Amiina - Kurr
Ever / !K7 / Rough TradeVÖ: 15.06.2007
Rehntier-Blues
Sólrún Sumarliðadóttir, María Huld Markan Sigfúsdóttir, Edda Rún Ólafsdóttir, Hildur Ársælsdóttir - so lauten die Namen der Mitglieder von Amiina. Wie vom weltgewandten Musikkenner sogleich erkannt, handelt es sich hierbei um vier weibliche Isländerinnen. Die beschlossen eines Tages, eine Band zu gründen, sämtliche auffindbaren Instrumente samt Kühlschrankinhalten in ihren Wagen zu stopfen und sich von einem Traktor zum Proberaum schleppen zu lassen. Kennengelernt hatten sie sich an der Musik-Uni, und als Streicherquartett ging die Geschichte los. Sigur Rós luden dann irgendwann zum Touren ein, da man sich in Island ja nur sehr schwer überhört, und 20.000 Hurricane-Besucher staunten '06 nicht schlecht, als plötzlich vier junge Mädels, die aussahen, als kämen sie gerade von einer Bibi-Blocksberg-Hörkassettenauktion, das Instrumentarium übernahmen. Nun haben die vier Mädels ihr erstes Album fertig. "Kurr" steht für das Geräusch, welches Vögel machen, wenn sie ruhig und entspannt sind. Nicht von ungefähr heißt dieses Album so. Denn diese kleine Reise nach Gemütlichkeitshausen ist nichts für Hektiker.
Sigur Rós sind dabei gar kein schlechter Vergleich. Allerdings sind Amiina nicht halb so dramatisch und ausufernd. Ihre Stücke bleiben stets klar und strukturiert, was nicht heißen soll, dass sie an Aufwendigkeit nicht mit den Mannen um Jón Birgisson locker mithalten können. Seien es Weingläser oder Sägen, Xylophone oder Glockenspiele - alles, was singt und klingt, durfte damals ins Auto mit. Auf Gesang wird dabei fast komplett verzichtet. Der ist aber auch gar nicht so notwendig, wenn man sich diesen musikalischen Wollpulli überstülpt. Wie von Zauberhand wird der Hörer in diese seltsamen europäischen Gefilde entführt, deren Bewohner zwar rar gesät sind, aber nicht minder lebendig und lebensfroh. "Lúpína" lädt zum Tanzen um das Sonnenwendfeuer ein und "Sexfaldur" nimmt mit zum Ritt im Elchschlitten. Ob gewollt oder nicht, zwangsweise drängen sich einem sämtliche verfügbaren Bilder aus dem fernen Norden auf. Trachten und Bärte, blonde geflochtene Zöpfe und dicke Jacken. Im Schnee spielende Kinder und die riesige Fröhlichkeit, die das alles verbindet.
Kein Wunder, ist doch das meiste aus der Musik der Vier der traditionellen isländischen Volksmusik entnommen, sodass die vielen aufkeimenden Assoziationen vor dem geistigen Auge nicht von ungefähr sind. Locker könnte ein jedes der zwölf auf dem Album vertretenen Stücke auch zur Untermalung der Streiche von Michel aus Lönneberga dienen. Oder als Untermalung für eine Skandinavien-Doku. Das mag geographisch nicht ganz korrekt sein, zudem außerordentlich plakativ klingen und vielleicht dem Anspruch von "Kurr" nicht ganz gerecht werden, aber Amiina haben es ja wohl kaum anders gewollt. Herausgekommen ist ein musikalischer Liebesbrief an ihre Heimat und die dort lebenden Menschen, an den Schnee und das Gefühl, wenn man nach einem langen Spaziergang im weißen Wald nach Hause kommt. Am nächsten Tag geht man die Elfen und Trolle dann wieder besuchen. Stellt sich nur die Frage, ob in diesem Wald denn auch Platz für den Discman ist, in welchem "Kurr" dann rotieren muss.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lúpína
- Sexfaldur
Tracklist
- Sogg
- Rugla
- Glámur
- Seoul
- Lúpína
- Hilli
- Sexfaldur
- Kolapot
- Saga
- Lóri
- Blßfeldur
- Boga
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Arome
2010-07-06 13:33:00
Lohnt es sich live?
Paul Paul
2007-08-07 13:34:28
Es gibt Momente unendlicher Schönheit.
Paul Paul
2007-08-07 10:52:40
Gerade passiert, ich bin mal gespannt... wusste von deren Existenz gar nicht.
rudi
2007-07-02 01:27:18
sigur ros fans sollten sich diese platte kaufen :-)
asd
2007-06-10 23:33:41
leider einen Punkt zu niedrig bewertet...und komplett die falschen Highlight. Scheiß Subjektivität!
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- Amiina - Kurr (14 Beiträge / Letzter am 06.07.2010 - 13:33 Uhr)