
Githead - Art pop
Swim / CargoVÖ: 04.05.2007
Die Bildungselite
Fürwahr ein Exempel puren Gitarrenpops ist dieses zweite Album von Githead geworden. Jedoch eine Sorte Pop, die von, sagen wir, Coldplay oder The Kooks ungefähr so weit entfernt ist wie Liechtenstein vom Gewinn der Fußball-WM. Dass dies auch gar nicht anders sein kann, wird einem schon bei einem Blick auf die Namen der hier versammelten Musiker klar: Colin Newman, Sänger der Artpunker Wire, seine Ehefrau Malka Spigel und Max Franken von den israelischen Minimal Compact sowie schließlich Robin Rimbaud, Fans experimenteller Elektronik besser bekannt unter seinem Pseudonym Scanner. Es muss wohl nicht eigens hervorgehoben werden, dass bei solch geballter Avantgarde keine Mitsingrefrains fürs Stadion oder Schunkelseligkeit für die Indiedisco rauskommen können. Dennoch bekommt man keineswegs krude Soundexperimente zu hören, sondern erstklassige, eingängige, letztlich erwachsene Popsongs, die - der Titel der Platte verrät es - durch einen Schuss Artyness verfeinert werden.
Dieses Besondere liegt bei "Art pop" in der Mischung der Einflüsse und der Sounds, der Abwechslung zwischen Geradlinigkeit, Repetition und Experiment. So sind der Opener "On your own", "These days" oder "All set up" Stücke mit catchy Melodien, schnurgerade wie ein amerikanischer Highway. "Drop", "Space life" und "Darkest star" hingegen holen die Dubkeule raus und wälzen sich angetrieben von Spigels stets präsentem, funkig-pulsierendem Bass aus den Boxen wie einst Jah Wobble. Dazwischen gibt es auch Momente der Erholung mit dem akustischen, wunderschön Raum gebenden "Lifeloops" oder dem experimentellen "Jet ear game", bei dem eine stark verzerrte Vocoderstimme von ein paar luftigen Bass-, Gitarren- und Keyboardfiguren getragen wird.
Über Abwechslung kann man auf dem Album also beileibe nicht klagen, wobei das alles immer homogen und rund bleibt und getragen wird von einer warmen, angenehmen Atmosphäre, ohne dass Githead jemals in Gefälligkeit abgleiten. Auf den vorderen Plätzen der Hitparaden dieser Welt wird man das wohl dennoch oder gerade deswegen niemals wieder finden, dazu klingt "Art pop" viel zu abgeklärt-erwachsen. Das ist schade, aber ehrlich gesagt will man doch gerade das: Pop, der begeistert, aber den nicht jeder Boulevardpresseleser mitpfeifen mag.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Drop
- All set up
- Darkest star
Tracklist
- On your own
- Drop
- Drive by
- Lifeloops
- These days
- Jet ear game
- Space life
- All set up
- Darkest star
- Rotterdam
- Live in your head