Dälek - Abandoned language

Ipecac / Southern / Soulfood
VÖ: 09.03.2007
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Dead poet's society

Kaum zu glauben und doch wahr: HipHop kann immer noch tiefer gelegt werden, es ist da weiterhin kein Ende absehbar. Nelly ist mittlerweile so weit, dass er in seinen Videos Kreditkarten durch die Arschritzen irgendwelcher Zehn-Dollar-Nutten zieht, 50 Cent macht ohnehin keinen Hehl mehr daraus, dass er viel lieber Zuhälter als Rap-Star wäre, und The Game hat unlängst eine DVD auf den übersatten Markt geworfen, die so hasserfüllt, kindisch und dumm ist, dass er damit buchstäblich "um eine Kugel bettelt" (Musikexpress). Falls das abgesehen von all dem Scheiß noch jemanden interessiert: Snoop Doggs Pornovideo von 2001 kommt zur Zeit auf ein IMDb-Rating von 4.9.

Man guckt sich das mit dem tiefer gelegten HipHop also lieber von der anderen Seite an, man nimmt da besser den Blickwinkel von Dälek. Hier - und da klingen wir gerne altmodisch - hat Deepness weder mit Niveaulimbo, noch irgendwelchen Schluckbeschwerden zu tun. Hier darf man ruhig sagen, dass es immer tiefer geht und immer schwerer wird, die Stellung zu halten. Sie sind eine aussterbende Spezies: Dälek, der MC, und Oktopus, der Producer. Ihren irrwitzigen DJ Still haben sie längst schon an die Solokarriere verloren, wo sie herkommen und hinwollen, darauf hatte aber auch das keinen Einfluss, daran können Namen und Personalien nichts ändern - selbst auf dem bisher zugänglichsten Album der Band.

Ins richtige Verhältnis gerückt heißt das: Wenn "Absence" die Platte war, auf der einem alle Kochtöpfe um die Ohren flogen, ist "Abandoned language" nun das Brodeln kurz vor dem Unglück. Es geht um Kommunikation, um Worte als bleibenden Wert im Gegensatz zum Menschen und seiner zeitlich begrenzten Existenz. Es geht natürlich auch um Leute, die sich nicht an die Spielregeln halten - egal, ob die Disziplin nun HipHop oder Außenpolitik heißt. Aber an vorderster Front steht jetzt die Überführung dieser Themen in musikalische Kontexte, die niemanden ausschließen, eine schnell verständliche, universelle Sprache sprechen. Die Noise-Attacken zerkratzen nicht mehr alles, die Beats klingen stattdessen wie ausgehöhlt, Transparenz ist plötzlich wichtig. Und dann steht am Anfang ein Zehn-Minuten-Koloss, der doch wieder alle durcheinander bringt.

Solche Stolpersteine müssen immer noch sein. Vor allem das vielsagend benannte "Lynch" in der Albummitte mit Horrorstreichern und Todesdröhnen statt sorgsam gebauter Beats erinnert an jene Zeiten, als Dälek regelmäßig mit der Unhörbarkeit flirteten, ohne sich letztlich ganz darauf einzulassen. Saxophone drohen diesmal Freejazz an, Klaviere spielen von ganz weit hinten mit, Scratches werden wie Narben durch ein Gesicht gezogen. Dälek steht dazu im Dialog mit Schlachtrufern und grollenden Stimmen, die wie eingemauert klingen, sein Flow wirkt auf die gleiche Weise beruhigend wie der eine Besinnungsmoment vor einem Bungeesprung. Hier bleibt weiterhin unsicher, ob man wieder auftaucht, hier lässt sich nicht mal vorhersagen, ob alle in einem Stück aus der Sache rauskommen. So viel zu Däleks zugänglichstem Album.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Abandoned language
  • Paragraphs relentless
  • Starved for truth
  • (Subversive script)

Tracklist

  1. Abandoned language
  2. Bricks crumble
  3. Paragraphs relentless
  4. Content to play villain
  5. Lynch
  6. Stagnant waters
  7. Starved for truth
  8. Isolated stare
  9. Corrupt (Knuckle up)
  10. Tarnish
  11. (Subversive script)
Gesamtspielzeit: 62:46 min

Im Forum kommentieren

Starly

2013-02-13 07:20:32

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Soup Dragon

2007-03-25 17:04:37

Ohne Noise klingt's ein bisschen wie ein Trip Hop-Album finde ich. Die beiden Vorgänger gefielen mir besser.

Stefan

2007-03-25 00:15:17

Oh ja, es gibt wirklich sehr viele großartige Hip-Hop Acts. Leider in den Rocksparten auch ebenso viele Fans, die sich selbst und ihre Szene zwar demonstrativ vom Mainstream abgrenzen, andererseits aber Hip-Hop nur über MTV wahrnehmen und das komplette Genre folglich über diesen Kamm scheren. Dann verpasst man nur dummerweise so einiges. ;)
Jetzt weiß ich nicht, ob das von den Leuten hier als guter Hip-Hop empfunden wird, aber ich leg gerade mal Gang Starr ein. Premier kann einfach alles!

dude

2007-03-22 13:00:25

das innovatiste Genre? in Bezug auf was?

Wolffather

2007-03-22 12:47:28

Dann gib mal ein Paar Tips, wäre sehr dankbar, einen großen Überblick habe ich nämlich in der Tat nicht

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