Chris Cornell - Carry on

Interscope / Universal
VÖ: 29.06.2007
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Casino banale

Chris Cornell will es wissen. Das zwiespältige Dickhosentum von Audioslave ist Vergangenheit. Die unvermutete Chance, einen Bond-Titelsong beizusteuern, nutzte er für den Absprung zurück in die Solokarriere. Man erinnere sich: Sein Debüt nach dem Ende von Soundgarden, das formidable Freispiel "Euphoria morning", kreuzte Cornells Sirenengesang mit melancholischem Zartbitter und offenen Harmonien. "Carry on" hingegen macht vieles anders. Und ist sicherlich nicht ganz zufällig mit einer Durchhalteparole betitelt.

Man sollte sich dabei nicht vom wuchtigen Opener "No such thing" täuschen lassen: Zwischen donnernden Grungeriffs und aufgedunsener Echte-Kerle-Sensibilität wartet Luftblasenlyrik. "I had the brains not to think at all / But the rain got in / And I thought too hard." Man würde sich über echten Schweiß vermutlich etwas mehr freuen als über diese Ersatzpoesie. Und der weitere Verlauf von "Carry on" entlarvt das harte Getue ohnehin als Pose.

Natürlich gehören Posen grundsätzlich zum Rock'n'Roll dazu. Das Endzeitdonnern von Kim Thayils Gitarre und Matt Camerons Drumkomplexen oder wenigstens der packende Groove seiner Audioslave-Kollegen setzten Cornells Eierkneifer-Röhre denn auch in den passenden Kontext. Zusammen mit U2-Produzent Steve Lillywhite probiert es Cornell jetzt allerdings mit Subtilität. Oder dem, was er dafür hält. Selbst wenn er gelegentlich ein wenig Pop, Blues, Soul oder Country hineinlässt, macht Cornell doch nur das, was er immer schon gemacht hat: Strophe, Bridge und Refrain, Psychedelia, Midtempo und Powerchords. Risiko geht anders. "You can't change me", sang er vor acht Jahren. "Carry on" zeigt, dass wohl vor allem der Wille dazu fehlt.

Auf der Flucht vor Tom Morellos Gitarrensperrfeuer zog es Cornell nun in eine ganz andere Richtung. Die Abzählriffs von "Poison eye" oder das stiernackige Vater-Sohn-Dramolett "Killing birds" haben den ranzigen Beigeschmack von Arenarock à la Van Halen oder Whitesnake. Und schon der Bondsong "You know my name" zeigt ein grundsätzliches Problem auf: Cornell verwechselt zu oft Lautstärke mit Dynamik und Mollakkorde mit Emotionen. Stimmbänder gehören ausgequetscht, und wenn dabei mal ein Song miterlegt wird, wird das als Kollateralschaden verbucht.

Lichtblicke wie "She'll never be your man" oder "Disappearing act" bleiben die seltene Ausnahme. "Scar in the sky" ist nicht mehr als eine Diät-Ausgabe von Soundgarden, während sich dafür die Single "Arms around your love" im Zucker suhlt. Der Nachdruck in Cornells bebender Stimme wirkt oft hilflos. Man mag das auf die kompositorische Einfalt von Schmierlappen wie "Safe and sound", "Ghosts" oder "Silence the voices" schieben. Doch diese leichten Ziele sind nicht die einzigen Schuldigen. Es ist mehr als bezeichnend, dass sich ausgerechnet Cornells reduzierte 6/8-Umdeutung von Michael Jacksons "Billie Jean" als spannendster Song entpuppt. Da kann "You know my name" noch so theatralisch donnern: "Carry on" ist weitestgehend egal.

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • She'll never be your man
  • Billie Jean
  • Disappearing act

Tracklist

  1. No such thing
  2. Poison eye
  3. Arms around your love
  4. Safe and sound
  5. She'll never be your man
  6. Ghosts
  7. Killing birds
  8. Billie Jean
  9. Scar on the sky
  10. Your soul today
  11. Finally forever
  12. Silence the voices
  13. Disappearing act
  14. You know my name
  15. Today
Gesamtspielzeit: 63:45 min

Im Forum kommentieren

Nik Nova

2022-08-05 20:20:05

So eine peinliche Rezension eines Pseudomusikexperten ohne jeglichen Geschmack.
Ob er den gleichen Mist nach Cornell’s Tod wohl auch geschrieben hätte?

Tama

2009-01-22 16:58:32

Tama
12.03.2008 - 20:56 Uhr
Meeeeeegaenttäuschung, die Platte, aber Tickets für sein Zürichkonzert hab ich mir trotzdem besorgt...

Boah, ich krieg Pipi in die Augen wenn ich sehe, was der Mann aus sich gemacht hat.


Hab nochmal einen Versuch gestartet und kann gar nicht in Worte fassen, wie bekackt ich dieses Album finde. Das ist Bullshit. Sorry, aber musste sein.

dr zoolo

2008-03-13 09:46:00

puh, wenn ich so promotexte lese könnte ich den ganzen tag im strahl kotzen.

Tama

2008-03-12 20:56:28

Meeeeeegaenttäuschung, die Platte, aber Tickets für sein Zürichkonzert hab ich mir trotzdem besorgt...

Boah, ich krieg Pipi in die Augen wenn ich sehe, was der Mann aus sich gemacht hat.

Armin

2008-03-12 20:40:47

Chris Cornell | Soundgarden-/Audioslave-Sänger mit aktueller CD „Carry On“ live!









Chris Cornell ist Sänger und Gitarrist der wegweisenden alternativen Rockbands Soundgarden, Audioslave und Temple Of The Dog. Zwei Grammy-Awards hat der Ausnahmekünstler bereits gewonnen und weltweit über 20 Millionen Alben verkauft.

Zuletzt feierte er als Solokünstler mit dem James Bond-Titelsong „You Know My Name“ Erfolge. Nun kommt die herausragende Persönlichkeit des Alternative Rock im Juni auf Tournee. Sowohl seine Shows in Köln, Hamburg und Berlin als auch die Festivalauftritte bei Rock am Ring und Rock im Park versprechen eine exquisite Zeitreise durch Cornells musikalisches Schaffen von gestern bis heute.

Bereits mit seinem 1999er Solodebüt „Euphoria Morning“ erforschte Chris Cornell die enorme Bandbreite seiner Kreativität. Die Singleauskopplung „Can’t Change Me“ wurde für einen Grammy als „Best Male Rock Vocal Performance“ nominiert. Mit seinem aktuellen Album „Carry On“, aufgenommen mit Steve Lillywhite (U2, Rolling Stones, Dave Matthews Band), beweist Chris Cornell erneut, dass seine Stimme – mal tief und beruhigend, mal hoch und druckvoll – eine der außergewöhnlichsten der Rockwelt ist. Beste Beispiele sind die begeisternde Neu-Interpretation des Michael Jackson-Klassikers „Billie Jean“ und sein europaweiter Top 10-Hit „You Know My Name“.

Mit „Carry On“ veröffentlichte er 2007 sein zweites Album, das er nun live in Deutschland vorstellt. Außer seinen zahlreichen eigenen Hits wird Chris Cornell bei seinen Konzerten in Köln, Hamburg und Berlin sowie den Auftritten bei Rock am Ring und Rock im Park auch Songs aus der Ära mit Soundgarden, Audioslave und Temple Of The Dog zum Besten geben. Kein Zweifel: Mit den Gastspielen von Chris Cornell erwarten uns legendäre Abende der Rockmusik!

CHRIS CORNELL live:
01.06.Köln - Live Music Hall
07.06.Nürburg/Eifel - Rock am Ring
08.06.Nürnberg - Rock im Park
10.06.Hamburg - Markthalle
11.06.Berlin - Postbahnhof

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum