Lemonbabies - Now + forever
FourVÖ: 14.02.2000
Nix für harte Jungs
Wenn mich zur Zeit jemand fragen würde, was ich als Beispiel für ein "Arbeitsalbum" angeben würde, dann wäre es ab nun "Now + forever" von den Lemonbabies. Die vier Mädels aus Berlin haben kontinuierlich weiter an sich gearbeitet, um letztendlich bei einem mit allerfeinstem Sandpapier verschliffenen Glattpop zu landen.
Die Sache geht mit "Surrogate" ganz gut los. Gleich das erste Stück glänzt durch einen ineinander verwobenen Wechselgesang, der teilweise zwei Motive übereinander legt. Sogar ein kurzer Tempowechsel wird geboten. Ich lehne mich zurück und freue mich auf mehr davon. "Carry on" ist ja schon aus Funk und Fernsehen bekannt und ich mag das Teil eh ganz gern, mit den hübschen E-Streichern als Orchestralem Background - schöne pathetische Popmusik. Dann kommt "So quiet", auch noch nett, mit kleinen Soundgimmicks, großer e-orchestral Hinterlegung hinterm Refrain und zuvor einem Breakbeat, der Gesang bleibt aber leider variationslos. Bei Stück vier beginne ich allerdings schon unruhig zur Uhr zu schauen, das klingt irgendwie langsam ein wenig langweilig, müssen die unbedingt nur so plüschweich und ohne Ecken singen? Spätestens bei dem Titelstück fällt mir dann eine gewisse stimmliche Seelenlosigkeit auf. Über Trennung zu singen, und gleichzeitig so butterweich zu klingen wie in diesem Stück, klingt dermaßen konstruiert, wie es nicht schlimmer ginge. Nein, das glaube ich den vier nicht und zappe gleichmal weiter.
"Don't go on further" kommt da schon besser, gefällt mir persönlich sogar am besten auf dem Album. Wieder ein gewaltiger Pathos mit riesigen orchestralen Wänden - da gerät selbst der eingefleischteste Pur-Fan in Verzückung. Stimmlich wieder eine Spur zu weich für den bitteren Text, aber dafür absolut radiotauglich. Ja, die können ja singen, und das klingt ja auch, aber die Verzweiflung aus dem Text und der schöne Pathos der Musik dazu findet sich in diesem Gesang nicht so recht wieder. Das klingt mehr nach rundem Mondgesang frei nach Loona, aber nicht nach den Tränen, die da hinein gehören.
Und leider setzt es sich so fort. Im Grunde genommen gibt es an der Platte gar nicht mal so viel auszusetzen, außer das ihr Mut und Idee fehlt. Die Musik klingt "erarbeitet", was sie garantiert zu einem Radioerfolg machen wird. Aus den eher schwachen Stücken wurde mit Hilfe von Routine und Mischpult glatter Pop konstruiert. Hätte man den Level der ersten drei Stücke und vielleicht noch dem sechsten halten können, dann wäre dies ein wirklich schönes Album geworden. So hätte eine EP aber wahrscheinlich gereicht. Die Platte leidet vor allem an der mangelnden Variation im Gesang. Auch wenn der Rest nicht vollkommen schlecht ist, am Gesang hängt nun mal das Ohr, und das möchte gern ein wenig mehr Abwechslung. Wer aber gerne wirklich seichte Popmusik mit Harmonieschrittmacher mag, der kann dieses Album sicher kaufen. Es eignet sich sehr gut, um beispielsweise am Arbeitsplatz den ganzen Tag hoch und runter zu dudeln, ohne auch nur einmal nervig zu werden. Der Beipackzettel führt keinerlei Nebenwirkungen auf - leider.
P.S.: Diese Rezension hat ein post scriptum, weil auch das Album eines hat, denn gleichzeitig kommt das Video zu "Carry on" computergerecht als Quicktime oder Mpeg hinzugereicht. Das fand schon Gefallen, und auch der kleine Trailer dazu ist durchaus nett.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Surrogate
- Carry on
- So quiet
- Don't go on further
Tracklist
- Surrogate
- Carry on
- So quiet
- Heading for loving
- Now and forever
- Don't go on further
- Taste like strawberry pies
- Wake up
- Talking 'bout the weather
- Into the depth
- Like a slap
- Crush
- As long as you wait for me
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- Lemonbabies (2 Beiträge / Letzter am 16.09.2009 - 00:01 Uhr)