Mouse On Mars - Idiology
Sonig / Our Choice / ZombaVÖ: 23.04.2001
Mausmusik
Dies ist kein Album, das man sich einmal anhört und sofort davon begeistert ist. Ganz im Gegenteil. Dies ist mit Sicherheit kein Album, das die Menschen in den Clubs in Massen auf die Tanzfläche stürmen läßt. Ganz im Gegenteil. Das ist auf gar keinen Fall ein Album, das man nach dem ersten oder auch zweiten Hören beurteilen sollte. Ganz im Gegenteil. Viel mehr wirft "Idiology" die Frage auf, wie weit man - auch als etablierte Band - gehen kann, ohne von der unbarmherzigen Kritik verrissen zu werden. Und plötzlich entpuppt sich der immer wiederkehrende Wechsel zwischen Album-in-die-Ecke-werfen und Immer-doch-wieder-hervorholen als genau die Art und Weise, auf der man sich dieser Scheibe nähern muß.
Sind die ersten Klangattacken überstanden und der gröbste Soundmüll beiseite geräumt, drängt sich der Eindruck auf, daß die menschliche Stimme ihren bisherigen Zweck als reines Mosaikteilchen im Sound von Mouse On Mars zu überwunden haben scheint. Ganze Tracks ("Doit", "To introduce") werden wesentlich von - wenn auch von stark verfremdeten - Gesangslinien getragen. Live-Drummer Dodo Nkishi darf dabei sein Talent (und seine Stimme) durch den Vocoder jagen. Auch wenn bei bisherigen Produktionen durchaus klassische oder analoge Instrumente mit von der Partie waren, wurden diese meist durch genug Gerätschaften und Effektschleifen geschickt, um ihren Ursprung vollends zu verschleiern. "Idiology" macht auch hier alles anders und läßt Klavier ("Subsequence"), Hörner ("Presence") oder akustische Gitarren ("Fanstatic analysis") ganz deutlich vernehmen. Zu guter Letzt geht dieses Album mit seiner Stilvielfalt geradezu hausieren: Von orchestralen Arrangements in "Presence" und "The illking" über die intensive Noise-Attacke "First: break" und Ska-Rhythmen in "Doit" führt die Reise schließlich zu einer vollends ohne Beats auskommenden Downbeat-Nummer. Hier wird all das nachgeholt, was laut Andi Thoma auf früheren Platten aufgrund von "Schüchternheit" ausgelassen wurde. Die Vielfalt von Mouse On Mars hinterläßt jedoch nie den Eindruck eines Herumstocherns und Probierens, sondern verkündet mit stolzer Brust "Auch das können wir noch - und es klingt immer noch nach Mouse On Mars!".
Die Köln-Düsseldorfer Kolaboration war schon immer eine Band, die man schlecht in Schubladen stecken konnte, da sie sich bereits ihre eigene gebastelt hatten. Deshalb ist es auch müßig, für derartige Musik Etiketten zu suchen. Es ist einfach Mouse On Mars. Punkt. Auch bei der stetigen Weiterentwicklung ihres Sounds ist dieser doch stets wiedererkennbar. Natürlich erinnert die orchestrale Hymnenhaftigkeit von "The illking" an Björk, die stark verzerrte Stimme von Drummer Dodo Nkishi stellenweise an die momentan sehr heftig rotierenden Daft Punk und "First: break" könnte auch ein Stück von Aphex Twin sein. Die vielschichtigen Songs lassen aber immer wieder neue Ebenen entdecken und bewegen sich konsequent am Mainstream vorbei. Allzu harmonische Klanglinien werden dekonstruiert, versanden im Nichts oder werden abrupt abgehackt. Zurück bleibt lediglich die Hoffnung, daß man dieses Album verstanden hat, bis das nächste Werk der Maus auf dem Mars wohl abermals ein weitere Sprosse auf der Leiter zur Vollendung der Visionen der Herren Toma und Werner sein wird.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Actionist respoke
- Doit
- First: break
Tracklist
- Actionist respoke
- Subsequence
- Presence
- The illking
- Catching butterflies with hands
- Doit
- First: break
- To introduce
- Unity concepts
- Paradical
- Fanstatic analysis
Referenzen
Spotify
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