The Bishops - The Bishops

Weekender / Indigo
VÖ: 04.05.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Love me, d'oh!

Geboren sind sie in einer Zeit, als Schwarzweißfernseher schon ein Minderheitendasein fristeten und dem Aussterben entgegen taumelten. Doch schon in der Kindheit verbuddelten die Bishop-Zwillinge Mike und Pete ihre Nasen und Fransenponys unter Bergen von Platten aus der "goldenen Ära des Pop", aus einer Zeit, in der ein Schwarzweißfernseher noch als Luxusgut galt. Bei den Beatles und Kinks ließen sie die Rillen heiß laufen. Auch Scheiben der Stones oder Monkees spielten sie auf dem alten Plattenspieler schwindlig. Jahre später, immer noch beseelt von der Musik der vergangenen Zeiten, versetzten sie im Londoner "King's Head" regelmäßig Pfunds für Pints. Hinter dem Tresen schob damals Chris McConville, ein Exil-Schotte mit einem Faible für Ringelpullis, die Gläser unter den Zapfhahn. Und eines Abends stellte sich heraus, dass er nicht nur für dieselben Bands entflammt, sondern auch noch Schlagzeuger ist - das fehlende Puzzlestück für die Band, die Mike und Pete schon lange gründen wollten.

In unzähligen Proberaumstunden näherten sie sich nach anfänglichen Ausflügen in den Punk immer stärker dem, was sie von klein auf begeistert hatte: der frühen Beat-Zeit, dem ungestümen Rumpeln mit mehrstimmigen Gesangssätzen. Folgerichtig quartierten sie sich für ihr erstes Album auch in den Toe Rag Studios ein, um mit Liam Watson an den Reglern (The White Stripes, The Zutons, The Raconteurs) ihr gutes Dutzend Songs auf historischen Instrumenten einzuspielen, die selbst noch Geschichten aus der wilden Zeit erzählen könnten. Doch während die White Stripes sich in denselben Hallen die Vergangenheit griffen, um sie durchzuschütteln und ihr die Staubflusen abzuschrubben, bleiben The Bishops auf ihrem Debüt überwiegend auf hauchenger Tuchfühlung zu ihren großen Vorbildern, den frühen Beatles, den Kinks oder Monkees. Fast liebevoll erwecken sie die Vergangenheit zu neuem Leben - vom Sound über ihre Selbstinszenierung bis zu den Songs. Nostalgisch und zugleich schon beinahe gnadenlos gestrig.

Doch allem Epigonengemunkel zum Trotz: The Bishops machen Spaß. Vergnügt scheppern, schrammeln und rumpeln sie durch ihre vierzehn Stücke, die nur in Ausnahmefällen die Dreiminutenmarke erreichen und spicken sie immer wieder mit hübschen Melodien und Chorsätzen. Und dabei sind ihnen fast durchgängig feine Nummern gelungen. Allen voran das Dreck spuckende "Breakaway", der ohrwurmende Schweinebass-Stampfer "I can't stand it anymore" oder das fußwippende "Life in a hole" oder die Gehörgangkralle "Lies and indictments / Suns going down". Dass sich kleinere Schwachpunkte wie der Freakbeat-Langweiler "Say hello" dazwischen mischen, stört keinen großen Geist und trübt die gute Hörerlaune nur kurzfristig. Nur würde man sich häufiger wünschen, dass sie das Gaspedal noch ein Stück weiter durchtreten. Trotz allem Schwung halten sich viele Songs verhalten zurück, wenn es darum geht, noch einen Schritt weiter zu gehen, wenigstens kurz an der Decke zu kratzen. The Bishops haben sich ihre eigene musikalische Wohlfühl-Nische gesucht. Ob man hierhin auch längerfristig zurück kommt oder nicht doch eher zu den Originalen greift, bleibt abzuwarten. Eine Stippvisite lohnt.

(Ole Cordsen)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Breakaway
  • I can't stand it anymore
  • Life in a hole
  • Lies and indictments / Suns going down

Tracklist

  1. Menace about town
  2. Breakaway
  3. The only place I can look is down
  4. I can't stand it any more
  5. Life in a hole
  6. Say hello
  7. So high
  8. Lies and indictments / Suns going down
  9. Will you ever come back again
  10. Higher now
  11. Back & forth
  12. Travelling out way home
  13. In the night
  14. Carousel
Gesamtspielzeit: 35:40 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2009-03-13 17:54:10

Nächsten Montag live in Berlin. Sehr schön.

Die Rezension trifft's natürlich, und trotzdem höre ich mir "For Now" lieber an als "Merriweather Post Pavillion".

Armin

2007-04-19 20:31:45

THE BISHOPS sind die Mike Bishop (Vocals, Guitar) und Pete Bishop (Vocals, Bass) und Chris McConville (Drums).

Welcome back to the 60s. The Bishops erscheinen wie eine Reminiszenz an die goldene Pop-Ära der 60er Jahre. Denn die Zwillinge Bishop sehen nicht nur aus wie ein wahrgewordener Starschnitt der Beatles mit Pilzkopf und Bügelfalte im Anzug – auch musikalisch sind sie nicht weit entfernt vom Sixties Sound.

THE BISHOPS zelebrieren ihren energischen Neo-Sixties-Beat auf ausgedehnter Europatour – zunächst solo und ab Mai mit den RAKES:

01.05.07 GER, Hamburg, Knust (w/ THE RAKES)
02.05.07 GER, Berlin, Lido (w/ THE RAKES)
03.05.07 GER, Stuttgart, Schocken (w/ THE RAKES)
05.05.07 GER, München, Atomic Cafe (w/ THE RAKES)
06.05.07 GER, Köln, Prime Club (w/ THE RAKES)


Das selbstbetitelte und von Liam Watson (The White Stripes, The Kills, The Zutons) produzierte Debüt-Album der BISHOPS erscheint am 11. Mai, ebenso die zweite Single "The only place I can look is down".

Moses

2007-04-05 17:21:16

Ich habe sie gestern in Würzburg gesehen und muss sagen, dass ich selten für so wenig Geld (6€) so viel Spass hatte.
Richtig nette Band!
Sollte man sich anschauen, wenn man die Gelegenheit dazu hat...

Tamara

2007-04-02 16:22:55

Also, hab sie Samstag gesehen und fands wirklich gut und schön!
Zwei Collegeboys im Anzug die gute Laune verbreiten plus ein Schlagzeuger in gestreiftem Hemd...

Guuut, das kanpp einstündige Set konnte leider nur mit drei Beatvariationen dienen, aber langweilig war es dennoch nicht!
Looohnt sich! :)

Tamara

2007-03-27 23:34:16

Um das hier mal abzuschließen ;)

Alle die in der Nähe von Köln oder sogar in Köln wohnen, sollten am Samstag zum King Kong Klub (am 22h, aber vor 23h geht da sicher nichts...) kommen und sich The Bishops ansehen.! Punkt.

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