Kim Frank - Hellblau

Universal
VÖ: 02.03.2007
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Das Kind im Mann

Kim Frank ist ein Langweiler, wie er im Buche steht. Nackt über die Reeperbahn ist er gelaufen? Päh! Wenn er Eier hätte, wäre er im Adamskostüm auch gleich in die Elbe gesprungen. Mit Echt hatte er ein einziges Nummer-eins-Album? Ha! Dafür hätten Tokio Hotel nur ein Lächeln übrig. Mit Hunderten Frauen will er geschlafen haben? Kinkerlitzchen! Ein wahrer Mann vergnügt sich mit so vielen an manchen Abenden gleichzeitig. Sechs Jahre lang war er auf Drogen und soll einige TV-Auftritte wie den bei Harald Schmidt gerüchteweise bekifft begangen haben? Wie öde! Wäre er mutig, hätte er spontan vor der Kamera einen durchgezogen.

Wer will es dem heute 24-Jährigen schon verdenken, dass er die Zeit nach der Befreiung aus dem goldenen Käfig Teeniestar erst mal nutzte, um ordentlich die Sau rauszulassen? Und sich mit seinem Soloalbum fünf Jahre Zeit gelassen hat. Jenes wurde nun sogar von solchen Menschen interessiert erwartet, die es sich selbst nie zugetraut hätten. Denn mit einer gewissen Distanz und ohne das ganze Image-Gedöns muss jeder zugeben, dass die Echt-Karriere einige gelungene Songs zutage gebracht hatte. Zu verdanken sind die zweifellos auch der Stimme von Kim Frank, der in seiner zielstrebigen Art, in jüngerer Vergangenheit so ziemlich alles falsch gemacht zu haben, was falsch zu machen geht, nur noch sympathischer geworden ist. Aber vor allem sind diverse Echt-Klassiker einem Mann namens Michel van Dyke zuzurechnen, dem Ghostwriter im Hintergrund, der ein Gespür für tolle Popsongs hat und heute unter anderem für Jasmin Wagner arbeitet.

Bei "Hellblau" hatte er seine Finger nicht im Spiel, kein einziges Mal, und das ist wohl auch der Hauptgrund, wieso Kim Franks Solodebüt derart in die Binsen gegangen ist. Die Songs schrieb fast ausnahmslos Frederik Waldner, Frontmann der eher unbekannten Indiepop-Truppe Shine. Kim Frank hingegen steuerte keinen Ton bei. Er kümmerte sich lieber um die Texte. Und während die Tralala-Kompositionen und der dicke Streichereinsatz höchstens für Schulterzucken sorgen, bringen die Lyrics ganz andere Reaktionen. Man will die Wände hoch gehen, sein Mittagessen wieder loswerden und sich die Ohren zutackern, wenn man solche Dinge hört: "Versuch nicht, stehen zu bleiben / Das würde Stillstand bedeuten."

Statt Reflexion über ein bewegtes Leben setzt es vorwiegend plumpe Herzschmerztexte. Oder auch nach dem "Reimen für Anfänger"-Prinzip ausgeklügelte Miniaturen, die im Booklet wie eine Anklageschrift stehen: "Vielleicht ist es zu spät / Aber gut es endlich zu wissen / Ich will das (sic!) es so weitergeht / Und dich nicht so vermissen müssen." Und wer Musikrezensenten oftmals vorwirft, dass sie Textzeilen aus dem Zusammenhang reißen, der soll sie erstmal im Kontext hören. Dann ist nämlich alles noch viel unerträglicher. Löbliche Ausnahmen gibt es nur vereinzelt: die Single "Lara" etwa, eine Art wohliges "Du trägst keine Liebe in Dir", Part 2, oder auch das an der Grenze kitschende Titelstück.

Die Hoffnungen waren groß und sie waren berechtigt, dass sich Kim Frank, dieses vermeintlich so große Talent der deutschsprachigen Popmusik, von seiner Vergangenheit emanzipiert und mit seinem ersten Soloalbum als seriöser, erwachsener Künstler etabliert. Statt Reife bringt "Hellblau" aber eher die Vermutung, dass dieser Mann rückwärts altert. Zum Echt-Finale hin mitunter respektable erwachsene Songwriting-Kunst, diesmal Poesie auf Pennäler-Niveau. Wie soll das weitergehen? Nächstes Mal "Schnappi"-Lyrics, auf dem übernächsten Album Baby-Gebrabbel und beim darauffolgenden Mal rhythmisches Klopfen von innen gegen den mütterlichen Bauch? Das kann ja heiter werden. Aber schlimmer kaum mehr.

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lara

Tracklist

  1. Lara
  2. Zwei Sommer
  3. Berlin
  4. Hellblau
  5. Für schlechte Zeiten
  6. Wenn ich Du wär
  7. Zeitlos schön
  8. Über Nacht
  9. Etwas Grosses
  10. Liebe
  11. Kalt und leer
  12. Abspann
Gesamtspielzeit: 48:03 min

Im Forum kommentieren

Frisur

2018-02-02 20:06:47

Sowas sollte unter Strafe stehen. Hat der keinen Spiegel daheim?

matti

2018-02-02 16:08:15

Alle Frühreifen sehen mit 40 so aus. Bei den Frauen ist's nicht besser.

Sonja Z

2018-02-01 12:52:52

Ein Fall für den Dschungel.

Kim Frank

2018-02-01 11:30:24

Ich war mal cute. Schaut, was aus mir geworden ist.

https://www.google.de/search?q=Kim+Frank&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwj9yK-awYTZAhVDK1AKHVTuAmUQ_AUICigB&biw=1366&bih=675

Kim

2015-03-20 21:32:24

HAHA! Ein absoluter Klassiker... mit sowas durfte ich mich früher JEDEN TAG auseinandersetzen.
In der Realität sieht man schon wenn sie auf einen zu kommen, dass sie sagen wollen, was für ein Arschloch man ist. Sie starten mit Komplimenten. Ich stehe ruhig da, lächle, sage kein Wort, lausche ihrem Monolog, der in Beleidigungen endet. Ein wunderbares Schauspiel für die die mit mir unterwegs waren. Also: Kinners ich fühl mir wohl HINTER der Kamera! Hört die alten Platten. Seid nett zueindander.

https://de-de.facebook.com/kimfrankofficial

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