Stephanie Dosen - A lily for the spectre

Bella Union / Cooperative / Rough Trade
VÖ: 08.06.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hab Dich!

"Na, bist Du schon auf Myspace?" Eine Frage, die inzwischen zum guten Ton unter jungen Erwachsenen gehört. Der virtuelle Schrebergarten hat sich für die Macher aus Los Angeles zu einer wahren Goldgrube gemausert. Waren es anfangs vornehmlich Bands und unbekannte Künstler, die das Netzwerk im Netzwerk für ihre Suche nach vertraglicher Gebundenheit nutzten, hat sich die Plattform inzwischen zu einer Ansammlung von Millionen privater Profile umfunktioniert. Neben unentdeckten Poeten aus Usbekistan und Nostradamus-Schwarzsehern mit rosa verziertem Layout, findet man auch sie: die 14-jährige Newcomerin, die sich dank Myspace von ätzenden Barrieren befreit sieht, die es ihr bisher nicht vergönnt haben, ihre ersten softpornographischen Posen in Selbstregie im World Wide Web unterzubringen. Obendrein erhält auch der nach dem Sinn des Lebens trachtende Gymnasiast mit seiner heimlich gelebten rechten Gesinnung die Möglichkeit, sein zusammenschizophreniertes Gedankengut unters Volk zu bringen. Alles ist möglich! Heil Myspace!

In diesem Alltag der Selbstdarstellung geschehen beizeiten aber tatsächlich Zeichen und Wunder. So zugetragen im Falle von Stephanie Dosen, einer jungen Songwriterin aus Nashville. Niemand anderes als Simon Raymonde, früherer Cocteau Twin und Labelchef von Bella Union, fand auf Myspace, nachdem er Spreu von Weizen im Gruselkabinett der Freizeitmusiker getrennt hatte, eine neue Weggefährtin - Stephanie Dosen. Diese machte vor fünf Jahren mit ihrem eigens derigierten Debüt "Ghosts, mice & vagabounds" nicht wirklich auf sich aufmerksam, sodass sie bis zu Raymondes Erscheinen auf ihren Prinz der Erlösung warten musste. Postwendend wurde sie von Bella Union unter Vertrag genommen.

Stephanie Dosen ist trotz wahrhaftigem Labelvertrag für ihr zweites Album "A lily for the spectre" eine Träumerin geblieben. Ihre Texte handeln zumeist von verwunschenen Orten ohne Landkartenangabe, verwischten Träumen ohne Realitätsbezug, von Silhouetten und nicht greifbaren Dingen, die nur in ihrem persönlichen Universum Sinn ergeben. Dazwischen funkeln die Liebe, die Sehnsucht und die Grübelneigung. Nur mit viel Wohlwollen weiß diese kitschige Eigenmystifizierung zu gefallen. "A lily for the spectre" teilt sich auf. Text und Musik gehen differente Wege des Anspruchs. Mit dem vorherrschenden Country ihrer Heimat hat Dosens Musik wenig am Hut. Ihr Songwriting beschränkt sich seit ihrem Debüt auf Stimme und akustische Gitarre. Raymonde hat dafür gesorgt, dass aus der kargen Eintönigkeit ein zarter Reigen an märchenhafter Unaufdringlichkeit wird, versehen mit orchestralen Arrangements, subtil eingearbeitetem elektronischen Beiwerk und träumerischer Mehrstimmigkeit. Entstanden sind elf zuckersüße und melancholische Popsongs, die schemenhaft am Gehör vorbei rauschen und selten über den Status der stillen Andacht hinaustreten. "A lily for the spectre" ist ein kurzer Sonnenaufgang, eine knappe Mondphase. Schöne Musik in kleinen Dosen.

(Markus Wollmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Like a dream
  • Lakes of Canada

Tracklist

  1. This joy
  2. Vinalhaven Harbor
  3. Only getting better
  4. Owl in the dark
  5. Death & the maiden
  6. Like a dream
  7. Way out
  8. Lakes of Canada
  9. Daydreamers
  10. By and by
  11. A lily for the spectre
Gesamtspielzeit: 43:11 min

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