Iain Archer - Magnetic north

We Love You / PIAS / Rough Trade
VÖ: 23.03.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Aufgetaucht

Snow Patrol sollte man sich nicht von ihren Fans vermiesen lassen. Zwar ist ein zugegeben großer Anteil ihrer Songs bestenfalls Durchschnitt, doch gehören einige ihrer wunderbaren Pophymnen in Stein gemeißelt. So etwa das wundervolle "Run" aus der "Final straw"-Ära und der Feder von Iain Archer. Dem Ex-Mitglied. Der auf "Eyes open" noch dem ein oder anderen Chorgesang seine Stimme beifügen durfte. Iain Archer ist nicht etwa wegen Streitigkeiten über diverse Tantiemen aus der Band geschieden. Iain Archer ging, weil es künstlerisch nichts mehr zu holen gab. Und deshalb darf man laut und erleichtert seufzen.

Denn mit "Magnetic north" haben Snow Patrol nun den Salat. All die Leichtigkeit, die Schönheit, die Sanftheit, die "Eyes open" als verhaltenen Krampf präsentiert, erhascht das vierte Soloalbum Archers. Der lockige Brite, der Glanz und Licht verbreitet, nie still steht, beweist ein weiteres Mal seine großen Songwriterkünste. Schon der Vorgänger "Flood the tanks", der unter anderem mit dem wundervollen "Boy boy boy" aufwartete, entpuppte sich als graziles Popalbum, das dem stagnierenden Britpop Weitsicht unterbreitete, aber leider weitestgehend unbeachtet blieb.

Schon wegen des traurig-schönen Artworks von "Magnetic north" soll sich dieser Zustand doch bitte schön nun ändern. Archer springt ins Meer, zeigt sich als vermeintliche Wasserleiche und erklärt damit die musikalische Seite seines neuen Albums aufs Trefflichste. Zärtlich legt sich seine Stimme im "Canal song" über ein schüchtern perlendes Gitarrenspiel, "When it kicks in" klingt im Intro nach Bloc Party, in der Strophe nach Ryan Adams, im Refrain nach U2 und sowieso nach großem Hit. Unglaublich, aber wahr. "Soleil" kümmert sich um reißenden Herzschmerz, "Long jump" um Radiohead-Zitate.

"Magnetic north" schmeckt so sehr nach traditionellen englischen Pophymnen, dass einem die Zunge wässrig am Kinn hängt. Archers Stimme spielt zwischen Conor-Oberst-Unsicherheit, Thom-Yorke-Genius und Ryan-Adams-Melange, holt Melodien aus dem Süßstoffspender, als ob dort Sehnsucht und Melancholie zu finden wären. Mit Iain Archer kann man in schöne Welten abtauchen. Und trotzdem trocken nach Hause kommen. "And I see a lifeboat / Against the broad horizon / A lifeboat / Keep holding on / The search is on."

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Canal song
  • When it kicks in
  • Long jump
  • Lifeboat

Tracklist

  1. Canal song (End of sentence)
  2. Minus ten
  3. When it kicks in
  4. Collect yourself
  5. Soleil
  6. Everything I've got
  7. Arriero
  8. Frozen northern shores
  9. Long jump
  10. Luke's point
  11. Lifeboat
Gesamtspielzeit: 53:01 min

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