Hazeldine - Double back

Glitterhouse / TIS / Warner
VÖ: 02.04.2001

Endstation Sehnsucht

Gar nicht lange her ist es, da waren Hazeldine das große, neue Ding in der wackeligen Schublade mit der Aufschrift "Americana". Majordeal und Durchbruch schienen lediglich noch eine Frage der Zeit zu sein. Genau diese Zeit wird aber bekanntlich nur dann zum Freund, wenn man sie sich nimmt. So schreiben die drei jungen Damen aus Albuquerque ihre Songs lieber mit der Weisheit vieler kleiner, langsam zahlreicher werdender Fältchen. "I know I'm getting older / I see it in your face / The lines I can't erase" heißt es im Titelsong und plötzlich ist es wieder Herbst.

Das Bild verschwimmt. Als es wieder scharf wird, wirft eine flackernde Glühbirne schales Licht in eine viel zu enge Küche. Teller stapeln sich links, während rechts ein völlig mit Fett überzogenes, altes Radio vor sich hin rauscht. Der Boden knarzt, als eine erschöpft aussehende, junge Frau den Flur betritt, ihren Mantel abstreift und sich schwerfällig in den einzigen Stuhl fallen läßt. "Zuhause" hört man eine müde Stimme seufzen - kein Glitzer, kein Schampus und Hollywood ist ganz woanders.

Genau so stellt man sich die Welt vor, in der sich Hazeldine zu ihren mal verträumt-sentimentalen, mal zurückhaltend rockigen Zustandsbeschreibungen eines Lebens zwischen Alltag und E-Gitarre inspirieren lassen. Sie erzählen dabei von seltsam vertraut wirkenden, enttäuschten Tagträumen: mies bezahlte Jobs in billigen Kneipen, sich langsam im Alltagsdunst auflösende Leidenschaften, der nie erfüllte Wunsch vom eigenen Bild auf Plakatleinwänden. All diese kleinen Stiche hauchen uns die drei so sachte in Gehör, daß man das Außergewöhnliche im Normalen zu entdecken glaubt. Hoffnung ist da, wo man sie sucht.

(Oliver Ding)