
Hinder - Extreme behavior
UniversalVÖ: 01.06.2007
Trotzdem mieses Wetter
Was ist das? Es knödelt, es presst, es läuft rot an und will doch nicht so richtig flutschen? Nein, keine Tomate mit Flatulenzen. Und auch nicht Chad Kroeger, seines Zeichens Souffleur der singenden Moorleiche Nickelback. Sondern der Typ, der auf dem New-Rock-Bahnhofsklo neuerdings zwei Kabinen neben ihm sitzt. Und jedes "Are we having fun yet?" mit dem gleichen typischen Kehlpfropfleiden beantwortet, bei dem man nur zu gern ein Abführmittel reichen möchte.
Austin Winkler heißt der Mann und seine Band ist Hinder. Und auch die denkt sich: wichtig, beim Rocken wie beim Verdauen, dass der Kompressionsgehalt stimmt. In diesem Sinne verdichtet der Schunkel-Rock von "Extreme behavior" in jedem Beckenanschlag so viele Spuren zu einem einzigen Ton, dass es bei diversen Indie-Bands für eine ganze Diskographie reichen würde. Nicht von ungefähr heißt solcherlei Produktion dann oft "satt" oder "fett". Denn sie ist in jedem Fall darauf ausgelegt, dass hinterher nichts, auch keine Frage, mehr auf dem Teller zurückbleibt. Hinder, im übrigen, sind bereits dick in Amerika. Wär's nicht wirklich so, wir hätten es uns ausgedacht.
Gleich "Get stoned" humpelt in solch übergewichtigem Midtempo vor sich hin. Zur Strophe zupft die Gitarre einen Akkord, im Refrain zieht sie selbigen durch und hält die Pose so lange, dass man genug Zeit hat, um in aller Ruhe die Tattoos auf des Gitarristen Unterarm ohne Vorkenntnisse oder Sprachbegabung ins Altgriechische zu übersetzen. Auch "Nothin' good about goodbye", "How long" oder "Bliss (I don't wanna know)" dengeln im immergleichen Beat vor sich hin, während sich "Better than me" erst ganz zum Schluss zum Ohrensausen entscheiden mag. Nur zwischen so viel Narkolepsie geht dann "Room 21" als Hochgeschwindigkeitsrocker durch und kann man "By the way" und "Lips of an angel" als die Balladen des Albums bezeichnen, die sich natürlich zu schlechter Letzt doch noch einmal aufbäumen müssen, um die Verzweiflung auch ansprechend heraus zu posaunen.
Hungrig ist Hinders Musik jedenfalls nicht. Sie ist von vornherein satt, und man fragt sich, weshalb man den aufgedunsenen Schmierbäuchen, die diese Songs vor sich hertragen, beim Verdauen lauschen sollte. Nein, es gibt wirklich keinen guten Grund dafür. Und, wenn man ehrlich ist, noch nicht einmal einen schlechten.
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- Get stoned
- How long
- By the way
- Nothin' good about goodbye
- Bliss (I don't wanna know)
- Better than me
- Room 21
- Lips of an angel
- Homecoming queen
- Shoulda
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