Hot Cross - Risk revival

Hope Division / Equal Vision / Cargo
VÖ: 02.03.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

The Robert Lembkes

Guten Tag! Schön, dass Sie da sind. Ihr Applaus, bitte sehr. Würden Sie zunächst vielleicht diesen Genrevertrag signieren? Danke, sehr schön. Und nun setzen Sie sich doch, und welches Schweinderl hätten's denn gern? Ah, was frag ich? Das rot-schwarze natürlich. Schwarz wie der Blick in die Zukunft. Rot wie die Revolution. Willkommen also zu "Was bin ich für ein Underground?", Ihrer Show der vielen Fragen und knappen Antworten. Willkommen auch zur Verwirrung gleich zu Beginn. Denn Hot Cross' typische Handbewegung besteht nicht, wie sonst in ihren Gefilden üblich, aus einem zackigen Salutieren. "Yes, Sir! Jawohl, Sir!" ist hier nicht drin. Eher schon ein Abwinken, Sich-Rumdrehen, kurz gegen den Takt in den Knien wippen, in den nächsten Akkord reinbücken. Und zwar: in Gleichzeit.

Zusammen mit etwa Cinemechanica, Mewithoutyou oder Charlottefield zuckt da etwas in den Untiefen des nordatlantischen Screamo-Stroms. Zugegeben: All diese Bands skandieren meist direkt aus dem "Wir sind das Volk"-Headquarter und erzählen Geschichten davon, wie sie früher hunderte Meilen zum nächsten Fugazi-Konzert getrampt sind. Doch jede sucht sich auch ihre eigene Akzentuierung. Bei Hot Cross ist das eine überall aneckende Rhythmik, ein wenig Jazz aus dem Post-Irgendwas-Lager und ein wieder erstarkter Hardcore-Background. Entsprechend präsentiert ihr "Risk revival" überdrehte, zickige Gitarren, Satzgesang mit Schreieinlagen sowie Takte jenseits der magischen Vier, die dann auch noch ausgebremst, angehalten, fiese zerschmirgelt werden. Und doch immer wieder dieses eine oder andere klare Riff, das jedoch ganz ohne Knallbonboncharakter serviert wird. Vor allem dieser Umstand macht das Gesamtbild so schön konsequent.

Dennoch ist Hot Cross auf ihrem Zweitling zumal im Vergleich zu früheren Chaosklatschen Einiges beinahe straight geraten. So ziehen "Cardiac silence" oder "Scrape wisdom" ihren Brüllalong ein wenig nach den Strickmustern von Quicksand in Form. "Turcoat revolution", "Fatefully" oder "Existence" veranstalten hingegen ein Monstertruck-Rennen, bei dem die Punkte neben Geschwindigkeit und Matschverdrängung vor allem für Anmut und Grazie der Spins auf der halben Hinterachse sowie für die rückfedernde Sprungweite beim Wiederaufschlag vergeben werden. Der mit Ehemaligen von Saetia und Off Minor halbprominent besetzte Rhythmuskern zieht hierfür gleich die richtig großen Puschen auf. Und Gitarrist Casey Boland, ehemals Kupplungstreter bei You And I, lässt seine Riffs Moshwände zimmern, die er sogleich wieder zu Solosplittern zerschlägt. Die Nähe zu Drive Like Jehu oder den frühen Victim's Family ist hier sicherlich unverkennbar.

Entsprechend ist "Risk revival" auch weniger Geräusch- und Geschwindigkeitsforschung als vielmehr ein Statement in Dynamik und Energielogie. Wie Hardcore das noch ist und welchen Wurmfortsatz er vor dem Bindestrich trägt, tut bei einem derart unbeirrbaren Album hingegen nicht viel zur Sache. Und auch die einzig noch verbleibende Frage - Wo ist er bloß hin, der Robert Lembke in uns allen? - kann man sich getrost ins Sparschwein stecken. Er möge in Frieden ruhen. Und die Fragen einfach mal im Raum stehen lassen.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Turncoat revolution
  • Fatefully
  • Existence
  • Blame truth

Tracklist

  1. Exit and trails
  2. Turncoat revolution
  3. Resent resist rebuild
  4. Fire the foundations
  5. Cardiac silence
  6. Kill the name
  7. Silence is failure
  8. Fatefully
  9. Existence
  10. Rejoinder
  11. Finance fuels the sickness at heart
  12. Blame truth
  13. Scrape wisdom
Gesamtspielzeit: 43:57 min

Im Forum kommentieren

Sven

2009-06-19 13:27:48

So Oldschool-Emo.

JD

2007-03-22 22:16:43

hehe...

floesn

2007-03-22 22:15:03

Guck an - dass man immer erst laut werden muss....

floesn

2007-03-22 22:09:15

Ich denke, dass der Threadtitel dann jetzt doch umbenannt werden könnte.

Khanatist

2007-03-22 22:07:36

Mehrmals gehört und kaum ein Song hat sich mir richtig erschlossen, jedoch mit dem Gefühl, dass es noch irgendwann gewaltig klicken wird - macht schon jetzt Spaß. Vielleicht etwas gleichförmiger als 'Cryonics', denn so gut ist sie bestimmt nicht.

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