Good Shoes - Think before you speak
Brille / EMIVÖ: 30.03.2007
Mal ehrlich
Die Beschreibung trifft inzwischen auf Dutzende Bands aus Großbritannien zu: jung, hochgelobt und hocherfolgreich. Zum Beispiel auf Good Shoes aus Morden in Südlondon. Die haben alles, was eine junge, hochgelobte, erfolgreiche Band heute braucht: Sie scheren sich nicht viel um Musikgeschichte, nutzen alle Möglichkeiten des Internets, treten zur richtigen Zeit auf den richtigen Bühnen und vor den richtigen Leuten auf. Ein, zwei Gespräche und Empfehlungen später: Rhys, Steve, Joel und Tom haben nicht nur einen Plattenvertrag, sondern werden auch von großen Radiostationen wie XFM und BBC Radio 1 gespielt, treten vor Tausenden beim Reading-Festival auf. Der NME hat längst die Witterung aufgenommen und schrieb "You'll wonder how you ever lived without them?".
Nun schreibt der NME recht viel und nicht immer ergibt es Sinn. Bei den Good Shoes allerdings ist es völlig okay, euphorisch und ein bisschen blind vor Begeisterung zu sein. Die vierzehn Stücke auf "Think before you speak" ballen sich zusammen zu einem großen Berg voller Hits, die alle ziemlich catchy sind, wie der Anglophone sagt. Die Themen sind vorhersehbar, Liebe, das Leben am Stadtrand und so. Wie diese vier das in Texte und Melodien übersetzen, macht stellenweise atemlos. Die Gitarren klingen, als wären sie einige Wochen auf der Schönheitsfarm für Musikinstrumente gewesen: Nicht sehr aufdringlich, setzen sie die Akzente in den richtigen Augenblicken. Der Stimme von Rhys Jones bleibt genug raum, um sich auszutoben. Good Shoes scheinen irgendwie erholt und mit großem Spaß bei der Sache zu sein.
Jones hat es nicht nötig, sich mit einer pseudo-harten, pseudo-lustigen oder irgendeiner anderen Pseudo-Attitüde auszustatten. Sein Englisch klingt nicht abgewetzt, klingt nicht nach Working Class, eher nach Oxford und Cambridge. Good Shoes sind aber keine Besserwisser, keine Klugscheißer, die ihre Intelligenz im Bauchladen vor sich her tragen. Sehr hohe Anforderungen an den Hörer stellen die Stücke nicht, das steht ihnen gut, denn alles andere wäre doch ziemlich unehrlich. Dann lieber so wie hier: gute, schnelle und eingängige englische Rockmusik.
Das könnte noch was werden mit Good Shoes, hier kommt alles zusammen: viel Begeisterung, viele Fans, viele Gigs, einige gute Singles und EPs als Appetithappen und dieses Album, das zwar kein Meilenstein der Rockmusik, aber doch eine sehr gute Platte ist. Das bisschen Luft nach oben werden sie auch noch brauchen, die Good Shoes, wenn sie einmal richtig groß werden wollen. Könnte klappen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Morden
Tracklist
- Nazanin
- Photos
- Morden
- All in my head
- Never meant to heart you
- Blue eyes
- Sophia
- We are not the same
- Small town girl
- In the city
- Thing to make and do
- Everybody talking
- Ice age
- Wait
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Good Shoes - No hope, no future (5 Beiträge / Letzter am 16.06.2012 - 09:21 Uhr)
- Good Shoes - Good shoes (31 Beiträge / Letzter am 03.11.2007 - 07:43 Uhr)