Stars - Do you trust your friends?

Arts & Crafts / City Slang / Rough Trade
VÖ: 08.06.2007
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Zündstoff

Eine Ode an "Set yourself on fire". War es nicht schön? Keine Frage! Kollege Gerhardt muss es ja wissen. Zwei muntere Jahre sind inzwischen den Bach runter gegangen. Na ja, fast. Verzerrte Erinnerungen an ekstatische Konzerte und 13 aufwühlende Songs. 13 Indie-Hymnen, so wie sie nur selten im neuen Jahrtausend zelebriert wurden. Auf zum Plattenspieler. Die Bandbreite zwischen Dream-Pop, Electronica und verwobenen Experimenten ist ja groß genug, um sich ein zweites Mal zu verlieben. Aber Stopp! Was sind denn schon zwei Jahre? Das reicht nicht einmal für einen aufmerksamkeitserregenden Seufzer. Auch für eine Nostalgieparade, die mit wehenden Fahnen im Hirn vorüber zieht, sind die Erinnerungen noch zu frisch. Entscheidende Ablösungsprozesse sind in Gefahr. Diese sollten auch eigentlich nicht gestört werden. Man weiß schließlich, dass es noch andere Exemplare da draußen gibt, die einen genauso heiß machen können.

Aber nein, die Zuckerpüppchen aus Montreal lassen uns keine Luft, haben es sich anderes überlegt. Ein Remix-Album ist das Ergebnis nimmersatter Ausschlachtungen, nach ungewohnt zahlreichen Singles. Dient unter anderem zur Selbstbeweihräucherung und zur Befriedigung egomanischer Tendenzen. Oder als Werbemaßnahme für unbekannte Labelfreunde. Sei mal so dahin gestellt, diese forsche Analyse. Berechtigt, denn "Do you trust your friends?" besticht in erster Linie durch eine imposante Auflistung begabter kanadischer Musiker der Arts-&Crafts-Schmiede, die leider von einem richtigen Remix nicht den Hauch einer Ahnung haben.

Ausgenommen seien die Junior Boys, die elektronischen Frickler mit kühlem Charme, weitläufigen Keyboardflächen und anderer Plattenfirma. "Sleep tonight" verliert seine liebreizende Zerschossenheit und erhält feste Strukturen nach minimalistischen Prinzipien. Die ursprüngliche Rhytmik wird gekonnt ausgehebelt und elektronisch umgewandelt, die Melodielinien bleiben erhalten. Amy Milans Vocals sind originalgetreu, klingen aber wie frisch eingespielt. Singer/Songwriter Jason Collett hat ähnlichen Erfolgt mit seinem Versuch, einen Teil von "Set yourself on fire" umzukrempeln. "Reunion" wird zum gitarrenlastigen Jam, zur Verneigung vor den Rolling Stones und ihrer Zeit im französischen Exil. Rau, grobkörnig, unprätentiös.

Bei einem erwartbar hohen Niveau, fällt es schwer einen vernichtenden Rundumschlag zu machen. In der Tat ist "Do you trust your friends?" aber weit davon entfernt, dem Begriff Remix und seinem Konzept gerecht zu werden. Hier tummeln sich fragwürdige Neuinterpretationen, die die vormals großartigen Ideen der Stars ein Stück weit verrücken, sich in ihrem gleißenden Licht suhlen und selbst nur einen minimalen Beitrag leisten. Ideen, die für "Do you trust your friends?" kein Maßstab sein können. Das beste Beispiel liefern The Most Serene Republic, die uninspiriert an der Gitarre zupfen und ansonsten das wundervolle "Ageless beauty" sich selbst überlassen. Die geblasene Rhythmsection von "The big fight" wird von Minosaur Shock entrissen, so dass fade Beats ins Leere laufen können. Das ehemals aufreibende "He lied about death" ist der Absturz in einen üblen und einseitigen Synthiebrei. Auch die Selbsttätigkeit anerkannter Größen wie Final Fantasy oder The Dears entspricht mehr einem Hauch von Nichts. Wer um Standardauszüge aus einem immer wieder abrufbaren Repertoire bemüht ist, sollte deren Platten kaufen. Zum Schluss deshalb ein Bitte: "Do you trust your friends?", please set yourself on fire.

(Markus Wollmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Reunion (Jason Collett)
  • Sleep tonight (Junior Boys)

Tracklist

  1. Your ex-lover is dead (Final Fantasy)
  2. Set yourself on fire (Montag)
  3. Ageless beauty (The Most Serene Republic)
  4. Reunion (Jason Collett)The big fight (Minotaur Shock)
  5. What I'm trying to say Pt.1 (The Dears)
  6. What I'm trying to say Pt.2 (The Dears)
  7. One more night (Apostle Of The Hustle)
  8. Sleep tonight (Junior Boys)
  9. The first five times (The Russian Futurists)
  10. He lied about death (Metric)
  11. Celebration guns (Camouflage Nights with Kevin Drew)
  12. Soft revolution (The Stills)
  13. Calender girl (Young galaxy)
Gesamtspielzeit: 55:43 min

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