen, wenn "No need to be downhearted (Part 2)" die Platte kurz vor ihrem letzten Abgrund zum Stillstand bringt. Nicht ganz so listig konstruiert und dicht gestrickt wie die sechs Minuten von "Woken by a kiss" im ersten Albumdrittel, zugegeben. Aber, das zwitschern einem die Vögel: auch kein Kind von Traurigkeit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Woken by a kiss
- If that's the case, then I don't know
Tracklist
- No need to be downhearted (Part 1)
- Life in the backseat
- Woken by a kiss
- If that's the case, then I don't know
- Shore song / Surfacing
- Misunderstanding
- Secrets
- Cold world / Starry night #1
- Have you ever felt like it's too late?
- Come back inside
- Appropriate ending
- No need to be downhearted (Part 2)
Im Forum kommentieren
Armin
2007-10-29 17:16:30
Liebe Freunde britischer Musik!
Ich freue mich verkünden zu können, dass *The Electric Soft Parade* uns
mit einer vorweihnachtlichen Tour bescheren und auch in Deiner Stadt
spielen werden!
*_The Electric Soft Parade_*
05.12.2007 - Prime Club (Köln)
06.12.2007 - Mousonturm (Frankfurt)
07.12.2007 - Molotow (Hamburg)
08.12.2007 - Gleis 22 (Münster)
09.12.2007 - Magnet (Berlin)
10.12.2007 - Atomic Café (München)
kingsuede
2007-07-18 00:44:53
Ist ein gutes Album geworden. Aber wie die letzten beiden Alben zuvor, wird das auch diesmal keiner hören wollen; so ist das als britische Band, wenn man den Hypes entgeht.
Mein Favorit ist Secrets, das schwebt so schön behäbig und geheimnisvoll durch die Räume.
Die Bewertung geht für mich in Ordnung, auch wenns für mich eher ein Punkt mehr ist.
hermit
2007-07-17 22:39:46
Ach, find ich eigentlich gar nich, klar gibt es ein paar Highlights, aber ein Ausfall ist absolut nicht auszumachen.
Vor allem gibt es wieder diese sphärischen Parts, die auch American Adventure schon so veredelt haben. Einfach nur toll, wie bei denen ein vermeintlicher Popsong plötzlich abdriftet in Gefilde, die fast schon an Post-Rock erinnern.
Also 8/10 ist das mindestens. Hab es aber erst 2 mal gehört..
jeckyll
2007-07-17 20:54:55
Das letztere sowieso. Aber die Wertung geht schon in Ordnung, finde ich. Im Vergleich zur tollen American Adventure gehts hier doch wieder recht kraut und rübig her.
hermit
2007-07-17 18:47:39
Mal wieder ein tolles Album. Und nen Punkt mehr hätte der Dän schon zücken können. Für mich bleiben sie eine der unterschätztesten Bands der letzten Jahre.
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