Kinderzimmer Productions - Asphalt
Kinderzimmer Productions / Rough TradeVÖ: 22.06.2007
Beat up
Henrik von Holtum, der wohl einzige Rapper der Welt mit Adelstitel und auch bekannt als Textor, ist mit seinen Kinderzimmer Productions nun bereits zum sechsten Mal am Start. Mit dabei auch wieder sein treuer Kollege, die bessere Projekt-Hälfte Sascha "Quasi Modo" Klammt. Viel hat sich seit 1994, als das erste Album kam, nicht geändert. Gut, mittlerweile langt das Taschengeld für ein eigenes Studio, sodass die beiden nicht mehr in von Holtums Elternhaus Spuren schneiden müssen, aber sonst ist eigentlich alles beim Alten. Alles? Nein, nicht ganz. Man erinnert sich noch gerne an den Klassiker deutscher HipHop-Kultur "Die hohe Kunst der tiefen Schläge", der eigentlich nur deshalb keine Chance bei der deutschen Baggyhosenträgerschaft hatte, weil die Platte a.) zu intellektuell war und b.) kurz nach dem alles entscheidenden "Bambule" erschien.
Das war 1999, mittlerweile sind nochmals zwei Alben ins Land gegangen und jetzt ist "Asphalt" da. Dass der neue Release aber eher verkratztem Laminatboden gleicht, konnte ja nun wirklich keiner ahnen. Schließlich war der Vorgänger "Irgendjemand muss doch" auch ganz in Ordnung. Größte Schwäche auf "Asphalt" sind die Beats. Und der Beat ist beim A und O mindestens das "und" - das alles zusammenhaltende Glied, der Grund hinzuhören und mit dem Kopf zu nicken, die Legitimation des Künstlers, seinen gereimten Senf unters Volk zu mischen. Nun, auf "Asphalt" sind die Beats eher Landstraße als Rennstrecke, so ausgefeilt wie alte Fußnägel und nicht wirklich fähig, den Hörer im Track zu halten. In keinem. Deshalb scheint ausgerechnet das sechste Album der Kinderzimmer Productions eine pure Pflichtübung zu sein. Aber auch lyrisch wird Textor seinem Namen alles andere als gerecht. Natürlich, die obligatorischen paar Fremdwörtchen quetscht der Mann hier und da noch zwischen Hi-Hat und Bass. Allerdings schafft es von Holtum auch, durch extrem übertriebene Betonung des Genitivs(sss) ungewollt zu amüsieren.
Leider ist das auch schon der einzige Moment, in welchem sich die Mundwinkel gen Norden zu bewegen wissen. "Einnicken statt Kopfnicken" lautet die Devise und überhaupt fragt man sich, wozu "Asphalt" entstanden ist. Dieses Album lässt sämtliche Funk-Einlagen vermissen, die auf den Vorgängern so geschätzt wurden. Ebenso entdeckt man nirgends die so lieb gewonnen Rap-Zitate, Hommagen und Samples. Auch wirklich jazzig ist keiner der vierzehn auf "Asphalt" vertretenen Tracks ausgefallen. Wo früher A Tribe Called Quest als Vorbild dienten, ist heute ein undefinierbarer Brei aus minimalistischen kleinen Ejay-Gerippen an dieselbe Stelle getreten. Deshalb muss das Fazit hart und deutlich ausfallen: "Asphalt" macht "so viel Spaß wie Star Wars in mono". Und selbst wenn dieses Album angeblich ein psychedelisches sein soll, muss eines doch klar sein: 2007 sollte man sich vor HipHop aus Kinderzimmern in Acht nehmen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Outro
Tracklist
- Intro
- Das T
- Kickstart mein Hirn Boombox mein herz
- Will fulfill
- Sind sie da?
- Was du hast
- Freiwurf
- Geh kaputt
- Einwurf
- Der Durchbruch
- Codecs
- Das Andere
- Die Stadt die es nicht gibt
- &on&on&on
- Outro
Referenzen
Spotify
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