Kings Of Leon - Because of the times

RCA / Sony BMG
VÖ: 20.04.2007
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Barbiere

Sie sind einfach zu gut, um erfunden zu sein, die Geschichten um die Kings Of Leon. Die aus dem traditionsbehaftetem Tennessee stammen und einen echten, wanderpredigenden Vater aufweisen können. Die Milchbubengesichter haben und sich trotzdem waschechte Woodstock-Bärte wachsen lassen können. Die die notariell beglaubigten Erben einer ganzen Rock'n'Roll-Generation sind und außerdem das möglicherweise kratzigste Debüt des Jahrtausends vorgelegt haben. Die ein großartig verwüstendes Zweitwerk fabriziert haben und mit ihrer dritten Geburt die Messlatte zurück nach Louisiana prügeln. Diese zotteligen Angeber!

Die drei Followill-Brüder Caleb, Jared und Nathan sowie ihr Cousin Matthew haben sicherlich mehr in die Wiege gelegt bekommen als der gemeine Mensch. Diese Kerle wissen intuitiv, wie der Bart gestriegelt gehört und warum die Jacke nach ranzigem Fett riechen muss. Wie die Gitarre schmirgeln, der Bass kreischen, das Schlagzeug jauchzen und sich die Stimme überschlagen muss. Und deshalb waren die zwei verrotzen Vorgänger auch mit vielem in Verbindung zu bringen. Nur nicht mit harter Maloche. Mit Arbeitertum vor dem Herren. "Because of the times" hingegen ändert da etwas im Räderwerk.

Dieser wahnsinnige Opener, diese Supernova in Pop: "Knocked up", ein siebenminütiges Wunderwerk, das die erste Berührung mit U2s "The Joshua tree" vor dem geistigen Auge ablaufen lässt und Gänsehaut im Rückenmark verewigt. Wahnwitz - mit nur einem Basslauf, spitzen Gitarrentönen, ausbrechendem Refrain und einer Melodie, die zum Niederknien ist. Das hat niemand im Kopf. Das kostet Kraft, das braucht Nerven. Und hört sich nach intensiver Arbeit an. Schnell ist klar: Diese jungen Männern bleiben nicht stehen, sondern entwickeln sich prächtig. Das Songwriting ist graziler, cleverer. Die Texte bissiger, die Bärte gestutzt.

Die erste Single, "On call", eingängig wie Knoblauchgeruch, bringt nach der winzigen Enttäuschung "Charmer" die Haare in Stellung. Das quirlige "McFearless" oder das schimmernde "True love ways" haben nichts mehr von knarzigem Schmirgeln. Das ist Pop, wie man ihn aus Amerika zugeweht bekommen will. Bleibt noch die zweite Hälfte, die man sich mit einem Schuss Whiskey, einer Schachtel Zigaretten und viel Aufmerksamkeit zu Gemüte führen sollte. Gewichtige Ruhepole wie "Ragoo" und "Fans", die von Calebs signifikanter Stimme leben, das kaleidoskopische "Trunk" oder das traurig schlendernde "Arizona" vergisst man nämlich nicht so schnell.

"Because of the times" ist kein knochenhartes Baumwollpflücken unter der sengenden Sonne, es ist ein gewuchtetes, schweres Album geworden. Das gehört, gehört, gehört werden will. Nichts ist gerotzt, nichts rausgeprügelt worden. "Because of the times" ist ausgewogen, tariert Emotionen mit Kraft. Es ist ein schillerndes Album geworden, das die Kings Of Leon jenseits aller gültigen massenkompatiblen musikalischen Ausrichtung etabliert. Nun kann man Kings Of Leon ruhigen Gewissens zu den ganz Großen zählen, weil sie die Rockmusik am Puls der Zeit festnageln. Und: Geht da etwa noch mehr?

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Knocked up
  • True love ways

Tracklist

  1. Knocked up
  2. Charmer
  3. On call
  4. McFearless
  5. Black thumbnail
  6. My party
  7. True love way
  8. Ragoo
  9. Fans
  10. The runner
  11. Trunk
  12. Camaro
  13. Arizona
Gesamtspielzeit: 51:39 min

Im Forum kommentieren

fuzzmyass

2021-12-28 03:42:57

Was Kojiro sagt.... tolles Album und ihr bestes... danach wurden sie leider richtig saukacke, aber es bleiben die ersten 3 guten Alben mit Because Of The Times als Höhepunkt

nörtz

2021-12-27 18:59:24

Hab mir zufälligerweise gestern mal die Pitchforkrezis zu den Alben durchgelesen, als ich das neue Album noch einmal hörte.

Die mochten die Band wohl nicht so. :D

Kojiro

2021-12-27 17:14:52

"Charmer" ist ein absolutes Monster. Die Tage mal wieder reingehört; mit Abstand ihr bestes Album. Klare 9 / 9,5 - 10. Große Liebe für dieses Album. Umso enttäuschter war ich, als man wenig später plötzlich auf Boy-Band gemacht hat.

Thanksalot

2021-03-13 08:57:51

Anlässlich des neuen Albums habe ich auch mal wieder Aha Shake Heartbreak und Because Of The Times rausgekramt und mich wieder mal gefragt, was eigentlich passiert ist. Zwei so gute Platten und seit Only By The Night vergleichsweise nur belangloses Zeug.
Allein schon der Anfang mit "Knocked Up" das Gepolter von "Charmer"... hui. Und dann funktionieren auch noch die ruhigeren Kandidaten ("Trunk", "Arizona"). Kein Song unter 7/10, ihr bestes Album.

Andreas

2021-03-12 15:57:07

Knocked up, On Call, Arizona. Besser waren sie nie!

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