The Nightwatchman - One man revolution

Epic / Red Ink / Rough Trade
VÖ: 20.04.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Diese Maschine tötet Faschisten

Gut, Tom Morello dürfte mittlerweile nur noch Vollignoranten und Paralleluniversumsbewohnern unbekannt sein. Und auch seine Rolle als Politaktivist ist so neu auch nicht, hat er doch gemeinsam mit Serj Tankian (System Of A Down) die viel beachtete Non-Profit-Organisation Axis Of Justice gegründet. Und Konzerte im Rahmen solcher Veranstaltungen sowie Demonstrationen waren die Anlässe, die Morello erstmals als The Nightwatchman sahen. Nur mit Akustikgitarre bewaffnet, unterstützte er Gewerkschafter, Arme, sozial Schwache. Nun endlich gibt's die Protestnoten auch als Konserve.

Besonders dabei sind zwei Sachen. Zum einen: Morello spielt ausschließlich Akustikgitarre (wie auch auf den Konzerten). Zum anderen: Der Bursche kann richtig singen. Und zwar in einem wunderbaren Knarzen irgendwo in der Schnittmenge zwischen Johnny Cash, Bruce Springsteen und alten Folk-Recken wie Barry McGuire. Nun besteht natürlich die Gefahr, dass die Songs ohne die angespannte Atmosphäre einer zünftigen Demo eher so zünden wie ein schlecht gestopfter Molli. Nämlich gar nicht. Doch weit gefehlt, denn Morellos Stimme nimmt gefangen.

Äußerst sparsam instrumentiert, lediglich nur durch ein gelegentliches Klavier oder ein leise klopfendes Schlagzeug punktuell unterstützt von Produzent Brendan O'Brien, können die Texte ihre volle Wucht entfalten. Womit wir zu der Stelle kommen, an der der gewöhnliche FDP-Wähler weiterblättern wird. Denn der Klassenkampf ist wenig überraschend Programm beim Nachtwächtermann. Doch auch wenn manche Parolen wie in "No one left" arg platt daherkommen, sind es tatsächlich die Songs, die überzeugen. Sei es "The road I must travel", bei dem man sogar Parallelen zum alten Gassenhauer "7 Tage lang" konstruieren könnte (nicht, dass Morello die Käsköppe Bots kennen würde...) oder das bewegende "The garden of Gethsemane", Morello schreibt hier einige wunderbare Folk-Songs.

Schade nur, dass nicht alle Songs gleich wunderbar sind. Ein paar Längen schleichen sich dann doch ein. Ziemlich panne ist sogar "Flesh shapes the day". Nicht nur, dass Morello der Meinung ist, "I know it's a fact / That Jesus, Mary, Joseph / And the Apostle Paul were black", er kräht im Refrain doch klar außerhalb seiner Stimmlage. Also so schief wie die soziale Gerechtigkeit in den Staaten. Und auch die 3.478ste Anti-Irak-Krieg-Hymne in Form des erwähnten "No one left" wirkt auf die Dauer eher nervig als aufrüttelnd. Aber vielleicht muss man das manchen Ignoranten tatsächlich so oft aufs Brot schmieren.

Auf jeden Fall hat es Morello nicht versäumt, die beiden Songs aufs Album zu packen, die schon auf dem "Axis Of Justice"-Sampler glänzen konnten, nämlich die Gewerkschafter-Hymne "Union song" und das wunderbare "Until the end", das die Ideen eines gewissen Herrn Marley ein wenig weiter spinnt. "Three times I shot the sheriff / And I did not spare the deputy." Somit gelingt Morello etwas, was ihm so nicht zwingend zuzutrauen war: Ein Album mit zugegebenermaßen ein paar Längen, einem Totalausfall, aber ansonsten mit famosen Folksongs im Stil der 60er-Jahre-Protestler. Vietnam war damals, heute ist Irak und G8. Ein aufrüttelndes Album, was sowohl zum Einpeitschen als auch zum Zeltlager in Heiligendamm passt.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The road I must travel
  • Union song
  • Until the end

Tracklist

  1. California's dark
  2. One man revolution
  3. Let freedom ring
  4. The road I must travel
  5. The garden of Gethsemane
  6. House gone up in flames
  7. Flash shapes the day
  8. Battle hymns
  9. Maximum firepower
  10. Union song
  11. No one left
  12. The dark clouds above
  13. Until the end
Gesamtspielzeit: 50:12 min

Im Forum kommentieren

Hulla-Hair-Barbie

2007-09-10 21:29:17

Höre es nun zum ersten mal und das Album ist echt eine Kleine Überraschung für mich.

Wusste gar net das Kerl auch singen kann O_o
Hat alles jedenfalls ein extremes Bruce Springsten Fealing, was nun wirklich nichts negatives ist.
Die 6/10 find ich soweit ich bis jetzt gehört habe etwas unberechtigt da sich diese Note immer nach so-lala-durchschnitt anhört.
Das Album ist wirklich keine Revolution aber in dem was es sein will IMHO sehr gut und so schon über den Durchschnitt.


monguelfino clandestino

2007-04-28 23:39:56

mit der 6/10 stimme ich vollkommen überein. einen veriss hat das album nicht verdient

monguelfino clandestino

2007-04-26 13:13:26

jetzt bin ich auch in den genuss des albums gekommen und ich bin positiv überrascht. einige schöne lagerfeuerhits dabei. "the road i must travel" und one man "revolution" stachen besonders heraus.

Einstein

2007-04-23 13:07:17

Ich kenne auch einige Lieder aus dem Internet und habe gestern das Album zum ersten Mal komplett gehört. Mir gefällts!
Ich finde nicht, dass das "langweiliger Durchschnitt" ist, sondern so ziemlich das beste, was aus der Kombination Akustikgitarre plus Stimme rausholen kann.
Ich meine, bei der Instrumentierung sind die Möglichkeiten einfach beschränkt. Was großartig neues und/oder anspruchsvolles ist da nicht zu erwarten. Die Musik lebt von der Stimmung, und die finde ich super. Gleichzeitig entspannt, aber auch irgendwie energiegeladen, mit ner Prise Pathos (auch in den Texten).
Ich mag auch den Gesang, und bei Until The End hört man beispielsweise wieder besonders, was der Mann an der Gitarre kann.

monguelfino clandestino

2007-04-23 09:34:10

ich kenn ein paar nightwatchmansongs durch die "axis of justice" und es hört sich für mich nach langweiligem durchschnitt an. solides akustikgitarrenspiel ohne experimente und tom morellos stimme klingt, typisch für nicht besonders gute sänger, zumindest live sehr tief, als ob einige anstrengung dahintersteckt, den ton zu treffen.

Gespannt bin ich trotzdem auf neue songs und auch auf die studioqualität, ebenso macht die Gästeliste neugierig.

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