Various Artists - Make some noise: The Amnesty International campaign to save Darfur

Warner
VÖ: 22.06.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Friedenstauben

Ach, wie fern ist Afrika. Natürlich, dort angebaute Früchte werden hierzulande genüsslich verspeist, und für eine Löwensafari mag Otto Normaltourist auch gerne mal zum schwarzen Kontinent jetten. Aber die Probleme vor Ort sollen doch auch bitteschön eben dort bleiben. So denkt der Bürger, so handelt der Politiker. Der Konflikt in Darfur, einer westlichen Provinz des Sudan, hat etwa 400 000 Tote gefordert, 1,5 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben und bringt täglich Unzählige dem Hungertod nahe. Die Regierungen der großen Staaten protestieren formell, halten sich aber sonst elegant zurück. Denn auf ihren Fahnen mögen zwar gutklingende Formeln stehen, im Hinterkopf lenkt aber das taktisches Kalkül und das Hoffen auf dicke Ölgeschäfte Handeln.

Wenn die Politiker schweigen, müssen eben die Musiker schreien, dachten sich wohl die Menschenrechtler von Amnesty International. Und wie besser protestieren als in den Worten John Lennons? Der war ja nicht nur Ex-Beatle und Gesamtkunstwerk, sondern vor allem auch ein umtriebiger Friedensaktivist. "Make some noise: The Amnesty International campaign to save Darfur" heisst nun die Platte, die 28 Musiker je eine Song aus dem Lennon-Nachlaß einspielen ließ. Der Erlös wird Hilfsprojekten vor Ort zugute kommen, und der Musikhörer soll seine Grübeleien mithilfe des Albums mal etwas über die CD-Box hinauslenken.

Die teilnehmenden Künstler sind musikalisch breit gestreut, aber in erster Linie finden sich doch Größen des angloamerikanischen Chartgeschehens. Notorische Gutmenschen wie U2 und R.E.M. halten sich ebenso wie die Popsternchen Christina Aguilera und Avril Lavigne dabei mit ihren Songs sehr nah an die Orginalstücke, womit aber zumindest bei letzten beiden ja möglicherweise auch schlimmes verhindert wurde. Aerosmith beweist mehr Mut und zerschmirgelt das notorische "Give peace a chance" in einen knalligen Ska-Stepper. Lenny Kravitz durchleidet einen funkigen "Cold Turkey" und The Cure's Robert Smith jagt "Love" durch einen hallenden Irrgarten, während die Black Eyed Peas den Gospel "Power to the people" zerfahren.

Jack Johnson ("Imagine") und The Postal Service ("Grow old with me") legen den Stücken gekonnt ihren eigenen Schleier um, während Green Days "Working class hero", die erste Single des Albums, eher eine platte Rockpolitur abbekam. Glanzlichter setzt Corinne Bailey Rae mit dem souligen "I'm losing you" und die Mexikaner Jaguares im verzerrten "Gimme some truth". Was die Plattenmacher aber bei der Verpflichtung von Tokio Hotel geritten hat, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Deren grungiges "Instant larma" ist zwar eines der wenigen harten Stücke der CD, dennoch aber mehr als verzichtbar.

Wer lieber ernstzunehmende deutsche Künstler hören mag, der kann sich im Internet kostenpflichtige Mp3s von Mia. und Tomte besorgen. Zwei von insgesamt 22 Friedenstäubchen, die es nicht mehr auf das Album geschafft haben. Und vielleicht wirft der ein oder andere von den Liedern angeregt dabei auch einmal einen Blick auf die gesammelten Werke von John Lennon selbst. Lohnen würde sich dieses Stück eigenwillige Popgeschichte auch völlig losgelöst von jedweden guten Zweck allemal.

(Tobias Wallusch)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • #9 dream (R.E.M.)
  • I'm losing you (Corinne Bailey Rae)
  • Imagine (Jack Johnson)
  • Gimme some truth (Jaguares)

Tracklist

  • CD 1
    1. Instant karma (U2)
    2. #9 dream (R.E.M.)
    3. Mother (Christina Aguilera)
    4. Give peace a chance (Aerosmith feat. Sierra Leone's Refugee All Stars)
    5. Cold turkey (Lenny Kravitz)
    6. Love (The Cure)
    7. I'm losing you (Corinne Bailey Rae)
    8. Gimme some truth (Jakob Dylan feat. Dhani Harrison)
    9. Oh, my love (Jackson Browne)
    10. One day at a time (The Raveonettes)
    11. Imagine (Avril Lavigne)
    12. Nobody told me (Big & Rich)
    13. Mind games (Eskimo Joe)
    14. Jealous guy (Youssou N'Dour)
  • CD 2
    1. Working class hero (Green Day)
    2. Power to the people (Black Eyed Peas)
    3. Imagine (Jack Johnson)
    4. Beautiful boy (Ben Harper)
    5. Isolation (Snow Patrol)
    6. Watching the wheels (Matisyahu)
    7. Grow old with me (The Postal Service)
    8. Gimme some truth (Jaguares)
    9. (Just like) Starting over (The Flaming Lips)
    10. God (Jack's Mannequin feat. Mick Fleetwood)
    11. Instant karma (Duran Duran)
    12. #9 dream (A-ha)
    13. Instant karma (Tokio Hotel)
    14. Real love (Regina Spektor)
Gesamtspielzeit: 104:26 min

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Armin

2007-06-14 20:27:57

Various - MAKE SOME NOISE: THE AMNESTY INTERNATIONAL CAMPAIGN TO SAVE DARFUR
CD, VÖ 22.06.2007
400.000 Tote, 2,5 Millionen Vertriebene und 3 Millionen Menschen, die täglich dem drohenden Hungertod ins Gesicht blicken. Die Situation im Sudan, in Darfur und im Tschad, ist unerträglich. Und es ist unerträglich, tatenlos zuzusehen. Um das Leid der Verfolgten mit jedem möglichen Mittel zu lindern und die Aufmerksamkeit der Welt auf das Leiden der Menschen in Ostafrika zu lenken, rief Amnesty International mit dem globalen "Make Some Noise"-Projekt eine spektakuläre Hilfsaktion ins Leben, in deren Rahmen auch die Musik eine wichtige Rolle spielt. Am 22. Juni erscheint die Compilation Make Some Noise: The Amnesty International Campaign To Save Darfur. Ein John Lennon-Tribut, der über 50 Künstler und mehr als 30 Plattenlabel zusammenbringt.

Die Doppel-CD Make Some Noise - The Amnesty International Campaign To Save Darfur enthält insgesamt 27 der für das Projekt aufgenommenen Tracks und vereint weltweit erfolgreiche Künstler, gestandene Bands, die schon seit etlichen Jahren aktiv sind, aber auch Newcomer und Geheimtipps auf zwei CDs. So gehören R.E.M., U2, Green Day, Jackson Browne, Christina Aguilera, Snow Patrol, The Flaming Lips, Regina Spektor, Aerosmith, Ben Harper, Lenny Kravitz aber auch die deutsche Teen-Band Tokio Hotel zum Line-Up - weil diese menschliche Tragödie alle angeht (Tracklisting am Ende des Textes).

Die Erlöse aus dem Album gehen an Amnesty International. Yoko Ono, Verwalterin des Lennon-Nachlasses, die das Projekt auf allen Ebenen unterstützt, hat bereits bindend erklärt, dass auch alle Urheber- und Lizenz-Gebühren für das Album an AI weitergeleitet werden. Die Erlöse werden von AI dazu verwendet, den Aktivisten die aktive Hilfe in Darfur zu ermöglichen. Sie sollen den Frieden in der Region wieder herstellen und das Leben aller unschuldigen Kinder, Frauen und Männer zu retten, die sonst zu Tausenden in Darfur sterben müssen.
Nach AI sind es besonders die Songs von John Lennon, die Generationen von Aktivisten dazu bringen, sich für die Menschenrechte einzusetzen, und die zahllose Künstler und Bands ermöglichen, die Idee einer menschlichen Welt zu verbreiten.

"Es ist so wundervoll, dass die Musik, die so vielen Menschen aus meiner Generation so vertraut ist, durch diese Kampagne nun auch von einer ganz neuen Generation entdeckt wird", so Yoko Ono. "Johns Musik sollte immer Dinge verändern, und indem wir uns für die Menschenrechte einsetzen, können wir die Welt zu einem besseren Ort machen."
Larry Cox, Geschäftsführer von Amnesty International USA unterstreicht die Bedeutung von Musik im Allgemeinen und der Compilation im Besonderen: "Wir alle kennen die Macht der Musik, Menschen zu vereinen und zu inspirieren. Angesichts Hunderter von Tausenden Toten, Millionen, die ihre ausgebrannten Dörfer verlassen mussten, und bewusst eingesetzter Massenvergewaltigungen, müssen wir dringend ein Mittel finden, um eine Massenbewegung zu schaffen, die sich für Aktion und Gerechtigkeit einsetzt. Die Make Some Noise-Kampagne vereinigt John Lennons Vision von einer friedlicheren Welt mit den Erfahrungswerten von Amnesty International, Gerechtigkeit durchzusetzen.. Make Some Noise erlaubt es ganz normalen Menschen, Hilfe dabei zu leisten, Leben zu retten - eine Aufgabe, von der wir denken, dass sie John mit Stolz erfüllen würde."

Mehr Infos unter www.amnesty.org/noise

Steve

2007-05-23 15:38:06

im rahmen dieser aktion kann man ein paar feine exklusive songs (z.b. von the cure, green day und tomte) für je 99 cent kaufen und untersützt damit AI. wollte gerade paar titel kaufen, dann kam der schock: DRM geschützt. sowas kann ich nicht unterstützen. irgendwie schon bitter, dass selbst in so einem fall DRM benutzt wird, oder was meint ihr? ich mein AI ist eine hilfsorganisation und kein plattenmajor!!! sollte sich also auch nicht aufführen wie einer!

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