
Crowded House - Time on Earth
EMIVÖ: 29.06.2007
Come pick me up
Die Tränendrüsen schwollen nicht nur in Australien an. Die Haus- und Operkapelle von Down Under, die mal eben die amerikanischen und europäischen Charts über einen Zeitraum von ziemlich genau zehn Jahren mit qualitativ schätzbarem Gitarren-Pop belagerte, verkündete im Jahre 1996 ihre Auflösung. Ein großer Schlag für die Popgeschichte. Die Band spielte ihr letztes Konzert vor den Pforten des Sydney Opera House, beflügelte auch dabei noch zigtausende Menschen und verschwand dann von der Bildfläche. Für elf lange Jahre.
Das erneute Zusammenfinden der Band ist jedoch eher einem traurigen Schicksalsschlag zu verdanken. Paul Hester, der treue und genügsame Schlagzeuger des Trios, nahm sich im Jahre 2005 das Leben und führte mit dieser Entscheidung Neil Finn, Mark Hart und Nick Seymour wieder zusammen. Das einst als Soloplatte von Neil Finn geplante "Time on Earth", kurzerhand mit seinem Kameraden und weitreichender Unterstützung (u.a. von Johnny Marr und Joey Waronker) unter dem Namen Crowded House zur Veröffentlichung getrieben, strahlt aus allen Löchern. Und zaubert ein Lächeln. In die Gesichter von Menschen, die schon vergessen hatten, welch tolle Musik diese Band vor einer viel zu langen Zeit zu Stande brachte.
"Time on Earth" setzt ziemlich genau an jener Stelle an, wo "Together alone" 1993 aufhörte. Perlender Gitarrenpop, der von Finns eingängigen und unterschwellig melancholischen Melodien lebt. Der sich elektronischen Experimenten verwehrt und auf eine Produktion setzt, die mit Bedacht und Überlegung die Zerbrechlichkeit dieser Band weiterhin offen legt. Mitunter erinnern die wieder gefunden Crowded House an die ruppigen Travis, die psychedelischen Snow Patrol oder den hymnenhaften Neil Young. Ein großes Zuckerschlecken.
So hat "Time on Earth" nicht viele Schwächen, dafür viele wunderbare Überraschungen und einen Sound voller Wärme und Freundlichkeit zu bieten. Ausbrechende Gitarrensoli stehen neben zurückgelehnten Trompetenspuren, Ohrwürmer neben strukturiertem Chaos. Es ist die vielleicht herzlichste musikalische Überraschung dieses überraschungsreichen Jahres und eine Reunion, die niemand auf dem Zettel hatte. Und dass das erste Lebenszeichen nach solch langer Abstinenz gleich wieder ein solch überzeugendes ist, lässt all die anderen Wiederkehrenden wie ranziges Fett erscheinen. Crowded House - das hat geklappt. Bitte noch viel mehr davon.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Don't stop now
- Transit lounge
- People are like suns
Tracklist
- Nobody wants to
- Don't stop now
- She called up
- Say that again
- Pour le monde
- Even a child
- Heaven that I'm making
- A sigh
- Silent house
- English trees
- Walked her way down
- Transit lounge
- You are the one to make me cry
- People are like suns
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Lichtgestalt
2007-06-25 11:42:38
Und die Platte klingt verdammt gut!
Patte
2007-06-25 10:40:32
Es hat mich ziemlich überrascht, dass da wieder was Neues kommt.
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