The John Butler Trio - Grand national

Atlantic / Warner
VÖ: 27.04.2007
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Springinsfeld

Das John Butler Trio ist nun schon seit einigen Jahren ein Phänomen zwischen Adult-Pop-Rock und dem ebenso originellen wie originalen Entwurf von Blues, Groove und melodienschwangerer Hochstimmung. Eben diese Zwitterexistenz machte sie in ihrer australischen Heimat zu Millionensellern und im Rest der Welt zu den Lieblingen einer kleineren, jedoch keinesfalls nur von verstockten Bluesgevattern bevölkerten Gemeinde. Und bietet somit ebenso das Potential, nach allen Seiten groß zu werfen, wie auch die Gefahr, sich im Zuviel zu verlieren. Diese Befürchtung, die auf "Living 2001-2002" und "Sunrise over sea" noch überstrahlt wurde, ist nun auf "Grand national" wahr geworden.

Denn nur selten gönnt Butler seinen Kompositionen ein derart klares Auftreten wie gleich zu Beginn "Better than". Der Song ist eine wahre Wuchtbrumme an Euphorie und Entschlossenheit, die im schnöden Radioprogramm eine mehr als willkommene Abwechslung bieten würde (wenn es hier nicht hopplahopp zu Tode genudelt wäre). "Daniella" zeigt darauf mal wieder, wie sich Anthony Kiedis zu sanft verzockten Bluesstramplern anhören würde. Und legt damit einen ersten Finger auf die Wunde. So geht der hier rausgeblasene Reim auf "Cinderella" wohl nur deshalb noch so viertelwegs in Ordnung, weil Kiedis selbst schon vor Jahrzehnten den guten Willen des Hörers mit ähnlich heißer Luft auf Durchzug gestellt hat. Der Referenz nicht genug, versteckt sich auch das Wohlstands-Gebashe von "Used to get high" hinter Papierwänden aus Stakkato-Gesangstabulatoren, die Butler direkt von Kiedis' Zungenbein abzufeuern scheint.

"Gov did nothin'" zieht sich hingegen durch Percussions, Soulchöre und Blechbläser zwischenzeitlich wieder selbst aus dem kalifornischen Einheitssumpf. Und obwohl "Good excuse" nicht eben die beste Entschuldigung für einen recht pomadigen Reggae-Blues-Bastard ist, gibt sich der Rhythmus doch ordentlich Mühe, das Klischee des Songs zu knacken. Dank an Shannon Birchell und Michael Barker, die Butler auch auf Albumlänge ein ums andere mal die rechte Wahl der Mittel nahelegen. Er sollte bloß öfters darauf einsteigen.

Wie etwa bei "Caroline", einem echten Trauerkloß voll innerer Eleganz, der durch sich beharrlich hochzäumende Streicherwirbel angestachelt wird. Oder "Devil running", das zwar nicht so recht aus seinem Crossover-Knick kommt, seine Sache aber doch recht gut macht. Ebenso ist Butler zu der Folkminiatur "Losing you" bei sich selbst in der Tat am Besten aufgehoben. Und auch "Nowhere man" und "Fire in the sky" machen kaum mehr überflüssige Mätzchen. Letzteres mutiert mittendrin gar zu einem beinahe alternativ vor sich hin rockenden Stück. Da hört man gerne noch mal hinterher, wie sich das jetzt eigentlich entwickelt hat. Es ist also keinesfalls alles schlecht auf "Grand national". Butler bleibt auch hier ein Wesen der zwar nicht immer nachvollziehbaren, allerdings stets bemerkenswerten Sprünge. Für dieses Mal hat er sich seinen Brustbeutel etwas zu voll gepackt. Aber auf dem Boden halten wird es ihn wohl niemals.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Better than
  • Caroline
  • Fire in the sky

Tracklist

  1. Better than
  2. Daniella
  3. Funky tonight
  4. Caroline
  5. Good excuse
  6. Used to get high
  7. Gov did nothin'
  8. Groovin' slowly
  9. Devil running
  10. Losing you
  11. Nowhere man
  12. Fire in the sky
  13. Gonna take it
Gesamtspielzeit: 60:02 min

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