Devin Townsend - Ziltoid the omniscient
InsideOut / SPVVÖ: 18.05.2007
Space Quest
Das war ja 'ne lange Pause. Eigentlich hatte Devin Townsend mal was von "Entspannung" und "Müdigkeit" gefaselt. Aber so ist er halt, der hyperaktive Kanadier: immer unter Strom, immer auf Drehzahl. Diesmal also ein Soloalbum. Solo im Wortsinn, denn der einzige Musiker auf "Ziltoid the omniscient" heißt: Devin Townsend. Und damit es nicht langweilig wird, darf es denn auch noch ein Konzeptalbum sein. Es geht um Groschenroman-Aliens auf Speed, wie bereits das Cover (stilecht mit "10c"-Aufdruck) deutlich macht.
Doch was heißt hier Speed? Koffein ist es, wonach es dem allwissenden Ziltoid gelüstet: "Greetings humans! I am Ziltoid the omniscient. I have come far from across the omniverse. You shall fetch me your universe's ultimate cup of coffee. Black! You have five Earth minutes." Spricht's, fügt noch ein joviales "Make it perfect!" hinzu und hinterlässt den Hörer nicht zum letzten Mal als wieherndes Bündel in der Ecke. Bei der folgenden Vorstellung wird dann auch klar, dass dem guten Ziltoid eines garantiert nicht fehlt: Selbstbewusstsein. "I am so omniscient, if there was to be two omnisciences, I would be both." Ja nee, is' klar. Schöner Mist denn auch, dass die angebotene Plörre eben nicht ultimativ ist, sondern offenbar eher so ein Grandechocolateflavoreddecafwithnosugarhastenichgesehen-Muckefuck aus dem örtlichen Starbucks. "How dare they present this to me! Prepare the attack!" Ups!
Untermalt wird das alles übrigens durch die von Townsend gewohnten Breitwand-Sounds. Immer wieder aufgemotzt durch Dialoge, die verdammt viel mit Ed Wood gemeinsam haben. Genau, der Urheber solcher Trash-Perlen wie "Plan 9 from outer space". Aber letztlich kann das Konzept noch so brüllend komisch sein, die Musik muss dann doch irgendwie überzeugen. Und wieder einmal mehr nimmt Townsend den Hörer wieder auf Achterbahnfahrt mit. Ist "Ziltoida attaxx!!!" mit Hyperspeed-Geballer fast schon qualifiziert für eine Strapping-Young-Lad-Platte, so ist das folgende "Solar winds", welches die Verfolgung durch den großen Widersacher Captain Spectacular erzählt, anfangs bedächtig, später gar dramatisch. Theatralisch. Operesk. Mit donnernden Riffs und vereinzelten Growl-Eruptionen.
Grundsätzlich jedoch bleibt die musikalische Linie erhalten, die bereits auf "Synchestra" eingeschlagen wurde. Will sagen: bisweilen fast schon entspannt. Ob nun beim gepflegt dahinriffenden "Hyperdrive" oder bei "N9", bei dem Townsend anfangs über dem donnernden Soundteppich zu schweben scheint, irgendwie wirkt alles leicht, fast schon beschwingt. Wie es eben klingen kann, wenn man im Studio mal seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Insofern ist es zu schade, dass die Soundgags, die noch bei "Synchestra" für überraschende Momente sorgten, nun eher Mangelware sind. Irgendwo hatte die Devin Townsend Band wohl doch noch etwas Einfluss.
Jetzt mag man vermuten, dass ein Künstler, der für zwei Bands verantwortlich ist, auf einem Soloalbum entweder etwas komplett anderes macht oder sich zielgenau zwischen die berühmten Stühle setzen wird. Und diesmal überrascht Townsend uns nicht und wählt die letzte Variante. Das nimmt vereinzelten Stücken durchaus einmal die Variabilität oder die Aggressivität, je nachdem woher man schaut. Aber dann wiederum kommt die Story um den koffeinsüchtigen Alien-Captain ins Spiel. Und da singt, spricht, brüllt Townsend in allen möglichen Rollen, alleine oder im Dialog. Das bringt die Sahne in den Kaffee. Bis dann die Geschichte ihre eher tragikomische Auflösung findet. Wie? "Lebe deinen Traum", heißt die Botschaft. Wie man darauf kommt? Natürlich bei einer guten Tasse Kaffee.
Highlights & Tracklist
Highlights
- By your command
- Hyperdrive
- Color your world
Tracklist
- ZTO
- By your command
- Ziltoida attaxx!!!
- Solar winds
- Hyperdrive
- N9
- Planet smasher
- Omnisdimensional creator
- Color your world
- The greys
- Tall latte
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