Grand Island - Say no to sin
Haldern Pop / CargoVÖ: 27.04.2007
Our Earthly pleasures
"Love is a dog from hell!" Full acknowledge. Der Opener des schockgefrosteten und hocherhitzten Trios aus Oslo namens Grand Island macht schon ganz zu Beginn alles klar. Diese Party bringt dich um. Na und? Dann geht die Sause eben woanders weiter. "Say no to sin" haben sie ihr Album genannt. Das soll aber bitte nicht missverstanden werden, Klosterschüler sind was anderes. Wenn Grand Island predigen, dann nämlich nur das, was Spaß macht. Der Rest ergibt sich schon von allein. Dabei ist dieses Album schon ziemlich überraschend und nach Oslo klingt es mal gar nicht. "I'm gasoline, you're fire". Bitte unbedingt ausrasten, ja? Wenn in "Us annexed" Sänger Espen Gustavsen in den Refrain rasselt, weil er sämtliche Notenblätter durcheinander gebracht hat und sich nicht anders zu helfen weiß, als mal eben völlig auszuticken, dann macht das schon Spaß. Einen Vorwurf will und kann man ihm sowieso nicht machen, schließlich verschwendet das gesamte Album keine einzige Sekunde an solchen Terz wie Plan oder Konstruktion. Anders lassen sich die unheimliche Melodieverliebtheit und Spielfreude, die bei Grand Island in jedem Refrain die Fetzen fliegen lassen, nicht erklären.
Und so wirklich einem Stil sind sie auch nicht unterzuordnen. Was vielleicht typisches modernes British Understatement vermuten lässt, ist in Wahrheit eine ganz andere Baustelle. "Hardsoul-Bluegrass-Disco" nennen sie es selbst und treffen damit ziemlich genau den Kern. Sei es "... and then I still said yes to sin" oder "Good enough". Wer hätte gedacht, dass sich mit einem Banjo derartige Floorfiller anstellen lassen. "Them lucky boys" pustet einen dann mit allem möglichen Gebläse um und macht sowieso keine Gefangenen. Leider konnte an selber Stelle nicht herausgefunden werden, wie in Norwegen die Rechtslage für cheesy Keyboards aussieht, bei all den finsteren Gesellen dort oben. Die Keys sind nämlich allgegenwärtig. Ob das dem Trash-Faktor dienen soll? Ungewiss. Manchmal stresst es dann nämlich doch. Zu häufig verwechseln Grand Island "den Nerv der Zeit treffen" mit "auf die Nerven gehen". Jetzt bitte bloß nicht in den falschen Hals kriegen.
Unter uns Pastorentöchtern: "Say no to sin", die musikalische Suche dreier herrlich bekloppter Norweger nach dem Heiligen Gral, weiß noch immer mit mehr Argumenten zu überzeugen, denn verdammt viele als Hype angepriesene Kombos von der Insel. Kein wirklich guter Erklärungsversuch für den Bandnamen der drei Nordlichter, zugegeben. Andererseits gibt es hier sowieso nichts zu erklären. Besonders wundern wird man sich kaum, wenn die Songs nach dem sechsten oder siebten Durchlauf vielleicht nicht mehr funktionieren. Das liegt in der Sache der Dinge selbst. Wo sonst, wenn nicht beim Sündigen, kommt es denn so sehr auf die Dosis an?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Us annexed
- Cobra verde
Tracklist
- Love is a dog from hell
- Fountain
- Us annexed
- Set your house on fire
- Good enough
- ... and then I still said yes to sin
- Vanity
- Cobra verde
- Them lucky boys
- Ghost in the lighthouse
- The inbetween is the everything
Referenzen