65daysofstatic - The destruction of small ideas

Monotreme / Cargo
VÖ: 27.04.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Ideenmangel

Wie drückte es ein Redaktionskollege neulich aus? "Post-Rock braucht so dringend einen Arschtritt, das gibt's überhaupt nicht." Wir machen jetzt kein Ratespiel daraus, wer genau das zu welchem Album gesagt hat. Das täte ohnehin nichts zur Sache. Um 65daysofstatic ging es dabei jedenfalls nicht. Und doch: Wenn man deren neues Album "The destruction of small ideas" hört, beginnt man zu verstehen, was er wohl gemeint haben könnte.

Bei "The destruction of small ideas" herrscht die bekannte rhythmische Sportgymnastik. Gitarren und Klavier sind für die geschmeidigen Kreisel mit dem Band verantwortlich, Zerreffekte und Flächensounds drehen Pirouetten mit dem Ball am Fuß, und das eine oder andere Hanfseil hilft beim Verknoten der Takte. Dabei erinnert allerdings die eine oder andere Kollision von Schlagzeug und mausgeklickten Frickeltakten verdächtig an herunterfallende Kegel. Und wo früher noch reichlich Platz für die Pointierung der einzelnen Elemente war, stolpern sie sich jetzt schon mal über die Füße. Das gibt Abzüge in der B-Note.

Dabei ist auch das dritte Album der Krachwerker aus Sheffield ein ambitioniertes und durchaus spannungsgeladenes Lebenszeichen. Mit einem bekannten Problem: reduzierter Überraschungseffekt. Der auf dem Debüt "The fall of math" so entwaffnend choreographierte Flirt von elegischem Instrumentalrock und zappeligen Elektronikbeats wirkte auf "One time for all time" nur deshalb weniger mutig, weil es halt schon der zweite Wurf war. Der trotzdem genau ins Ziel ging.

Und so spielen 65daysofstatic nach einigen Fingerübungen auch noch ihre eigentlichen Stärken aus. "Don't go to sorrow" lässt sanftes Moll fließen und gewinnt in seinen Stromschnellen so richtig an Fahrt. "Primer" türmt die Obertöne der Gitarre zu freundlichen Gewitterwolken auf. "A failsafe" beschießt seine jaulenden Melodiekreisel mit hektischen Gameboy-Soundeffekten. Und "Music is music as devices are kisses is everything" verschachtelt nicht nur seinen Titel, sondern baut mit der Geige eine hübsche Dreiecksbeziehung dazu. Schon ist da auch wieder diese formschöne Eleganz, der selbst unsauber gepastete Effekte, Crescendoroutinen und gewollte Überkreuzbreaks nichts anhaben können. Und wenn sich am Ende von "The conspiracy of seeds" plötzlich ein hyperventilierender Schreihals und ein windschiefer Chor duellieren, trauen sich 65daysofstatic mal richtig was. Den erwünschten Tritt ins Gesäß verpasst "The destruction of small ideas" allerdings nicht. Aber vielleicht kommt da ja noch was.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A failsafe
  • Don't go down to sorrow
  • Music is music as devices are kisses is everything

Tracklist

  1. When we were younger & better
  2. A failsafe
  3. Don't go down to sorrow
  4. Wax futures
  5. These things you can't unlearn
  6. Lyonesse
  7. Music is music as devices are kisses is everything
  8. The distant & mechanised glow of Eastern European dance parties
  9. Little victories
  10. Primer
  11. White peak/dark peak
  12. The conspiracy of seeds
Gesamtspielzeit: 62:21 min

Im Forum kommentieren

badpit

2016-04-11 00:15:13

wichtig ist definitiv, das Album sehr laut zu hören - dann offenbart sich ein Meisterwerk.

"Don't Go Down to Sorrow", "These Things You Can't Unlearn", "Music Is Music as Devices Are Kisses of Everything", *Primer* und *The Conspiracy of Seeds* alles 10/10

Eliminator Jr.

2015-05-18 18:00:03

Hab's nach Jahren mal wieder ausgegraben. Ist wirklich sehr gut gealtert und hat einen (trotz der viel zu dumpfen Drums) ganz speziellen und tollen Klang. Das 'Circle Takes The Square'-Finale ist sowieso unerreicht.

badpit

2014-06-24 10:53:46

das album empfinde ich heute als noch viel größer, die 6 sterne rezension schmerzt da doch sehr....

Coby

2011-09-02 15:54:04

Das Album kickt eigentlich ordentlich, Vorraussetzung ist, man dreht die Regler richtig nach oben!

embele

2008-10-07 19:31:28

2007 gab es eine Menge Highlights, für mich sind auch 2008 viele gute VÖ's gewesen.
Aber 65daysofstatic sind immer schon eine coole Band gewesen, schon die ersten beiden Alben waren sehr gut.

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