The Mission - God is a bullet

Oblivion / SPV
VÖ: 27.04.2007
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Süßer Vogel Jugend

Stellen wir uns einfach mal vor, noch einmal süße sechzehn Jahre alt zu sein. Der erste Samenerguß liegt ein paar Jahre zurück, aber das heißt ja nicht, dass einem deswegen gleich die Mädchen hinterher rennen. Was liegt da näher, als an der Welt zu verzweifeln, weil man doch genau das wollte? Typische Einbildung: Mit der richtigen Musik könnte man dem ersehnten Ziel vielleicht doch noch näher kommen. Wobei die Annahme wäre, dass es Mädchen gibt, die man damit beeindrucken könnte. Doch die Zielgruppe, die ebenfalls The Mission hört, dürfte genau so verzweifelt sein wie man selbst und dies vermutlich aus ganz ähnlichen Gründen.

Wobei es natürlich reichlich unfair ist, The Mission als Herzschmerz-Kapelle für pubertierende Jugendliche zu bezeichnen. Damit alleine hat es dann wohl noch keine Band geschafft, 21 Jahre zu überstehen - zumindest keine, die hier rezensiert würde. Die alte Anhängerschaft hat die Pubertät denn auch längst weit hinter sich. Mit den zurückliegenden Ergüssen hat sich Wayne Husseys Band allerdings bemüht, selbst für die von möglichst wenig Interesse zu sein. Auf "God is a bullet" hingegen ist der Wave-Sound der Band sogar wieder einmal erfreulich gitarren-orientiert ausgefallen und nicht ganz so langweilig wie zuletzt. Das könnte daher rühren, dass diese Klänge zuletzt wieder en vogue geworden sind. Vielleicht liegt es aber auch an den geladenen Gästen: Neben Ex-Gitarrist Simon Hinkler sind mit Julianne Regan und Tim Bricheno auch zwei ehemalige All-About-Eve-Mitglieder dabei, was ja vor zwanzig Jahren auch schon für Erfolg gesorgt hatte.

Das mit dem Erfolg ist hier natürlich relativ zu sehen: Längst räumen andere, jüngere Berufsdeprimierte die Charts ab. Zumal man ja gerne auch mal den Sänger der betrübten Hymnen anschmachten möchte. Und dafür taugt auch ein älter werdender Ville Valo noch vortrefflich. Immerhin brauchen The Mission keine alten Lee-Hazlewood-Songs zu covern, sondern haben etwa mit "Father" selbst eine erstklassige Ballade am Start. Und wenn es nötig wird, ist Hussey auch 2007 noch in der Lage, in "Hdshrinkerea" wie ein Schrumpfkopfindianer auf der Jagd nach neuen Opfern zu klingen. Dabei hat er es endlich auch mal wieder geschafft, ein paar gute Songs zu schreiben. Aber reicht das heute noch, um das junge Gemüse in der Discogruft aufzureissen? Tja. Eine Ü30-Gothic-Party müsste es geben.

(Holger Schauer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Father
  • Hdshrinkerea
  • Running with scissors

Tracklist

  1. Still deep waters
  2. Keep it in the family
  3. Belladonna
  4. To love...
  5. Aquarius & Gemini
  6. Blush
  7. Chinese burn
  8. Father
  9. Hdshrinkerea
  10. Draped in red
  11. Running with scissors
  12. In silhouette
  13. Dumb
  14. Absolution
  15. Grotesque
Gesamtspielzeit: 68:09 min

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