Justin Rutledge - The devil on a bench in Stanley Park
Six Shooter / CargoVÖ: 20.04.2007
Riding again
"She's music to my ears / Even if she breaks my heart / It's music to my ears." Ist es nicht schön? Ja, tatsächlich! Ungläubig haut der Freund alternativer, amerikanischer Countrymusik auf sein Tonträgerwiedergabegerät und fragt sich, ob es wohl an einer technischen Ungereimtheit liegen mag, dass die Tonfolge und die Rhythmik im Hörkanal tatsächlich einen wirklichen Sinn ergeben. Keine Kontaktaufnahmeprobleme durch Reizüberflutung oder klebrige Rückstände, wie es durch überkandidelte Produktion schon mal vorgekommen ist, vor allem in den letzten Jahren. "Sweet July, you are a restless rhyme / We love your work come back anytime." Selbst das Reimen funktioniert, und es muss selbst nach mehrmaliger Prüfung festgestellt werden, dass "The devil on a bench in Stanley Park" des Kanadiers Justin Rutlege völlig einwandfrei über die Bühne geht. Wenn dann noch Starallüren fest verschlossen bleiben, kann einer guten Note für das zweite Album Rutledges eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Das Genre des alternativen Country (kurz: Alt. Country) leidet nicht erst seit gestern an zweifelhaften Alben und unrühmlichen Künstlern in Hülle und Fülle. Man nehme nur die ambivalente Speerspitze Ryan Adams, dem einst großes Talent zugeschrieben wurde. Genau der Typ, der mal eine formidable Band namens Whiskeytown sein Eigen nannte und mit seinem ersten Soloalbum "Heartbreaker" nicht nur alten Cowboystiefelträgern einen Schuss amerikanische Vergangenheit erfolgreich injizierte - und verstaubte Ansichten über verstaubte Musiker ad acta legte. Inzwischen hat es sich Adams zum Sport gemacht, so viele Veröffentlichungen wie möglich unters Volk zu bringen und uns mit einer großen Bandbreite an nicht immer hochklassigen Songs zu langweilen. Stillstand und Regression fand währenddessen in anderen Band- und Künstlerwerkstätten statt, die sich dem Country verschrieben hatten. Auch wenn es kein wirkliches Aufbäumen gegen eine drohende Nichtexistenz darstellt, passiert in diesem Jahr schon genügend Positives, um dem angeschlagenen Genre wieder auf die Beine zu helfen. Man blinzle nur einmal in Richtung "Fly high brave dreamers" von Chris & Carla, so sei man für kurze Zeit gesundet.
Justin Rutledges zweites Album, nach seinem, zumindest in Europa, vielbeachteten Debüt "No never alone" von 2004, stellt ein weiteres, wirksamen Pharmakon in Richtung Heilung dar. Er erfindet das Rad nicht neu, sondern bedient sich auf "The devil on a bench in Stanley Park" an bekannten, runden und voll ausformulierten Strukturen. Die Produktion ist lückenlos, die Songs vergöttern die Liebe, die minimalen Lebensängste und baden in geschichtsträchtiger Nostalgie im kargen Westernzirkus. Würde man seine Kompositionen mit exorbitantem Geschick 180 Grad in Richtung Extroversion drehen, könnte Rutledge mit seinem zarten Jungtenor genauso gut im anspruchslosen, countryesken Formatradio sein Tagewerk verrichten, garniert mit weißen Stiefeln, Zähnen und rotgeflecktem Halstuch. Aber dafür geht er viel zu begnadet zu Werke.
Er weiß den rechten Moment abzuschätzen, um seine Songs elektrifizierend aus dem Midtempo zu reißen, schlittert mit Geschick an der Stagnation vorbei - in wuchtigen Schulterschlüssen mit einem wohlklingenden Neil Young und ausgelassenen Gram Parsons. Bevor sich der nächste Yankee Doodle Dandy aber in Schale wirft, tritt er rabiat, mit beschaulicher Steel Guitar und traumhaften Backing Vocals von Oh Susanna auf die Bremse und vollführt eine Ballade oder gospelchorinspirierte Hymne nach der anderen. Ganz im Sinne von alten Helden à la Blue Rodeo, Jayhawks oder Uncle Tupelo. Darauf lässt sich doch aufbauen. Howdy!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Robin's tune
- Does it make you rain?
- The suffering of Pepe O'Malley (pt. IV)
Tracklist
- Robin's tune
- I'm your man, your my radio
- Does it make you rain?
- Come summertime
- Backseat honeymoon/Blues is what I do
- The suffering of Pepe O'Malley (pt. IV)
- Emily returns
- I am with her where the Avalanche begings
- This is war
- I'm gonna die (One sunny day)
Referenzen
Spotify
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- Justin Rutledge (21 Beiträge / Letzter am 19.04.2018 - 10:32 Uhr)